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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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„Löber hat so einiges gegen fremdländische Personen. Es gab da einen griechischen Studenten, Cyriacus Polizo, der maßgeblich daran beteiligt war, dass es am 10. Juni Tumult gab. Er war angeblich ein Führer der Duellgegner, aber auch das ist für mich zweifelhaft. Wie auch immer seine wahre Einstellung war, er sorgte für viel Unruhe, und am Ende verschwand er sehr plötzlich und heimlich ...“
    Lewis lächelte. „Ich bin aber kein Grieche und zettele auch keine Aufstände an.“
    Hardenberg fuhr fort: „Aber Löber misstraut jedem, der von weither kommt. Es stellte sich nämlich heraus, dass Polizo Ordensmitglieder anzeigte und zur Strafe zu bringen pflegte. Er war ein Spitzel des Geheimen Consiliums zu Weimar.“
    Lewis wich alles Blut aus dem Gesicht. Er schnappte nach Luft und wandte sich dann fieberhaft an Herder. „Ich denke, es ist mehr Eile als zuvor an den Tag zu legen, dass wir zurück nach Weimar kommen!“

Zehntes Kapitel
    In welchem sich die Nebel verdichten
    R egierungsrat Voigt schritt in seinem engen Zimmer hin und her und umkreiste den verloren auf seinem Stuhl sitzenden Lewis wie ein Wolf seine Beute.
    „Ich weiß nicht, ob ich Sie loben oder schelten soll!“ Er hielt inne und sah aus dem Fenster, durch dessen Scheiben grell das Morgenlicht ins Zimmer fiel und ihn scharf als Schattenriss zeichnete.
    „Zwar haben Sie mir gute Dienste geleistet, wodurch Sie in so kurzer Zeit schon ein paar Namen und Hintergründe haben liefern können.“ Dann drehte er sich um und sah Lewis scharf an. Diesem schien es, als glomm es in Voigts Augen auf, feurige Punkte im dunklen Gesicht, das vom Gegenlicht konturiert wurde.
    „Aber dass Sie sich selbst in Gefahr gebracht haben, indem Ihr Name und Ihr Gesicht einer gefährlichen Person bekannt wurden, das ist wohl nicht in meinem, geschweige denn in Ihrem Sinne!“
    Lewis verschränkte die Finger, damit Voigt nicht sah, wie sehr ihm die Finger zitterten. „Das war ein bedauerlicher Zufall, den ich ...“
    „Natürlich bereuen Sie ihn! Das ist keine Frage.“ Voigt legte die Hand ans Kinn. Seine Finger schienen dürr, und die Nägel wirkten auf Lewis wie Klauen, die im Licht schimmerten. „Vielleicht sollte ich Ihnen sagen, wie sehr Sie künftig auf der Hut sein müssen, um nicht in arge Bedrängnis zu geraten.“
    Lewis zuckte schwach die Achseln und versuchte, das Kinn ein wenig zu recken. „Ich werde es schon zustande bringen, mich vor Klingen oder Kugeln zu schützen ... indem ich ihnen aus dem Weg gehe ...“
    Voigt verschränkte brüsk die Arme. „Lewis! Erinnern Sie sich, wie ich bei unserem ersten Zusammentreffen erwähnte, dass es sich bei den Schwarzen Brüdern um Menschen handelt, die sich nicht allein mit geistiger Giftmischerei zufriedengeben?“
    Lewis zog den Kopf ein. „Ja. Das bedeutet wohl, dass diese nicht allein Komplotte und Aufruhr anzetteln, sondern auch ...“ Lewis sog die Luft ein. Dann begriff er. „Keine Klingen und keine Kugeln?“
    „In der Tat!“, brummte Voigt. „Diese Unholde verstehen sich auf die bedenkliche Kunst der unbemerkten Giftmischerei und wissen, wie man die furchtbaren Todeswässer mit Namen Aqua Tophana und Aqua Lauro-Cerasi anmischt, die unmerklich langsam, aber unwiderruflich sicher töten.“ Er nickte, und seine Brauen hoben sich wie Portalbögen über die stechenden Augen. „Ich bezweifle, dass Sie der täglichen Nahrungsaufnahme ebenso leicht aus dem Weg gehen können wie Menschen, die Degen oder Pistolen tragen.“
    „Sie haben recht“, sagte Lewis eingeschüchtert. „Zumal sich Pistolen trefflich verbergen lassen.“
    „Sie sehen es also ein“, meinte Voigt, und seine Stimme klang etwas milder als sonst, ohne aber den schnarrenden Unterton zu verlieren. Er nahm ein gefülltes Glas vom Schreibtisch, ging zu Lewis hinüber und gab es ihm. „Einen Arrak auf den Schrecken?“
    „Gern“, antwortete Lewis und streckte eine zitternde Hand danach aus.
    „Falsch! Ganz falsch!“, bellte Voigt und zog das Glas heftig zurück.
    Lewis war entsetzt zusammengezuckt.
    „Sie dürfen nicht so unvorsichtig sein!“, schalt Voigt. „Nehmen Sie keine Getränke an, die sich bereits im Glas befinden. Selbst wenn man vor Ihren Augen einschenkt, müssen Sie darauf achten, dass auch jemand anderes aus derselben Flasche sein Glas erhält, und auch dann müssen Sie ein Auge auf das Glas selbst haben, ob nicht schon zuvor etwas darin war. Achten Sie auch auf pulverige Rückstände an Rändern oder Boden des

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