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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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zu dem Leichnam hin und hoben ihn vorsichtig auf.
    „Ihr anderen“, befahl Bode weiter, „richtet alles so her, wie Balsamo es wünscht! Bindet den Geheimrat an meinen Sessel!“
    Bode lächelte zu Goethe hinüber. „Ehre, wem Ehre gebührt, Abaris!“
    Goethe wollte etwas Scharfzüngiges erwidern, doch Bode übertönte ihn. „Postiert euch dann an den Türen! Wir können während der Zeremonie keine Störung brauchen!“
    Während die Schwarzen Brüder durch den Saal gingen und nach Balsamos Anweisungen Stühle verrückten, Feuerschalen aufstellten und entzündeten und Goethe auf den großen, mit kryptischen Schnitzereien verzierten Lehnstuhl fesselten, der am Kopf der Tafel gestanden hatte, wandte sich Bode wieder an Lewis und Hardenberg. Diese standen nun ohne Wächter da, doch sprach aus ihrer Körperhaltung nur zu deutlich, dass sie keinen Fluchtversuch zu unternehmen wagten.
    Bode sprach in Zimmerlautstärke auf die beiden ein, so dass kein Wort zu den geschäftigen Männern dringen konnte. „So habt ihr also den heißspornigen Didakus überwältigen können ... zwei kühne Knaben! Aber mir soll ’ s recht sein. Der Bursche war zu machthungrig und versessen, zu selbstverliebt. Ich hätte mich früher oder später seiner entledigen müssen. Nun, da ihr dies für mich getan habt, muss ich meine Finger nicht beschmutzen, und ich zürne euch auch nicht.“
    Dann begannen seine Augen, sich drohend zu verengen. „Dass ihr jedoch meinen geschätzten Löber getötet habt ...“ Bode ballte die fleischige Hand zur Faust. „Ich hätte Krafft schon längst auslöschen sollen – aber ich werde seiner nicht habhaft. Er scheint wie ein Geist, der immer auftaucht, wo man ihn nicht vermutet, und wo man ihn vermutet, dort bleibt er nie lange.“
    Lewis lächelte schwach bei diesem Gedanken und ertappte sich dabei, verstohlen die Maskierten zu beobachten. Möglicherweise ...
    Bode hatte seinen Zornesausbruch wieder unter Kontrolle. „Löber war ein treuer Diener, sogar über den Tod hinaus – nicht wahr, Herr Lewis?“ Er funkelte Lewis an, dem dabei und durch die Erinnerung an den unheimlichen Magister ein kalter Stich durch den Magen fuhr.
    „Ich erwähne dies nur, damit Sie beide völliges Vertrauen in die Kräfte und Fähigkeiten Balsamos haben. Sie stimmen mir sicher zu, wenn ich finde, dass jemand, dem es gelingt, Leben in einen toten Körper zu zwingen, ohne Schwierigkeiten die Gedanken eines Lebendigen beeinflussen kann?“
    Er rieb sich nachdenklich seine Kinnfalten. „Zumindest wird dieses Unterfangen von längerer, erfolgreicher Dauer sein. Ich finde es bedauerlich, dass die Kraft des wiederauferstandenen Löber nicht reichte, Sie zu erwürgen, Lewis.“
    Bode zuckte die schweren Schultern. „Aber so können Sie mir anderweitig von Nutzen sein. Ich verschwende nicht gern, und warum sollte ich dies mit Menschen oder Talenten tun? Balsamo wird seine Fertigkeiten noch zur Genüge anwenden können. An Ihnen unter anderem.“ Er hob mit sanfter Geste Hardenbergs Kinn an. Dieser zeigte keine Regung, sah mit müdem Blick in den Raum.
    „Mit Ihnen werden wir auch Professor Schiller endgültig überzeugen können, sich uns anzuschließen.“ Bode zog die Hand weg, und Hardenbergs Kopf senkte sich wieder.
    „Apropos“, begann Bode, „wo mag sich Ihr Freund, der junge Herder, befinden? Er war doch auch zu Goethe geladen.“ Er nickte langsam. „Ich hoffe, ihm geschieht nichts, wenn er so allein auf den Straßen umherirrt, auf der Suche nach Hilfe ...“ – dabei fasste er Lewis scharf ins Auge – „... nach der Sie ihn so leichtherzig geschickt haben! In den Wahnsinn der Stadt!“
    Bode weidete sich einen Augenblick an Lewis’ bangem Ausdruck, dann fuhr er fort: „Aber es mag ihm nichts geschehen, schließlich ist er ja der Sohn unseres geschätzten Bruders Decanus.“
    Lewis öffnete erstaunt den Mund.
    Bode nickte gehässig. „Ja, Superintendent Herder ist Illuminat. Überrascht Sie das? Fühlen Sie sich irritiert? Gerät Ihr Weltbild ins Wanken?“, triumphierte Bode. „Das ist genau richtig. Sie sollten sich nirgends sicher fühlen, wir sind überall! Aber grämen Sie sich nicht, denn binnen kürzester Zeit werden Sie ein glühendes Mitglied sein ...“ Bode wollte noch etwas hinzufügen, da hörte man Balsamos Stimme.
    „Es ist bereit!“
    „Nun denn!“, wandte Bode sich an Lewis und Hardenberg. „Folgen Sie mir, und werden Sie Zeuge eines großen Augenblicks: der Geburt des neuen Herrschers

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