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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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die kaum vernehmbar atmende Corona Schröter geschart, die langsam die Augen öffnete und Lewis anblickte. Sie lächelte ihn schwach an und ließ dann die Lider wieder sinken. Lewis konnte sich zu keiner Gefühlsregung durchringen, zu sehr zerrten die vergangenen Ereignisse an seinen Gedanken.
    Herder nickte zu Krafft hinüber. „Der Stich ist nicht lebensbedrohlich. Es mag sein, dass die Lunge punktiert ist, doch es scheint, dass sie überleben wird, mit künftigen Atembeschwerden vielleicht.“
    Bodes höhnisches Lächeln gefror für einen Augenblick, dann trat erneut der verächtliche Ausdruck auf sein Gesicht. „Zu dumm für eine Sängerin ...“
    Bevor Krafft ihn erneut packen konnte, wirbelte Bode herum, griff hastig in das Kabinett und hob eine winzige Flasche an die Lippen. Einer der Soldaten vermochte sie ihm aus der Hand zu schlagen, doch Bode hatte den Inhalt schon geschluckt. Irr grinsend drehte er sich zu Krafft und den anderen um, ein Tropfen lief aus seinem Mundwinkel.
    „Ich habe mein Schicksal gewählt! Lebt wohl, ich sehe euch in der Hölle!“ Er schloss ergeben die Augen.
    Einige Herzschläge verstrichen, in denen niemand einen Laut von sich gab. Alle blickten auf Bode. Der atmete rasch, zog die Stirn in Falten und öffnete dann überraschten Blickes die Augen. Er schien zutiefst verwirrt, denn der Tod, den er erwartet hatte, blieb aus.
    Krafft bückte sich und hob das Fläschchen auf. Er las das kleine Etikett. „Aqua Tophana.“ Er sah Bode an. „Ein langsam wirkendes Gift, wie mir scheint ...“
    Bode wurde todesbleich, und dann öffnete er den Mund und begann aus Verzweiflung zu schreien, ein Schrei, der durch die Zimmer und Flure des Hauses scholl und bis hinab in den unterirdischen Saal drang, wo er schaurig verhallte.

    Später standen sie alle vor dem Bernstorff ’ schen Haus und atmeten tief die nächtliche Winterluft ein. Rauch war zu riechen, und dann und wann waren in der Ferne noch ein lautes Rufen, ein Schrei oder gar ein Schuss zu hören.
    Von Germar hatte kurz berichtet, dass die Schwarzen Brüder, soweit ersichtlich, getötet oder gefangengesetzt waren, die Tumulte bis auf wenige Ausnahmen befriedet seien und die meisten Bürger Weimars nun erschöpft schliefen. Sie würden am kommenden Morgen hoffentlich wieder voller Vernunft aus ihrer Wirrsal erwachen.
    Krafft erlaubte sich ein spöttisches Lachen, wandte sich jedoch, bevor von Germar etwas erwidern konnte, an den immer noch etwas schwach auf den Beinen stehenden Goethe. Der hatte schon von Bodes schleichendem Schicksal erfahren, welches er ohne eine Regung zur Kenntnis genommen hatte.
    „Wir erwarten jederzeit Nachricht über die erfolgreiche Vereitelung des Anschlages auf seine Hoheit, den Herzog“, erläuterte Krafft. „Wir sind guter Dinge, da wir alles Wichtige von den gefangenen Verschwörern erfahren und unsere besten Männer entsandt haben.“
    Goethe nickte, und sein Gesicht entspannte sich etwas. Dann schien ihm etwas einzufallen. „Was ist mit ...“, krächzte er und musste dann husten. Er hatte zu viel von dem betäubenden Rauch aus Balsamos Feuerschalen geschluckt.
    Krafft klopfte ihm auf den Rücken. „Wir haben einen Boten entsandt, eigentlich müsste jederzeit ...“ Eine nahende Kutsche war zu hören, und Krafft wandte sich um. „Da sind sie“, sagte er nur.
    Auch Lewis blickte in die angegebene Richtung und mit ihm Herder und Hardenberg, die einander stützten. Hardenberg war benommen durch den Blutverlust aus seiner Wunde und umklammerte mit der freien Hand seine blaue Blume.
    Die Kutsche brauste heran, kam rutschend zum Halten und heraus flog, mit aufgelöstem Haar und angsterfülltem Blick, Christiane Vulpius. Sie eilte auf Goethe zu und fiel schluchzend in seine Arme. Dann stieg langsam Wieland aus dem Wagenschlag, Goethes schlafenden Sohn auf dem Arm. Er trat zu dessen Eltern und reichte ihn den beiden, die ihn daraufhin zu zweit umfingen.
    Wieland trat zu Lewis. Er sah zerschlagen aus, und auf seiner Stirn prangte eine gepfefferte Beule. Er klopfte Lewis auf die Schulter und wies auf die kleine Familie, die da im Schnee stand. „Ein Idyll“, seufzte er versonnen. Dann blinzelte er Lewis schelmisch zu. „Aber meine Familie ist größer und weniger ruhig.“
    Lewis nickte manierlich.
    „Besuchen Sie mich doch einmal“, bot Wieland an.
    Lewis biss sich auf die Unterlippe. „Wenn Sie erlauben, Herr Wieland, ich habe heute genug Unruhe für eine lange Zeit gehabt.“
    Wieland lachte leise

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