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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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anstrengender
Tag gewesen: erst die Aufregung mit dem Mastiff und dann die weiten Wege auf
vier Pfoten.
    Gaby, die bekanntlich einen heißen
Draht hat zum Tierschutz-Verein, holte sich das Telefon in ihr Zimmer.
    Die Acht-Meter-Schnur reichte aus.
    Katharina von Dölmenhorst-Meiswitz, die
derzeitige zweite Vorsitzende, meldete sich mit ihrer adeligen Stimme.
    Die Dö-Mei, wie sie vom ersten
Vorsitzenden Otto Schnerz genannt wurde, war eine energische ältere Dame, bei
der die Fäden zusammenliefen. Sie hatte Haare auf den Zähnen.
    Nicht mal die ausgekochtesten Tier- und
Hundekot-Feinde wagten es, sich mit ihr anzulegen.
    Gaby war ihr Liebling.
    „Tag, Gabriele“, erwiderte sie den
Gruß. „Geht’s dir gut? Mir auch. Habe gerade einen geharnischten Brief
geschrieben an unseren Bundestags-Abgeordneten. Diese sogenannten
Volksvertreter, die nichts im Auge haben außer ihrem eigenen Vorteil — und im
Kopf noch weniger müssen endlich begreifen, daß ein Tier keine Sache ist, rein
rechtlich, sondern ein Lebewesen mit Gemüt, Charakter und Herz. Vielleicht
erleben wir dann, daß das Tierschutzgesetz menschenwürdig wird. Bis jetzt ist
es eine Schande für uns. Aber wo drückt dich der Schuh, mein Schatz?“
    „Ich hätte gern gewußt, Frau von
Dölmenhorst-Meiswitz, ob es in unserem Bezirk — also auch außerhalb der Stadt —
einen Züchter gibt, der sich mit Mastiffs befaßt.“
    „Braucht Oskar Gesellschaft?“ lachte
die Zweit-Vorsitzende.
    „Also, wir haben einen Mastiff-Züchter.
Gegen ihn läßt sich nichts sagen. Außer vielleicht, daß seine Kampfhunde
lammfromm sind. Was natürlich besser ist, als wenn er unberechenbare Killer
herstellt.“
    „Viel besser“, erwiderte Gaby — und
dachte: Der, den wir suchen, ist keineswegs lammfromm.
    „Kuno Hinkslein — so heißt er“, sagte
die Dö-Mei. „Für den Namen kann er nichts. Ein tüchtiger Mann. Früher in
Ostpreußen hätte ich ihn als Gutsinspektor beschäftigt. Warte, Gaby, seine
Telefonnummer habe ich. Die... lautet... ja, da ist sie. Also: 3857396. Hast
du? Gut! Tschüs, mein Schatz, und grüß deinen Tim.“
    Gaby atmete dreimal tief durch.
    Dann wählte sie Hinksleins Rufnummer.
    „Zwinger Stöberhai, Hinkslein am
Apparat“, meldete sich eine dunkle Männerstimme.
    „Tag“, sagte Gaby. „Ich rufe an auf
Empfehlung von Frau von Dölmenhorst-Meiswitz. Mein Name ist Gabriele Glockner.
Freunden von mir ist ein Mastiff zugelaufen. Bevor wir ihn im Tierheim abgeben,
wollen wir versuchen, den Besitzer ausfindig zu machen. Es handelt sich um
einen Rüden. Sehr wuchtig. Dunkel, aber mit besonderem Kennzeichen. Eine
Vorderpfote ist weiß. Die linke. Wissen Sie vielleicht, wem der gehört?“
    „Klar doch“, erwiderte Hinkslein. „Das
ist Zero. Vor zwei Jahren habe ich ihn verkauft. Ein prachtvolles Tier. Zero
müßte jetzt... ja, er ist 29 Monate alt. Sein Besitzer heißt Norbert Jokel. Ein
Chemiker, soviel ich mich erinnere. Zero ist der einzige Hund mit weißer Pfote,
den ich jemals gehabt habe.“
    „Danke, vielen Dank! Das ist eine große
Hilfe. Wo dieser Norbert Jokel wohnt, wissen Sie nicht?“
    „Ich glaube, in Stettenborn. Vielleicht
steht’s im Telefonbuch.“
    Gaby bedankte sich abermals und legte
auf.
    Eine Minute später hatte sie die
Adresse gefunden: Norbert Jokel, Stettenborn, Plätscher Weg 11.

19. Schatten im Schneegestöber
     
    Tim strahlte seine Freundin an, schloß
sie in die Arme, ließ aber sofort wieder los — und blickte umher, ob vielleicht
ein Pauker zusah.
    Denn die TKKG-Bande stand — vollzählig
— vor dem Hauptgebäude der Internatsschule, also auf dem Pausenhof, der freilich
an diesem Samstagvormittag um 10.09 Uhr völlig leer war — sieht man ab vom
frischen Schnee.
    Gaby und Karl waren aus der Stadt
hergekommen, um ihre Freunde abzuholen. Auch Oskar war dabei.
    Hätten sich Tim und Klößchen erst zur
Stadt hinbemüht, wäre das ein Umweg gewesen.
    Denn aller Ziel war Stettenborn.
    Und dieses eingemeindete Ex-Dorf liegt
näher am Internat als an der Stadt.
    „Stark, Pfote!“ meinte Tim. „Saubere
Arbeit. Norbert Jokel, ein Chemiker. Heiß hört sich das an. Heiß! Als Chemiker
hat der Mensch vielleicht die Tricks drauf, die aus einem Mastiff ein Untier
machen. Mit orange-farbenem Maulschaum und Bestien-Gemüt. Vielleicht ist die
Phosphor-Farbe seine, Jokels, spezielle Erfindung. Denn einen Hund kann man
nicht mit jeder Farbe anmalen. Die Fellhaare würden ihm ausgehen. Und ein
nackter Hund fällt noch

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