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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Ich sah, wie dieses... Vieh über die Felder auf mich zu
hetzte. Erst dachte ich wirklich, ich wäre nicht bei Trost. Aber dann habe ich
begriffen, daß es kein Spuk, sondern Wirklichkeit war. Ich bin um mein Leben
gelaufen — zu dem Haus. Mein Gott!“

    „Und?“
    „Die Besitzerin hatte gerade die
Terrassentür geöffnet und schüttelte eine Decke aus. Ich bin an der Frau
vorbeigerast — ins Haus und habe geschrien, sie soll sich retten. Im
Terrassenzimmer saß ihr Mann vor dem Fernseher. Der Arme ist hochgesprungen wie
angestochen. Die Frau kam mir nach, und ich habe ganz schnell die Tür
zugemacht. Der Hund war schon am Haus, dicht bei der Terrasse. Ich sah
deutlich, daß es sich um einen Hund handelte. Dann schien es mir, als sprühten
Funken auf dem Rücken; und weg war er. Wie der Blitz. Die Leute haben ihn nicht
gesehen.“
    „Die Funken“, erklärte Gaby aufgeregt, „waren
die Funkimpulse; jedenfalls besteht Funkverbindung zwischen dem Hund und seinem
Besitzer. Einbahnige Verbindung, natürlich. Der Hund empfängt das Signal und
dreht ab.“
    Die Frau überlegte, nickte dann.
    „Wahrscheinlich hast du recht. Denn ein
Pfiff oder sowas war nicht zu hören. Aber der Hund hat ein Signal empfangen.
Sonst wäre er nicht umgekehrt.“ Sie lächelte. „Die Leute wollten die Polizei
holen. Sie dachten, ich sei übergeschnappt. Immerhin haben sie mir dann ein
Taxi gerufen. Doch das mit dem Hund hat niemand geglaubt. Auch der Taxi-Fahrer
    meinte, er kenne fast jede Hunderasse,
aber keinen phosphorfarbenen Riesenhund.“
    „Sie und ich wissen, daß es ihn gibt.“
    Gaby kraulte Oskar, dem die Fahrt zu
lange dauerte. „Waren Sie bei der Polizei?“
    Die Frau schüttelte den Kopf. „Ich
hatte Bedenken, daß man mich auch dort nicht ernst nimmt. Sag mal, könntest du
mich irgendwann zu Hause besuchen? Ich bin Marlies Bender.“
    „Ich heiße Gaby Glockner. Sie möchten,
daß ich Ihrem Mann und Ihrem Sohn von meinem Erlebnis erzähle.“
    „Wenn wir zu zweit auftreten, glaubt
man uns.“
    „Sie sind der dritte Fall, ich bin der
vierte. Die beiden ersten standen in der Zeitung. Allerdings als ziemlich
kleine Notiz.“
    „Zeitung liest bei uns niemand“,
erklärte Frau Bender. „Ist sicherlich ein Fehler. Die Wochenblätter, die wir
immer haben, können die Tageszeitung nicht ersetzen. Aber man hat ja so wenig
Zeit.“
    Frau Bender nannte ihre Adresse und die
Telefonnummer. Gaby sagte, entweder käme sie am Wochenende vorbei, oder sie würde
anrufen, um Mann und Sohn zu überzeugen. Dann hielt die Straßenbahn an der
Station Altstadt-Ring. Gaby stieg aus — nach einem Abschied mit Händedruck.
    Sie sah der Straßenbahn nach.
    Frau Bender winkte mit dem Taschentuch.
    Drei Minuten später traten Gaby und
Oskar in den kleinen Lebensmittel-Laden, den Frau Glockner betreibt.
    Oskar schüttelte Schneeflocken vom Fell
und wedelte. Margot Glockner, der Gaby wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt,
kam aus dem Lagerraum, der sich an den Laden anschließt. Und Gaby begrüßte ihre
Mutter mit einem Kuß auf die Wange.
    „Ich habe bei Goehmes in Kleinfelden
angerufen“, sagte Frau Glockner. „Weil ich mir Sorgen machte. Frau Goehme
sagte, du hättest dich abholen lassen von deinen Freunden.“
    „Habe ich auch.“ Gaby lachte. „Es ist
einfach so: Ein Nachmittag, an dem ich Tim nicht sehe, ist irgendwie verloren.
Und weil auch Karl und Klößchen meine Freunde sind, sollten sie mitkommen.“
    Margot Glockner lachte. „Du hast also
am Telefon gesagt: Wenn du nicht gleich herkommst, Tim, und mich abholst, ist
der Nachmittag für mich verloren?“
    „Keineswegs. Ich will ja nicht, daß er
sich was einbildet. Ich habe gesagt, ich brauche einen Dummen, der mich mit
seinem Rennrad zur Stadt zurückbringt, weil mir der Bus vor der Nase
weggefahren ist.“
    „Und der Dumme kam?“
    „In Null Komma nichts war er da.“
    „Schön dumm.“
    „Lach nicht, Mami.“ Gaby schluckte
rasch, um nicht in Tränen auszubrechen. „Es... war so schrecklich.“
    „Wie bitte? Was meinst du?“
    „Der Bus war tatsächlich weg. Ich
wollte durch den Schauer-Wald abkürzen. Als ich mitten drin war, hat uns — mich
und Oskar — eine Bestie angefallen. Ein Mastiff. Zerrissen hätte er uns. Aber
ein Mann tauchte auf in letzter Sekunde. Er hat sein Leben riskiert und den
Hund mit einem riesigen Dreschflegel vertrieben. Dann war er weg, der Mann, ehe
ich mich bedanken konnte. Ich weiß nicht mal genau, wie er aussieht.“ Margot

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