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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Glockner
war totenbleich geworden.
    Sie schloß ihre Tochter in die Arme.
    Deshalb sah sie nicht, wie Gaby sich
schämte.
    Sie mußte lügen wegen Flühter.
    Aber sie fühlte sich sterbenselend
dabei.
    Ich habe die besten Eltern von allen,
dachte sie. Trotzdem darf ich die Wahrheit nicht sagen.

18. Die Dö-Mei weiß alles
     
    Nachdem er den Anruf beendet hatte,
taumelte Flühter zum Bett zurück.
    Schweratmend ließ er sich hineinfallen.
    Er legte eine Hand auf die Stirn und
die andere in den Nacken und stellte fest, daß er immer noch fieberte.
    Jedenfalls war das Telefonat mit Röder
fast zuviel gewesen für ihn. Der Schwächeanfall kam ganz plötzlich.
    Ich mußte es tun, dachte Flühter.
Schließlich bin ich ja abgehauen deshalb. Ich kann Tim und seinen Freunden
nicht alles überlassen. Was wollen die denn anstellen, um Röder zu
verunsichern? Sie haben nichts in der Hand. Druck kann nur ich ausüben.
Immerhin — daß Tim angerufen hat in meinem Namen, ist gar nicht so dumm. Röder
weiß jetzt, daß ich nicht allein dastehe. Vielleicht macht ihn das nervös.
Vielleicht bricht sein Widerstand, und ich komme zu meinem Recht.
    Flühter seufzte und griff nach dem
Butterbrot, das angebissen auf dem Nachttisch lag.
    Mitten in der Bewegung verharrte er.
    Vor dem Fenster hob sich eine Gestalt
ab.
    Draußen stand jemand — und versuchte,
hereinzublicken.
    Allerdings war das nicht möglich.
    Die Gardine ließ keinen Blick durch.
    Flühter rührte sich nicht.
    Atemlos starrte er zum Fenster.
    Jetzt bewegte sich die Gestalt: Ein
Polizist in Uniform.
    Ein zweiter tauchte neben ihm auf. Und
Flühter ahnte, wer die beiden waren.
    „Kann mich ja täuschen“, sagte
Polizeimeister Felix. „Aber ich glaubte, ich hätte eine Stimme gehört.“
    „Den Einbrecher haben wir“, erwiderte
Bierbauch, sein Kollege. „Und so schnell taucht kein anderer auf. Außerdem
müßten es zwei sein. Oder meinst du, Felix, ein Einzelgänger führt
Selbstgespräche?“
    „Ich räume ja ein, daß ich mich
getäuscht habe.“
    Bierbauch klopfte an die Scheibe. „Heh,
hallo! Ist jemand im Haus?“

    O Gott! Flühter schlug das Herz bis zum
Hals. War die Terrassentür abgeschlossen?
    Natürlich! Und der Schlüssel lag auf
dem Nachttisch. Würde er stecken, der Schlüssel, innen, wäre es den
Ordnungshütern ein leichtes, hereinzukommen und nach dem Rechten zu sehen.
Jetzt mußten sie glauben, daß Klößchen den Schlüssel an sich genommen hatte.
    „Es reicht“, lachte Felix draußen. „Wir
waren nochmal hier und haben uns pflichtgemäß überzeugt, daß alles in Ordnung
ist. Gehen wir.“
    „Wird Zeit fürs Abendessen“, meinte
Bierbauch.
    Die beiden Schattenrisse verschwanden.
    Vor dem Fenster war Dunkelheit.
    Aber das schneebedeckte Dach des
Nachbarhauses drüben bot einen Hintergrund, vor dem sich alles abhob: der
ausgestreckte Zweig eines Apfelbaums gleichermaßen wie soeben die beiden
Gestalten.
    Wenn ich gefaßt werde, dachte Flühter,
dann von Felix und Bierbauch. Dauernd sind mir die beiden auf der Spur. Nur
wissen sie’s nicht.
     
    *
     
    Gaby hatte alles erzählt.
    Margot Glockner war so erschüttert, daß
sie zitterte.
    Dann mußte sie sich zusammennehmen,
weil eine Kundin ein trat. Sie kaufte ein halbes Pfund Kaffee — röstfrische
Sorte im Angebot — , ein Kilo Bananen, einen Becher vom Matjes-Salat und eine
Packung Weihnachts-Plätzchen.
    „Einen frühen Winter haben wir dieses
Jahr, Frau Glockner.“
    „Besser den als gar keinen.“
    „Wie bitte?“
    „Es ist schön, meine ich, wenn es vor
Weihnachten schneit. Werden Sie wieder einen Marzipan-Stollen backen, Frau
Fichtner?“
    „Habe ich schon. Und eine Liegnitzer
Bombe. Kennen Sie, ja? Ist eine Weihnachtstorte mit viel Schokolade. Ein Rezept
aus meiner Kindheit. Wenn ich die Torte anschneide, bringe ich Ihnen ein Stück
mit, Frau Glockner.“
    „Darauf freue ich mich jetzt schon.“
    Die Kundin schob ab, und Margot umarmte
ihre Tochter zum fünften Mal.
    „Papi hat Nachtdienst. Aber wenn er
morgen kommt, mußt du ihm alles berichten. Ein Wahnsinniger scheint diesen Hund
loszuhetzen. Papis Kollegen werden sich darum kümmern.“
    Und meine Freunde und ich, dachte Gaby.
    Margot hatte noch zu tun.
    Gaby lief in die Wohnung hinauf.
    Oskar stieß seine Wasserschüssel mit
der Pfote an.
    Gaby füllte frisches Wasser ein, und
der Vierbeiner soff. Dann erhielt er sein Fressen, und anschließend rollte er
sich im Körbchen zusammen.
    Auch für ihn war es ein

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