Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
äußerlich einen sehr
leistungsfähigen Eindruck machende Plotzeck kassierte einen
noch skeptischeren Blick als er selbst.
„ Wo ist Marius“,
fragte die Chefin.
„ Noch nicht da“,
antwortete Stan.
„ Das ist schon
das zweite Mal diese Woche.“
Niemand sagte etwas.
„ Er soll sich
bei mir melden, sobald er da ist“, ordnete Elfi an. „Zur
Tagesordnung: Wir bilden drei Trupps für den Außendienst.
Stan, du fährst mit Sven nach Bad Dürkheim zu Familie
Brauer. Heute soll es nicht so heiß werden, da könnt ihr
den Rollrasen verlegen. Du weißt ja, Stan: den alten Rasen
abhacken und entsorgen, dann fräsen, ebnen, rütteln und
düngen, bevor der Rollrasen verlegt wird.“
„ Ja, Szefowa“,
erwiderte Stan mit leicht genervtem Unterton.
„ Luis, du
schneidest wie jeden Herbst den Garten von Herrn Dr. Mühlbach
in Speyer. Seine Frau wird zuhause sein und dir zeigen, was genau zu
machen ist. Vergiss nicht, sie immer mit ‚Frau Doktor’
anzureden. Meines Wissens hat sie zwar nicht mal Abitur, aber der
Kunde ist König und sie legt großen Wert darauf, am Titel
ihres Mannes teilzuhaben.“
„ Ah, komm’
ich immer gut zurecht mit die Senhora“, meinte Luis vergnügt.
„ Daran zweifle
ich nicht. Und nimm Herrn Plotzeck mit, sonst wird das heute nicht
fertig.“
„ Entschuldigung“,
meldete sich der Neue. „Wäre es nicht besser, mich
erstmal im Betrieb einzusetzen, damit ich mich einarbeiten kann?“
„ Ja, das wäre
besser“, pflichtete Stan ihm bei.
Elfi schüttelte
den Kopf. „Theoretisch schon. Aber wir haben Herrn Dr.
Mühlbach versprochen, an einem Tag fertig zu werden, und wie du
weißt, Stan, ist er sehr penibel. Wir brauchen also
Verstärkung im Außendienst. Tom ist noch zu unerfahren,
um ihn auf Kundschaft loszulassen. Herr Plotzeck hingegen ist ein
fertig ausgebildeter Gärtner, Fachrichtung Baumschule, und hat
bereits einige Jahre Berufserfahrung gesammelt. Und einen
Anhängerführerschein hat er übrigens auch.“
Elfi warf Tom einen vielsagenden Blick zu. „Ich würde ja
Marius einsetzen, aber der Herr ist offensichtlich mal wieder nicht
da.“
Stan fügte sich
knurrend und Plotzeck beeilte sich, sein Einverständnis zu
bekunden. Zum ersten Mal dämmerte Tom, welch schweren Stand
Elfi als Chefin in dieser Männerwelt haben musste.
„ Juliusz und
Tadeusz“, fuhr sie fort, „ihr müsst bei Herrn
Kreutzberger in Hockenheim eine alte Zeder fällen, die nicht
mehr sturmfest ist. Die Wurzeln müssen mit entfernt werden.
Anschließend deckt ihr die Stelle mit einem halben Kubikmeter
feinem Rindenmulch ab, damit es wieder wie neu aussieht. Ladet den
Mini-Bagger auf den LKW. Außerdem braucht ihr eine Schubkarre,
eine ausfahrbare Leiter, eine Motorsäge, Axt, Beil und
Handschere. Das Schnittgut ladet ihr danach auf unserem Kompost ab.
Rechen und Besen zum Saubermachen verstehen sich ja von selbst...“
„ Tak“,
sagten die Zwillinge ungeduldig wie aus einem Mund.
„ Damit kein
Missverständnis aufkommt, habe ich euch alles auf Arbeitszettel
geschrieben. Hier.“
„ Dein Vater hat
so etwas nie gebraucht“, brummte Stan.
„ Mein Vater ist
nicht da“, tat Elfi den Einwand kühl ab. „Und noch
was, Juliusz und Tadeusz: Ich möchte nicht noch einmal erleben,
dass ihr so eine gefährliche Arbeit ohne Schutzkleidung
ausführt. Schnittschutzhose, Sicherheitsschuhe und Kopfschutz
werden heute nicht im Lager liegen gelassen, haben wir uns
verstanden?“
„ Ja, Szefowa“,
sagte einer der Fabrycys mit einem unverschämten Grinsen.
„ Lech, du machst
bitte am Buschhacker weiter.“
Der Pole sah sie
verständnislos an.
„ Wie gestern.“
Jetzt nickte Lech.
„ Okay. Frau
Müller und Frau Pfennig, Sie bringen bitte die Schauanlagen auf
Vordermann. Insbesondere das Unkraut muss weg. Nehmen Sie diesen
jungen Mann“ – sie meinte Tom – „unter ihre
Fittiche, er soll das Geschäft von der Pike auf lernen.“
„ Aber gerne
doch“, kicherte Heidi Pfennig.
„ Damit alles
klar? Dann ran ans Werk!“
13
Der Schweiß rann
Tom aus sämtlichen Poren. Seit zwei Stunden rutschte er auf
allen Vieren in einer Schauanlage herum und entfernte mit einer
Handharke Unkraut. Seine Knie- und Handgelenke schmerzten, sein
Kreuz ächzte und die Nackenmuskulatur war steif geworden von
der dauernden Anstrengung, den Kopf annähernd waagerecht halten
zu müssen.
Heidi und Irmgard –
man war schnell zum Du übergegangen – arbeiteten in
benachbarten Beeten. Sie hatten ihm genau
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