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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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alles. Er will nicht aufs College gehen, aber
man hat ihm die Rolle des pflichtbewußten Sohnes
zugeteilt, und da kommt er nicht mehr raus, fürchte ich .«
    »Und Sie sind die pflichtbewußte Tochter ?«
    Sie lachte. »Machen Sie Witze?
Ich habe zum Beispiel nicht vor, nach Hause zu fahren, ehe ich Sie nicht viel
besser kenne .«
    Ich nehme an, daß ich ziemlich
überrascht ausgesehen habe, weil sie kicherte und mich mit der Schulter
anstieß. »Seit langer Zeit habe ich keinen großen, gutaussehenden,
intelligenten, aufregenden Mann mehr gehabt«, sagte sie begeistert. »In den
gesellschaftlichen Kreisen, in denen meine Eltern verkehren, schwirren leider
nur selten interessante akzeptable Junggesellen herum .«
    »Wer sagt, daß ich akzeptabel
bin? Außerdem könnte ich Ihr älterer Bruder sein — also vergessen wir das
möglichst schnell .«
    »Soll das heißen, daß ich auf
Widerstand stoße ?« Sie seufzte. »Und ich war sicher,
einen ausgekochten Opportunisten vor mir zu haben .«
    »Jetzt hören Sie mal zu.
Erstens käme Ihr Vater mit der Schrotflinte hinter uns her, wenn Sie nur zehn
Minuten über die Zeit wegbleiben würden. Zweitens sind Sie jung und leicht zu
beeindrucken. Wenn Sie mich erst einmal vierundzwanzig Stunden kennen, werden
Sie sich fragen, was Sie überhaupt an mir gefunden haben .«
    »Na schön, Mr. Roberts, für
diesmal will ich Sie laufen lassen«, sagte sie zögernd. »Nur deshalb, weil Papi
alles verderben würde. Aber stellen Sie sich bloß nicht vor, daß Sie so einfach
wegkommen .«
    »Nett von Ihnen, daß Sie mich
wenigstens gegen Kaution entlassen.«
    »He, das ist eine gute Idee !«
    »Meiner Meinung nach haben Sie
schon genug gute Ideen gehabt .«
    »Ich meine, daß ich Sie gegen
Kaution entlasse. Wenn ich Sie für diesmal laufen lasse, ist das nicht umsonst.
Kapiert ?«
    »Was wird mich das kosten ?« fragte ich mißtrauisch.
    »Einen Kuß.« Sie lächelte mich
selbstzufrieden an, als hätte sie mich schon in der Tasche.
    »Na schön«, sagte ich. »Das
kann ich mir gerade noch leisten .«
    Sie fegte ein paar Straßen
weiter, röhrte mit achtzig an der Polizeiwache vorbei und brachte den rasenden
Laubfrosch kreischend neben meinem Austin Healey zum Stehen. Ich lehnte mich
erst einmal in den Sitz zurück und holte tief Luft.
    Ronda trommelte ungeduldig aufs
Lenkrad. »Ich warte«, sagte sie spöttisch.
    Ich schaute ihr in die Augen,
und was da funkelte, war mehr als Nesthäkchen-Schelmerei. Sie waren heiß,
erregt und ganz offen interessiert. Mir begann zu dämmern, daß das ein ziemlich
langer Kuß werden würde.
    Und das war er auch.
    Ich schaffte es gerade noch bis
in mein Hotelzimmer, hatte aber Schwierigkeiten, jetzt ans Abendessen zu
denken, weil in meinem Kopf immer noch Ronda mit den weichen Lippen und der
feurigen Zunge herumspukte. Ich goß mir einen kräftigen Drink ein,
konzentrierte mich aufs Entspannen und überlegte mir, daß ich eigentlich auch
ins Bett gehen konnte, ohne mich groß ums Abendessen zu kümmern.
    Da klingelte das Telefon. Es
war Calvin, dem größeren Teil der Welt als Sandra Stilwell bekannt.
    »Mr. Roberts, wir sind frei.
Man hat uns vor einer Stunde gehen lassen.«
    »Das ist fein«, sagte ich. »Tut
mir leid, daß ich nicht da war. Ich bin bei Leuten hängengeblieben .«
    »Schon gut. Hören Sie, heute abend ist eine dufte Party
bei Freunden hier in Forestville . Wollen Sie kommen ?«
    »Gern, aber ich glaube, ich
gehe lieber schlafen. Ein alter Mann wie ich wird schnell müde. Aber ich würde
dich morgen früh gerne sehen. Gibt es eine Adresse, wo ich dich finden kann ?« Sie gab sie mir, und ich schrieb sie auf.
    »Hallo, Rechtsanwalt ?« fragte sie bittend. »Willst du nicht doch noch kommen ?«
    »Ich bin wirklich müde«, sagte
ich zögernd und begann mich zu fragen, was dort wohl Besonderes los sein
mochte.
    »Weißt du, dieses Geld... Ich
würde gern nochmals darüber reden .« Sie schwieg einen
Augenblick lang. »Ich habe darüber nachgedacht, ich will es doch haben. Ich
kann es doch bekommen, oder ?«
    »Aber sicher«, sagte ich. »Es
gehört dir .«
    »Können wir dann nicht heute abend darüber reden ?« Ihre
Stimme klang erleichtert. »Ich möchte das gern erledigen .«
    »Sicher, wir können darüber
reden. Aber ich glaube, eine Party ist nicht der richtige Ort. Warum kommst du
nicht her ?«
    »Nein, das kann ich nicht.
Bitte, komm doch .«
    »Na schön«, sagte ich.
    »Danke. Die Adresse hast du ja .« Drängend, besorgt klang ihre

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