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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einfällt, dann...«
    »Dann sagst du mir Bescheid.
Und noch was.«
    »Ja?«
    »Sag Jam-Jam, daß ich sie nie
vergesse .« Damit hängte ich ein.
    Eine Stunde später schleppte
ich mich aus dem Bett und goß mir einen frischen Drink ein. Ich war gerade
damit fertig, als es an meine Tür pochte.
    Das Klopfen klang beharrlich
und verzweifelt. Ich stellte das halbleere Glas auf die Kommode, ging zur Tür
und machte auf.
    Ein Junge in schmutzigem
Lederhemd kam ins Zimmer getorkelt. Er fiel auf die Knie, kippte vornüber,
stützte sich auf die Hände und kroch weiter in den Raum hinein, immer weiter,
bis er mit dem Kopf an die Wand stieß. Es war Rennender Hirsch, das erste
Mitglied der verrückten Familie, dem ich begegnet war.
    »Sie haben mich angeschossen,
sie haben mich angeschossen !« schrie er, und seine
Stimme war schrill vor Entsetzen. »Die Schweine wollen uns umbringen! Der weiße
Mann macht den Indianer kaputt! Hilfe! Sie haben es getan... Omeingott , ichwillheim ...«
    Er fuhr herum, immer noch auf
allen Vieren, und kroch im Kreis, stieß ans Bett, stürzte dann vornüber und
rammte das Gesicht immer wieder in den dicken, rotbraunen Teppich von Forestvilles feinstem Hotel.

5
     
    Sergeant James Brown war vor
der Ambulanz da. Er postierte einen Beamten vor der Tür und brachte einen
anderen mit ins Zimmer. Als erstes kniete er nieder und untersuchte den Jungen.
Er fühlte den Puls, zog mit einem dicken Finger ein Augenlid hoch und grinste
mich dann an.
    »Tot, aber erst seit ein paar
Minuten. Diese Symptome habe ich schon öfter gesehen. Eine hohe Dosis Heroin.
Dieser da ist ein bißchen zu high geworden. Keine Chance für ihn, noch
mal runterzukommen .«
    »Sein Arm sieht nicht so aus,
als würde er sich regelmäßig Injektionen machen«, bemerkte ich. »Es sind keine
Einstiche zu sehen .«
    »Das beweist überhaupt nichts.
Vielleicht war das sein erster Schuß — er wußte nicht, wie man dosiert, und hat
sich übernommen. Oder er hat sich mit der Sache ausgekannt. Wenn man die
richtige Nadel hat und vorsichtig ist, hinterläßt man
keine Spuren .«
    »Trotzdem glaube ich nicht, daß
er süchtig war«, sagte ich.
    »Vielleicht glauben Sie’s«,
sagte er gereizt, »aber offen gestanden interessiert mich das überhaupt nicht.
Ich kenne Ihre Man-muß-den-Jungen-eine-Chance-geben-Tour, und ich kaufe sie
Ihnen nicht ab. Das hier ist ein Fixer weniger, der die anständige Gesellschaft
belastet .«
    »Okay«, knurrte ich, »ich habe
verstanden. Er war nur ein Hippie, rauschgiftsüchtig dazu, und Sie sind froh,
zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen zu haben. Ich sehe nur nicht, wieso
ein Polizist sich freuen sollte, wenn jemand anderer seine Arbeit macht .«
    »Wollen Sie sagen, daß jemand
ihm die Injektion gegen seinen Willen verpaßt hat ?« Er
warf seinem Kollegen einen Blick zu und grinste spöttisch.
    »Ich halte es für möglich .«
    Er kam langsam hoch und stellte
sich vor mir auf, den Daumen einer Hand unter den schweren Ledergürtel gehakt,
über den sein dicker Wanst hervorquoll. »Ich will Ihnen ja nicht widersprechen,
Roberts, wirklich nicht. Ich will Ihnen nur eines sagen: beweisen Sie es .«
    »Schöne Chancen habe ich da«,
gab ich wütend zurück. »Aber irgendwo habe ich mal gehört, daß die Polizei
nicht nur zum Aufsammeln von Leichen da ist, sondern alle Möglichkeiten in
Erwägung ziehen sollte, nur für den Fall, daß die Fakten nicht der
nächstliegenden Erklärung entsprechen .«
    »Ich habe nicht studiert,
Roberts, deswegen kann ich nicht so gut reden wie Sie. Aber nur zu, gehen Sie
Möglichkeiten jäten. Ich will auch gern Ihre Hausaufgaben nachsehen .«
    Darüber mußten die beiden
mächtig lachen, und dann kamen die Männer von der Ambulanz mit einer Tragbahre,
zwei sauer dreinschauende Männer in weißen Kitteln, die aussahen, als wären sie
wütend, weil jemand sie beim Pokerspielen gestört
hatte. Sie nickten den Polizisten zu, rollten dann den Jungen auf die Bahre.
Dann marschierten die beiden wieder hinaus, zwischen sich die Bahre mit dem
toten Rennenden Hirsch.
    Der Sergeant sah mich an. »Ich
fahre jetzt zurück zur Wache und nehme mir für heute nacht frei. Dann werde ich mit den Jungen einen heben gehen. Wollen Sie nicht
mitkommen? Vielleicht lernen Sie dann, wie es bei der Polizei wirklich zugeht .«
    »Danke«, grollte ich, »ich
kenne schon genug dreckige Witze .«
    Dazu hatte er nichts mehr zu
sagen. Er grinste nur und ging hinaus.
    Ich starrte ihm ein paar
Minuten

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