Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
lang nach, goß mir dann einen Drink ein. Mein Kopf tat so weh, als
wollte er platzen, und auf eine Party hatte ich überhaupt keine Lust. Aber ich
mußte gehen — um Calvin zu sagen, was sie mit ihrem Geld nicht machen sollte,
und um den Freunden des Rennenden Hirsches zu verkünden, daß er auf dem Weg in
die Ewigen Jagdgründe war. Und wenn ich schon dabei war, konnte ich mir den
Vorschlag des Sergeant zu eigen machen und mich ein
bißchen als Detektiv betätigen. Wenn ich beweisen konnte, daß der Junge kein
Fixer gewesen war, mochten sich die Vorgesetzten meines Freundes und Helfers
vielleicht doch für eine kleine Routineüberprüfung interessieren.
    Während ich mich noch mit
Phantasien über den großen Detektiv Randall Roberts befaßte — vielleicht war er sogar noch besser als Mike Hammer — , klingelte das Telefon.
    »Hallo, Randall«, sagte eine
sanfte weibliche Stimme eifrig. »Hier ist Ronda Holloway. Ich mache mir Sorgen
um Charles und Mutter — ich glaube, sie hatten eine schwere Auseinandersetzung .«
    Ich wunderte mich, weshalb sie
ausgerechnet mich anrief, wenn es darum ging, familiäre Streitigkeiten zu schlichten,
aber dann dachte ich mir, daß ich im Augenblick das einzige erreichbare
neutrale männliche Wesen sein mochte. Ich fragte höflich: »Ist Charles also zum
Essen nach Hause gekommen ?«
    »Nein. Er wollte nicht. Mutter
ist weggefahren, um ihn irgendwo zu treffen — aber sie wollte nicht sagen, wo.
Als sie zurückkam, war sie völlig aufgelöst, tat aber so, als wäre nichts
passiert und brachte kein Wort heraus .« Ihre Stimme
wurde zunehmend schriller, und ich begann zu befürchten, daß auch sie jetzt
durchdrehen wollte.
    So sagte ich beruhigend:
»Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Solche Sachen passieren immer
zwischen Eltern und ihrem halsstarrigen Nachwuchs. Später gehe ich Charles’
Familie besuchen. Sie geben eine Party, und Ihr Bruder müßte auch dort sein.
Wenn er da ist, werde ich mit ihm reden. Ich weiß nicht, was ich tun kann, um
den häuslichen Frieden wiederherzustellen, aber ich verspreche, daß ich mir
alle Mühe geben will. Wenn ich etwas weiß, lasse ich von mir hören .«
    »Oh, danke, Randall, das ist
wirklich lieb von ihnen .« Ihre Stimme hatte sich
plötzlich zu einem kehligen Flüstern gesenkt. Ich
fragte mich, ob sie sich wirklich Sorgen um ihre Mutter machte oder ob sie nur
versuchte, mich auf sie aufmerksam zu machen. Aber warum sollte ich mich beschweren?
Sie war schon ein bißchen Aufmerksamkeit wert.
    »Geht es Ihrer Mutter jetzt
besser ?« fragte ich.
    »Ich glaube, ja. Sie hat
Aspirin genommen und sich hingelegt .«
    »Okay, geben Sie ihr weiterhin
Aspirin und eine Schulter, an der sie sich ausweinen kann. Ich werde in der
Zwischenzeit Charles einen Tritt in seinen unreifen Hintern versetzen. Morgen
rufe ich wieder an .«
    »Vielen Dank nochmals, Randall.
Und seien Sie nicht zu hart mit ihm .«
     
    Eine Hippieparty war eine ganz
neue Erfahrung für den alten Randall Roberts, und ich
fragte mich immer wieder, ob ich den Schock wohl überstehen würde. Was
erwartete mich? Eine wilde Orgie? Alle Gäste vollgepumpt mit Drogen und bis
aufs Notwendigste entkleidet? Das war eine interessante Vorstellung, die ich
noch mit mir herumtrug, als ich schon über den schmalen Zementpfad ging, aus
dessen Rissen das Gras in dicken Büscheln sprießte.
    Das Haus war ein alter,
heruntergekommener Holzbau, der aussah, als hätte er schon seit Jahren
abgerissen werden sollen. Sonderbarerweise war er nur zwei Häuser von dem
Hurenhaus entfernt, das Harry als sein Heim bezeichnete. Kein Wunder, daß in
diesem Kasten die Hippies hausten. Der Besitzer hätte es keinem anderen
vermieten können, jedenfalls nicht im wohlhabenden Forestville ,
wo nur Reiche, Müßige oder Pensionierte wohnten, und wo man nicht akzeptiert
wurde, wenn man nicht wenigstens eine dieser drei Voraussetzungen erfüllte.
    Ein halb verfaulter Laden hing
an zwei Angeln vor der Eingangstür. Die innere Glastür war offen, so schob ich
den Laden beiseite und trat ein. Ich überlegte mir, daß ich vielleicht Calvin
sehen konnte, ehe Sauron mich entdeckte — und das
würde der glücklichste Tag in meinem Leben sein.
    Es war ein kindischer Gedanke,
aber meine Sterne mußten alle in der richtigen Reihe gestanden haben, denn ich
entdeckte sie, kaum daß ich den trübe erleuchteten Raum betreten hatte. Sie saß
in einem dreckigen Sessel, der aus Rissen im Polster Baumwolle spuckte und
aussah,

Weitere Kostenlose Bücher