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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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hindurchfand.
    Anna hielt ihre Neugier im Zaum, bis sie fast zu Hause waren und in gemächlichem Tempo bergauf zwischen den Bäumen den Wintersportort Le Lioran ansteuerten. Noch ein paar Kilometer, und es ging wieder bergab in das kleine Tal mit dem Dorf Miramont. Erst jetzt spähte Anna zu ihrer schweigsamen Beifahrerin hinüber. «Was ist los, Kirsty?»
    Kirsty erwachte wie aus einer Trance. «Was?»
    «Sie haben auf der ganzen Fahrt von Clermont kein einziges Wort gesagt.»
    «Tut mir leid. Ich war in Gedanken noch in London.»
    «Und was ist da passiert?»
    «Die DNA in der Datenbank war nicht die des Mörders. Sie stammte von seinem Zwillingsbruder. Dessen Bruder wurde als kleines Kind in Spanien entführt, und alle dachten, er sei längst tot.»
    «Ist Enzo deshalb nicht mit Ihnen zurückgekommen?»
    Kirsty nickte. «Er ist nach Spanien geflogen.» Sie drehte sich zu Anna um. «Wir haben ihn gesehen, wissen Sie? Den Mörder. Er hat uns in London aufgelauert, aber wir haben es geschafft, ihn abzuschütteln.» Für einen Moment holte sie die Erinnerung ein, und sie starrte geradeaus. «Wir hatten ganz schön Angst.»
    «Aber deswegen haben Sie nicht geweint.»
    Kirsty fuhr zu ihr herum. «Wer sagt, ich hätte geweint?»
    «Kirsty, ich hab oft genug rot unterlaufene Augen im Spiegel gesehen, um zu wissen, wenn es bei jemandem Tränen gegeben hat.»
    Kirsty hielt ihrem Blick einen Moment stand, dann wandte sie sich ab. Anna betätigte den Blinker und bremste plötzlich, während sie zugleich das Lenkrad nach links riss. Kirsty sah das Willkommen in Le Lioran -Schild, und gleich dahinter führte die Straße zu einem großen Parkplatz hinunter. Inmitten kiefernbewachsener Berge lag ein wie ausgestorben wirkender Skiort mit Berghütten, einer hässlichen Ferienwohnungsanlage, einem Hotel, einem winzigen Einkaufszentrum, Geschäften für Skiausrüstung und Souvenirs. In einer Schneise zwischen den Bäumen reihten sich die Sessel eines Skilifts wie Perlen einer Kette aneinander, doch die Sitze hingen leer in der Luft und schaukelten im kalten Wind, der von den Bergen herunterblies. Auf dem Parkplatz war weit und breit kaum ein Auto zu sehen.
    «Die Saison hat noch nicht begonnen», sagte Anna. «Und die Sommertouristen sind längst weg. Wie es aussieht, haben wir das alles für uns.» Sie parkte den Wagen und schaltete den Motor aus, dann drehte sie sich zu Kirsty um. «Also, wollen Sie es mir sagen oder es weiter in sich hineinfressen?»
    Kirsty schüttelte den Kopf. «Da gibt’s nichts zu erzählen.» Doch sie war nicht sicher, wie lange sie ihr Schweigen durchhalten würde.
    «Glauben Sie mir, Kirsty. Ich hab für solche Dinge ein ganz gutes Gespür.»
    Kirsty starrte geradeaus ins Leere, während sie wieder mit den Tränen kämpfte. «Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie plötzlich erfahren würden, dass Ihr Dad in Wirklichkeit gar nicht Ihr Dad ist?»
    Egal, worauf Anna spekuliert hatte, darauf war sie offensichtlich nicht gefasst. Sie saß eine ganze Weile schweigend da und ließ die Neuigkeit sacken. «Weiß er es?»
    «Er hat es im selben Moment erfahren wie ich. Wir haben bei seinem ältesten Freund gewohnt. Für mich von klein auf so eine Art Ersatzvater. Der immer da war, wenn Enzo es nicht war. Er war betrunken. Eifersüchtig, schätze ich. Es hat ziemlich geknallt zwischen den beiden. Und dann kam alles raus. Eigentlich war ich schon zu Bett gegangen. Ich sollte es nicht hören, hab ich aber nun mal.»
    «Demnach weiß er nicht, dass Sie es wissen.» Kirsty schüttelte den Kopf. «Werden Sie es ihm sagen?»
    Kirsty starrte auf ihre Hände. «Keine Ahnung. Wohl eher nicht. Ich weiß nicht, was ich machen soll.»
    «Und was sagt Ihnen Ihr Gefühl?»
    «Was glauben Sie, wie ich mich fühle?»
    «Nein, ich meine Ihre Beziehung zu Enzo. Ändert das irgendwas für Sie?»
    Mit tränennassen Augen sah Kirsty sie an. «Es ändert alles.»
    «Wieso?»
    Kirstys Stimme klang schrill. «Was weiß ich! Wie soll ich das erklären? Es ist eben so.»
    Anna legte Kirsty die Hand auf den Arm. «Tut mir leid. Sie sind im Moment sicher furchtbar durch den Wind. Und ich hab auch Ihr Warnschild nicht richtig gelesen: Privat. Betreten verboten. Stimmt’s?» Kirsty nahm Annas Hand und drückte sie fest. Anna wartete, bis sie ihren Griff wieder löste, bevor sie die Wagentür öffnete. «Kommen Sie, ich will Ihnen was zeigen.»
    Als sie die Tür zuschlug und um den Wagen ging, hing gut sichtbar ihr Atem in der Luft, erleuchtet

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