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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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gerührt. Die Welt schien mit einem Mal für ihn stillzustehen. «Was soll das heißen?»
    «Sie ist von mir.»
    «Das ist gelogen!»
    «Nein, ist es nicht.»
    Schmerz und Wut und Fassungslosigkeit mischten sich in Enzos Verwirrung. «Du bist ein Lügner!»
    «Weißt du nicht mehr, wie es damals war, als wir noch in der Band gespielt haben? Es waren immer du, ich und Linda. Ich hatte von Anfang an was für sie übrig, das weißt du. Aber sie wollte dich. Sie wollen ja immer dich. Deshalb bin ich weg, zum Studium nach London. Ihr zwei wolltet nach dem Master sofort heiraten. Was dann passiert ist, hab ich nicht mitbekommen. Plötzlich habt ihr euch getrennt. Ich habe nie erfahren, wieso. Am Ende war es zwar nur für drei Wochen, aber woher sollte ich das wissen! Ich hab alles stehen und liegen gelassen und bin von London raufgekommen. Linda war vollkommen aufgelöst. Ich war sozusagen der Tröster, und ich dachte, okay, dabei bleibt es jetzt. Und dann kommst du auf einmal wieder daher, und die Hochzeit steht wieder auf dem Plan.» Das Geheimnis, das er all die Jahre für sich behalten hatte, war gelüftet, und Simons Erleichterung darüber, das Eitergeschwür endlich geöffnet zu haben, war nicht zu übersehen. «Dabei habe ich nicht mal gewusst, dass sie von mir schwanger war. Das habe ich erst erfahren, als du endgültig abgehauen bist, nach Frankreich, und die beiden im Stich gelassen hast. Und schon eile ich wieder nach Glasgow und versuche, die Scherben zu kitten.» Er holte tief Luft. «Da hat sie sich betrunken, und es kam alles raus.»
    Enzo war wie betäubt. «Du Scheißkerl!»
    «Mal halblang!» Simon hob beschwichtigend die Hand. «Ich hab mir nichts zuschulden kommen lassen. Linda auch nicht. Als ich mit ihr geschlafen habe, hattet ihr beide euch getrennt. Als sie dann merkte, dass sie schwanger war, habt ihr geheiratet, und sie hat es für sich behalten. Ich hatte keine Ahnung, bis du weg warst.» Er goss sich noch einmal Wein nach. «Vielleicht überlegst du mal, wie schwer es die ganze Zeit für mich gewesen ist, zu wissen, dass ich Kirstys Vater bin, es ihr aber nicht sagen kann. Und wenn ihr jetzt zusammen seid, bin ich offenbar Luft für sie.»
    Er nahm einen großen Schluck und lehnte sich über den Tisch. «Aber du darfst es ihr nicht sagen, Magpie. Du darfst es ihr niemals sagen.»
    Enzo saß sprachlos da. Er erinnerte sich, wie er sie die Treppe hochgetragen hatte, als sie fünf Jahre alt war, und ihr dabei etwas vorgesungen hatte. Wie er vor weniger als zwei Stunden vor Simons Wohnung gestanden und sie ihm den Kopf an die Brust gelegt hatte. Er dachte an seine Drohung gegenüber Raffin, dass er es mit ihm zu tun bekommen würde, falls er ihr je weh tat.
    An alledem hatte sich nichts geändert. Sie war trotzdem noch sein kleines Mädchen. Er liebte sie trotzdem. Doch das Verhältnis zu seinem Freund hatte sich für immer verändert. Enzo war wütend, fühlte sich hintergangen. Wenn durch das Geständnis etwas zerstört worden war, dann eine lebenslange Freundschaft. Er schob Simon sein Glas hin. «Randvoll, wenn ich bitten darf.»
    * * *
    Sie hatte sich gerade erst hingelegt, als ihr einfiel, dass sie ihre Pille nicht genommen hatte. Mit einem leisen Fluch war sie aufgestanden und wollte ins Bad gehen. Sie hatte gerade die Tür geöffnet, als sie ihren Vater sagen hörte: «Wieso sollte sie nicht? Schließlich bin ich ihr Vater.» Und Simons Antwort. «Ach ja? Glaubst du.»
    Jetzt stand sie mit dem Rücken an der Schlafzimmertür, und wieder und wieder hallte ihr der Streit der beiden Männer durch den Kopf, bis zu Simons Mahnung: «Aber du darfst es ihr nicht sagen, Magpie. Du darfst es ihr niemals sagen.»
    Zu spät, dachte sie. Unter ihren Füßen schien sich der Boden aufzutun. Eine vertraute Welt brach zusammen, stürzte in den Abgrund – und sie lautlos hinterher.

Kapitel fünfunddreißig
    Die Tiefebene von Essex lag unter dichten Frühnebelschleiern, und der Abflug verzögerte sich um eine halbe Stunde. Enzo und Kirsty saßen in der Abfertigungshalle und blickten durch die hohen Fenster auf das nasskalte graue Einerlei von Südostengland, das in ungewisser Ferne in nichts überzugehen schien.
    Auf der Zugfahrt von London hatten sie kaum ein Wort miteinander gesprochen. Jeder von ihnen war in Gedanken versunken, über die er nicht sprechen konnte. Zwischen ihnen herrschte ein unbehagliches Gefühl, das sich nicht abschütteln ließ. Enzo ging zum Kiosk, kaufte eine Zeitung und versteckte

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