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Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry

Titel: Der Mörder von Richmond Hill Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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— das alles nur, um irgendein Ziel zu erreichen. Fragen Sie mich also bitte nicht nach dem, was Julia wirklich fühlte oder dachte. Ich weiß es nicht. Etwas Besonderes ist mir nicht aufgefallen. Sie schien unverändert." Er warf einen Eiswürfel in sein Glas und schaute den Kommissar an. „Bis auf eins..."
    „Nun?"
    „Als die Polizisten Julia hereinbrachten, hatte sie es verdammt eilig, uns zu verabschieden. Ich hatte das Gefühl, daß sie uns etwas verschwieg."
    „Was sollte das gewesen sein?"
    „Ich weiß es nicht. Aber sie sagte uns nicht die volle Wahrheit. Irgend etwas muß geschehen sein, was sie uns vorenthielt. Ich habe keinerlei Beweise dafür. Es ist nur so ein Gefühl von mir. .."
    Conway schrak zusammen, als das Telefon klingelte.
    Er erhob sich schwerfällig und ging zum Schreibtisch, um den Hörer abzunehmen. Er meldete sich, lauschte kurz und wandte sich dann dem Kommissar zu.
    „Das Gespräch ist für Sie."
    Morry stand auf und nahm Conway den Hörer ab. Am anderen Ende der Leitung war Flavius.
    „Es ist passiert", sagte der Inspektor. „Copeland ist tot."
    „Tot?"
    „Ermordet. Gerade, als er das Bentford-Theater betreten wollte, wurde auf ihn geschossen. Der Schütze muß in einem vorüberfahrenden Wagen gesessen haben. Von dem Täter fehlt jede Spur."
     
    *
     
    „Ein Besucher, Sir."
    Der glatzköpfige Butler im korrekten dunklen Anzug reichte seinem Herrn auf einem Silbertablett die Karte. Archy Vickers warf nur einen Blick darauf.
    „Führe ihn herein, Charles."
    „Sehr wohl, Sir."
    Als Jonathan Carter wenige Sekunden später das große von strahlendem Sonnenlicht erfüllte Zimmer betrat, blieb er einen Moment stehen und blickte sich um. Er hatte für diesen Raum immer eine gewisse Bewunderung empfunden. Die Anhäufung antiker und moderner Dinge, ihre geschickte Anordnung, dieser unfehlbare Geschmack, der Vickers in allen Fragen leitete, die sich auf die Harmonie von Farben und Formen bezogen, erregte immer wieder seinen Neid. Verglichen mit ihm bin ich ein Parvenü, dachte Carter, ein Emporkömmling. Mir fehlt die wirkliche Klasse. Ich bin reich, aber selbst meine teure und kostbare Waffensammlung verleiht mir nicht jenes Format, das Vickers ausstrahlt und das sich in jedem Detail seiner Einrichtung offenbart. Archy Vickers trat seinem Besucher mit gebührendem Ernst entgegen.
    Er war groß, schlank und braungebrannt. Zu hellgrauen Freskohosen trug er eine schwarze Wildlederjacke. Der Kragen seines blütenweißen Sporthemdes stand am Hals offen.
    „Ich habe vorhin versucht, Sie telefonisch zu erreichen", sagte er und führte den Besucher zu einer Sesselgarnitur, die in der Nähe der offenen Verandatür stand. Man konnte in den gepflegten Park schauen. Ein Gärtner war gerade damit beschäftigt, die Rosenbüsche zu beschneiden, die unterhalb der Terrasse blühten.
    „Dann wissen Sie es also bereits", sagte Carter.
    „Nehmen Sie Platz, mein Freund", bat Vickers. „Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß Sie unter diesen bedrückenden Umständen eine Stärkung schätzen werden. Darf ich Ihnen einen Whisky anbieten?"
    „Ein Kognak wäre mir lieber", gestand Carter und setzte sich. Er hatte einen Spazierstock bei sich, den er zwischen die Beine stellte, um seine Hände auf den Griff zu legen.
    „Was halten Sie von der Tragödie, mein lieber Vickers?"
    Archy Vickers setzte sich seufzend.
    „Scheußlich, einfach scheußlich. Es kann Ihnen nicht entgangen sein, daß ich Ihre Nichte aufrichtig schätzte. Nicht um ihrer charakterlichen oder künstlerischen Meriten willen, ganz gewiß nicht. Die waren mir, gelinde ausgedrückt, völlig gleichgültig. Mich interessierte nur ihre Schönheit. Sie war schön, und ich liebe das Schöne. Ihre Nichte besaß ein Gesicht von klassisch anmutendem Schnitt. Es war von jener Art, das bis ins hohe Alter hinein beeindruckt." Er seufzte und drückte auf einen Klingelknopf, der an einem Draht von der Decke herabhing. „Es war ihr leider nicht vergönnt, alt zu werden."
    Die beiden Männer schwiegen, während der Butler eine Flasche und zwei Gläser brachte. Nachdem er die Gläser gefüllt hatte, zog er sich zurück.
    Vickers hob das Glas. Ernst sagte er: „Trinken wir auf die baldige Ergreifung des Mörders!"
    Über das breite Gesicht von Jonathan Carter huschte ein seltsames Lächeln.
    „Verzeihung . . . aber darauf möchte ich, Ihre gütige Erlaubnis vorausgesetzt, lieber nicht trinken. Ich weiß nämlich, daß man den Mörder niemals

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