Der Moloch: Roman (German Edition)
boten andere Bedienstete Emly und ihrem Vater kühles Wasser in Kristallgläsern an. In der Zwischenzeit mac ht e sich der Rest daran, die Glasfenster zu entladen, während die Soldaten Wache hielten. Emly hörte, wie Frayling mit seiner hohen, besorgten Stimme unsicher Befehle gab.
Man führte sie in den Innenhof des Hauses, der, wie Emly freudig bemerkte, eine Replik des Platzes vor dem Haus war. Auch er hatte sechs Seiten und in der Mitte ein Becken mit bunten Fischen. Hier erwartete der schwitzende Kaufmann sie. Er begrüßte sie überschwänglich, blumig und sehr freundlich. Als Emly den Hof betrachtete, die Fenster und die Steinmetzarbeiten musterte und dann zu dem Becken trat, um die Fische zu betrachten, lächelte er. » Magst du mein Haus, Mistress Emly?«
Sie nickte und flüsterte höflich. » Es ist … hübsch.«
Der Kaufmann lächelte breit über die ersten Worte, die er von ihr gehört hatte. » Das ist es allerdings. Es wurde vor mehr als fünfhundert Jahren für eine Gefährtin des Kaisers errichtet. Sie liebte alle Tiere und Vögel und Kreaturen des Meeres, und du wirst viele davon im ganzen Haus sehen. Man nennt es das Haus der Kreaturen der Erde.«
Emly war entzückt von dem Namen, und der Kaufmann führte sie höchst erfreut durch eine weitere Tür, die von Delfinen bewacht wurde, in einen weiteren Innenhof, wiederum ein Duplikat des Platzes. Dann ging es durch eine dritte Delfintür in einen sechseckigen Salon, der von Lampen erleuchtet wurde. Es war dunkel in dem Raum und kühl. Der Kaufmann blickte nach oben und sah Emly fragend an. Sie legte den Kopf in den Nacken. Überrascht sah sie, dass die Decke des Salons aus Glas bestand, das von einem Dschungel aus Blättern und weißen Blumen verdeckt wurde.
» Im Sommer erlauben wir den Pflanzen, bis zum Dach zu wachsen, um den Raum kühl zu halten«, erklärte der Händler. » Im Winter werden sie zurückgeschnitten, damit Sonnenlicht hereinfallen kann.«
Es war niemand sonst im Raum. Emly setzte sich in die Ecke eines gemütlichen, gepolsterten Sofas, in dessen hölzernen Armlehnen laufende Katzen geschnitzt waren, während Bartellus und der Kaufmann die neuesten Nachrichten aus der Cité besprachen. Emly fühlte sich einigermaßen wohl mit ihrem Vater an ihrer Seite, jedenfalls bis der Raum sich mit Gästen füllte.
Dann stand Bartellus auf. » Ich muss Frayling helfen«, sagte er ihr. » Bleib hier, dann komme ich zu dir, sobald ich kann.«
Er ignorierte ihre flehentlichen Blicke und verschwand durch die Tür. Er musste sich an den hereinkommenden Gästen vorbeidrängen. Der Kaufmann begrüßte die Leute und lachte, während Emly sich in die Ecke drückte und versuchte, nicht bemerkt zu werden.
Eine Weile wurde sie tatsächlich ignoriert. Sie saß mit gesenktem Kopf da und strich mit den Fingerspitzen an den Umrissen der geschnitzten Katzen entlang. Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die Handwerker das Meeresfenster eingebaut hatten und wie lange sie hierbleiben musste.
» Mistress. Kann ich dir noch etwas Wasser bringen?«
Sie blickte hoch und sah einen Diener, der in respektvollem Abstand vor ihr stand und den Kopf gesenkt hielt. Sie schüttelte den Kopf.
Zu ihrer Erleichterung ging er weg, kam jedoch kurz danach mit einem Teller Speisen zurück – rosa Garnelen auf kleinen Brotstücken. Sie schüttelte sich bei dem Anblick, als sie daran dachte, wie die Kleinkrebse auf dem Meeresboden in ihrem Fenster spielten.
Der Diener senkte den Kopf. » Als Nächstes werden Tintenfisch und Wal serviert«, flüsterte er ihr vertraulich zu.
Sie sah ihn entsetzt an, aber er lächelte. Ihr wurde plötzlich klar, dass er sie verspottete. Sie lächelte nervös.
» Darf ich mich setzen?«, erkundigte er sich.
Sie sah sich um, weil sie Angst hatte, dass er Schwierigkeiten bekommen könnte. Dann jedoch bemerkte sie, dass die Diener, die mit Tabletts zwischen den Gästen einhergingen, auf denen sie Essen und Getränke servierten, alle Baumwollkittel trugen. Dieser junge Mann jedoch trug elegante Seidenkleidung und glänzende Lederstiefel. Sie kam sich töricht vor, und bevor sie reagieren konnte, hatte er sich neben sie gesetzt. Er legte eine Hand auf ihren Rücken. » Ich bin Tolemy«, sagte er. » Dieses Haus gehört meinem Vater.«
Sein Gesicht war dicht an ihrem, und sie senkte den Kopf und versuchte, vor ihm zurückzuweichen. Er jedoch folgte ihr, und sie roch den Wein in seinem warmen Atem. Sein Gesicht war glatt, gut
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