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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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» Er war blond und groß«, fuhr sie fort. » Rote Uniform.«
    Sie war noch nie wegen Nichtigkeiten in Panik geraten, also wusste Bartellus, dass sie wahrscheinlich richtig einschätzte, was sie gesehen hatte. Er erinnerte sich an Creggans Worte über einen Soldaten, der Fragen gestellt hatte, und ein Muskel in seinem Herz verkrampfte sich.
    » Wie alt?«
    Emly zuckte mit den Schultern. Sie konnte das Alter von Männern nicht schätzen.
    Bartellus’ Miene verfinsterte sich. Er legte seinen Mantel ab und stieg die Treppe zu dem mit Kerzen erleuchteten Salon hoch. Die beiden jungen Leute folgten ihm. Er durchquerte den engen Raum und schenkte sich ein Glas Wein aus einem Krug ein. Dann setzte er sich in den gemütlichen Stuhl, den er immer benutzte, und seufzte.
    Emly und Frayling warteten darauf, dass er etwas sagte.
    » Das sind keine guten Neuigkeiten«, gab er zu. » Es könnte mit meiner Vergangenheit zu tun haben – mit meiner Vergangenheit, bevor ich Bartellus wurde.« Er beobachtete Frayling, doch der junge Mann ließ sich nicht anmerken, ob ihn diese Worte überraschten. » Wenn dieser Soldat uns tatsächlich beobachtet, könnte es sein, dass er weiß, wer ich bin. Dann wissen andere es vielleicht ebenfalls, und wir könnten in Gefahr sein. Das heißt, wir müssen hier verschwinden.«
    Er musste nicht hinzufügen, dass Emly dann ihrer Berufung nicht länger nachgehen konnte. Sie würden die große Cité verlassen müssen, vielleicht sogar nach Übersee reisen, denn Bartellus konnte sich das Leben eines reichen Mannes leisten, wenn auch nicht offiziell.
    Emlys Miene verfinsterte sich, und der Schmerz in ihrem Blick zerriss ihm fast das Herz.
    » Aber vielleicht hat es auch gar nichts mit mir zu tun.« Er verwünschte sich für seine Müdigkeit, die ihn so leichtsinnig gemacht hatte. » Vielleicht hat er nur vor, das Haus des Glases auszurauben.« Er lächelte Emly zu, um ihre Angst zu vertreiben, aber sie erwiderte seinen Blick mit großen Augen, und er erinnerte sich an das kleine Mädchen, das er einst getroffen hatte. Mit seinen großen Augen, schimmernd vor Entsetzen und Furcht. In diesem Moment schwor er sich, dass er diesen fremden Beobachter töten würde, wenn er ihn wirklich entdeckt hatte, wenn er tatsächlich Shuskara, den verschwundenen General, gefunden hatte. Und er würde auch alle töten, für die er arbeitete, und seine Vergangenheit dann für immer begraben.
    Er lächelte Emly strahlend an. » Dazu wird es nicht kommen«, sagte er und legte seine ganze Zuversicht in seine Stimme. » Ich werde dafür sorgen, dass alles in Ordnung kommt.«
    Er spürte die Wärme der Gewissheit in seiner Brust, und sein Mut stieg bei seinen eigenen Worten. Ihm war fast nach Lachen zumute. Er hätte tausend Männer getötet, wenn das ein Lächeln auf das Gesicht seiner Tochter gezaubert hätte.
    In den folgenden Tagen verzehrte Emly sich, ungeachtet der Worte ihres Vaters, vor Sorge über die Bedrohung, die von diesem Beobachter ausging. Doch schließlich wurde die Furcht vor dem unbekannten Soldaten in ihrem Herzen durch die Angst vor dem Ausflug zum Haus des Kaufmanns verdrängt.
    Und jetzt war dieser Tag gekommen. Es war der bis jetzt wärmste Tag des Jahres, und Emly saß in einer rumpelnden Kutsche. Ihr Vater saß neben ihr. Ihnen folgten auf dem Weg durch die staubige Cité drei Karren, die das wertvolle Gut transportierten. Im letzten Moment, gerade als sie das Haus des Glases verließen, hatte Emly ihren uralten Schleier angelegt, um sich vor der Sonne und dem aufgewirbelten Staub zu schützen. Jetzt war sie froh, dass sie es getan hatte, denn ihr kleiner Tross wurde von einer bewaffneten Eskorte begleitet, die der Kaufmann bestellt hatte. Es waren mehr als dreißig Soldaten. Sie und Bartellus saßen mit dem Blick nach hinten in der offenen Kutsche, um auf ihre kostbare Fracht aufzupassen. Bartellus fühlte sich zwischen so vielen Soldaten durchaus heimisch, und sie scherzten und lachten mit ihm, während sie neben ihnen gingen. Aber Emly konnte die Blicke der Männer kaum ertragen, sie senkte den Kopf und betrachtete angelegentlich ihr bestes blaues Kleid. Wie immer streichelte sie das winzige Pferd und den Hund, die an dem Schleier hingen. Im Laufe der Jahre hatten sich fünf weitere Tiere hinzugesellt, um den Schleier zu beschweren. Aber es waren immer noch das Pferd und der Hund, die sie am meisten liebte, und sie ließ sie über ihren blauen Schoß galoppieren, verschaffte ihnen an diesem sonnigen

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