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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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hierherzukommen. Sie fürchten meine Kollegen und mich.« Sie legte beiläufig die Hand auf den Griff des Schwertes.
    Seine Abneigung gegen die junge Frau wuchs augenblicklich. » Wenn deine Kollegen«, erklärte er ihr, » dir auch nur im Entferntesten ähneln, dann fürchten sie wahrscheinlich eine scharfe Zunge weit mehr als scharfe Schwerter.«
    Sie sah ihn finster an. » Zuerst bittest du um unsere Gastfreundschaft, und dann beleidigst du mich?«
    Er sah sich in dem Raum um, als würden ihn weder ihre Worte noch ihr Schwert kümmern. Auf einem anderen Tisch standen ein Krug mit Wasser und ein Teller mit Fleisch und Teigfladen. Sein Magen verkrampfte sich vor Hunger. Aber er ließ seinen Blick gleichgültig über das Essen gleiten. Er würde lieber verhungern, als dieser widerlichen Person sein Verlangen zu zeigen.
    » Du bist dünnhäutig und jähzornig«, erwiderte er nachsichtig, als hätte das keinerlei Bedeutung. » Wärst du einer meiner Soldaten, würde ich dich nicht einmal ein Obstmesser tragen lassen, geschweige denn ein Schwert.«
    Die Frau sprang vom Tisch auf, die Klinge in der Hand, aber eine sanfte Stimme gebot ihr Einhalt. » Indaro.«
    Bartellus sah sich um. In einem Durchgang, der von einem Wandteppich halb verborgen wurde, stand eine andere Frau. Ihr langes Haar war so weiß wie Eis, und ihr Gesicht war faltig. Wie dieses Mädchen, Indaro, trug auch sie ein eng anliegendes Lederwams. Aber während die junge Frau eine Lederhose trug, wie ein Kavallerieoffizier, war die ältere in einen langen, mitternachtsblauen Rock gekleidet, der bis zu ihren glänzenden Stiefeln reichte. Über ihren Schultern hing ein brauner Offiziersmantel. Und auf ihrer Brust glänzte etwas Silbernes.
    » Er hat Recht, Mädchen. Du lässt dich zu schnell beleidigen«, sagte sie. Indaro antwortete nicht, aber nach einem Nicken der Frau verließ sie steifbeinig den Raum. » Wenn sie eine deiner Soldatinnen wäre, General, dann wäre sie vermutlich längst gefallen«, sagte die Frau, als Indaro verschwunden war.
    Bartellus fühlte, wie sich seine Brust verkrampfte. Trotz all der Schrecken und Erniedrigungen der Hallen hatte er sich daran gewöhnt, ein anonymer alter Mann zu sein, der nicht mehr verfolgt und gejagt wurde.
    Sie ging zum Tisch, schenkte ein Glas Wasser ein und reichte es ihm. Sie war groß und elegant, und er fragte sich, wer bei den Göttern von Eis und Feuer sie wohl sein könnte.
    » Kenne ich dich?«, erkundigte er sich.
    Sie sah ihn neugierig an. » Kennst du mich nicht?«, erwiderte sie. » Ich bin Archange Vincerus. Und wie nennst du dich?«
    Er zögerte. » Bartellus«, erwiderte er schließlich.
    » Ein guter Name. Und einigermaßen verbreitet. Vor allem unter unseren Bewaffneten.« Sie drehte sich um, nahm den Teller mit den Speisen und reichte ihn ihm. Er nahm einen Teigfladen und biss hinein. Der Geschmack und die Süße in seinem Mund ließen ihn schwindeln, und er trank langsam einen Schluck Wasser.
    » Archange. Diesen Namen kenne ich.« Er verfluchte sein löchriges Gedächtnis, in dem seine Erfahrungen herumwirbelten und trieben wie Ebbe und Flut, wie Nebel über Eis. » Wer bist du, Mylady, und warum lebst du in der Kanalisation?«
    » Ich lebe nicht hier. Ich besuche sie nur«, entgegnete sie scharf.
    Plötzlich hatte Bartellus diese Frauen und ihre hochmütige Art satt. Warum kümmerte es ihn eigentlich, was sie von ihm hielten? Er nahm den Teller mit Essen, setzte sich an den Tisch und aß mit unbewegter Miene. Sie setzte sich ebenfalls und schwieg eine Weile, während er das Fleisch und weitere Teigfladen verzehrte. Dann trank er zwei große Gläser Wasser. Sie schmeckten wie frischer Morgentau.
    Er ignorierte ihre Gesellschaft, schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die hohe Lehne des Stuhls. Er stellte fest, dass sein Verstand sich klärte. Er erlaubte sich, an die beiden anderen Kinder zu denken, seine Söhne, die ihm in einem sonnenüberfluteten Garten zum Abschied zugewinkt hatten, als er sie ein letztes Mal verlassen hatte. Joron, der ältere, fuchtelte über seinem Kopf mit einem Holzschwert, dass er ihm noch an diesem Tag gemacht hatte. Der kleinere, Karel, winkte ebenfalls aufgeregt, dem Beispiel seines Bruders folgend, aber er war noch viel zu jung, um zu verstehen. Als er einen der neuen Welpen sah, hörte er auf zu winken. Er tapste zu dem Hund, und Flocke, die weiße Hündin, trottete durch den Garten, um ihr Junges zu bewachen. Das letzte Bild, das Bartellus von seinem

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