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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Brausen und Knistern, wusste er, schloss er, dass das Erdgeschoss bereits lichterloh brannte. Die Flammen krochen die hölzernen Wände der Treppe hinauf. Wenn er die Klinge herauszog, würde das einen raschen Tod bedeuten. Das war eine bessere Wahl, als lebendig zu verbrennen. Emly würde das verstehen. Sie würde es ihm nicht vorwerfen.
    Er stellte sich das Gesicht seiner Tochter vor. Dann merkte er, dass er sich nicht daran erinnern konnte, wann er sie zuletzt gesehen hatte. Er versuchte, sich zu konzentrieren, aber seine Gedanken wirbelten wie Wasser in seinem Kopf herum. Er konnte sie nicht auf Emly fokussieren. Er sah immer wieder den jungen Offizier. Wie war sein Name gewesen? Gilliar? Gellan?
    In dem Raum unter ihm gab es eine Explosion, und ein Schwall heißer Luft strich ihm warm über das Gesicht. Farbe vielleicht oder aber die Chemikalien, die Emly für das Glas benötigte. Er öffnete die Augen. Er musste an Emly denken. Wo war sie? Warum dachte er ständig an sie? An ihre nackten Füße. Ihre nackten Füße, die die Treppe hinaufrannten. Plötzlich fiel ihm der Angriff in der Nacht wieder ein, die beiden Männer, der Kampf, die Klinge in seiner Seite. Emly, die flüchtete.
    Stöhnend hob er den Kopf und sah überall um sich herum Flammen. Langsam rollte er sich auf die Seite und ging auf die Knie. Die Welt schien zu kippen, so stark war der Schmerz in seiner Seite, und er hielt inne, während sie sich wieder aufrichtete. Dann kroch er auf allen vieren langsam die Treppe hinauf, während die Flammen nach seiner Kleidung leckten und nach seinem Haar griffen.
    Es gab dreizehn Stufen. Auf dem nächsten Absatz ruhte er sich aus, immer noch auf Händen und Knien. Er durfte sich nicht hinlegen, weil er wusste, dass er dann nie wieder hochkommen würde. Er sah sich um, blickte in die Räume zu beiden Seiten. Von Emly war nichts zu sehen.
    » Emly!«, rief er. Aber er hatte kaum noch Luft in der Lunge, und sein Ruf war nur ein leises Flüstern. Er zwang sich die nächste Treppe hinauf, Zentimeter um Zentimeter, dem Feuer immer nur ein kleines Stück voraus.
    Schließlich erreichte er den Fuß der Holzleiter, der zu Emlys Dachboden führte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Er blickte hinauf und wollte erneut ihren Namen zu rufen, aber allein der Versuch löste einen schrecklichen Husten aus. Wellen des Schmerzes durchströmten seinen Körper, und es wurde dunkel vor seinen Augen. Er konnte nicht hinaufklettern. Es war unmöglich.
    Dann hörte er etwas über sich, ein regelmäßiges Scheuern, als würde jemand eine Pfanne schrubben. Er lauschte angestrengt. Eine Weile herrschte Stille, dann hörte er es wieder. Das Geräusch verlieh ihm Hoffnung und ein wenig Kraft, und er zwang sich die Leiter hoch, eine quälende Sprosse nach der anderen, hielt sich mit blutigen Händen daran fest, während er die Füße hinter sich herzog, als würden Gewichte daran hängen. Nach einem, wie es ihm vorkam, Zeitalter erreichte er die Spitze der Leiter und warf einen Blick in den Dachboden.
    Emly war an einen schweren hölzernen Stuhl gebunden, der auf der Seite lag. Sie war geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt. Sie rieb die Seile um ihre Handgelenke an der scharfen Ecke einer Metallkiste. Sie lag mit dem Gesicht zu ihm, und als sie ihn sah, riss sie die Augen über dem schmutzigen, mit Farbe bekleckerten Tuch auf, das sie als Knebel benutzt hatten. Der alte Mann zwang seine Füße, die letzten Sprossen zu bewältigen, und rutschte dann über den Holzboden zu ihr. Sein Schmerz war einen Augenblick vergessen. Er versuchte einen Moment, den Knoten ihres Knebels zu lösen, wurde dann wütend über seine Schwäche und riss ihn ihr einfach rau über den Kopf.
    » Hände! Hände«, flüsterte sie vollkommen verängstigt. Sie sah an ihm vorbei, und er erkannte, wie sich die Flammen in ihren Augen spiegelten.
    Mit seinen dicken, ungeschickten Fingern machte er sich an einem der Knoten im Seil zu schaffen. Sein Blut machte sie griffig, aber seine Wunde hatte ihn geschwächt, und seine Angst um sie lähmte ihn. Es kostete wertvolle Zeit, sie loszubinden. Als sie fühlte, wie sich das Seil lockerte, riss sie die Hände heraus, entknotete das Seil um ihren Bauch und bückte sich, um ihre Füße zu befreien. Bartellus sah sich um. Die Flammen fauchten von der Treppe hinauf, entzündeten die hölzernen Dachbalken darüber und krochen über die Decke. Rauch quoll über den Boden.
    Schließlich war Emly frei. Sie bückte sich, packte

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