Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
Vom Netzwerk:
Stufen auf einmal und stürzte sich leichtsinnig wie ein Kind auf Derian und den Wolf. Die beiden Männer hatten ihre Schwerter erhoben, aber die Treppe war sehr schmal und Derian stand hinter dem Wolf. Der begriff schlagartig, dass der alte Mann ihn mit der Wucht eines außer Kontrolle geratenen Karrens rammen würde. Er packte das Schwert mit beiden Händen und wappnete sich gegen den Aufprall. Erst im letzten Augenblick erkannte er, dass der alte Mann seine Unterarme mit einem Mantel gepolstert hatte und mit gesenktem Kopf den erhobenen Schwertarm zuerst treffen würde. Dann krachte er gegen ihn, und die drei Männer stürzten die Stufen hinab auf den Treppenabsatz unter ihnen. Der alte Knabe lag obenauf.
    Der Wolf befreite sich wütend aus dem Durcheinander. Dann sprang er auf. Sein Schwert war weg, aber Derian war ebenfalls auf den Beinen und immer noch bewaffnet. Der alte Mann lag auf dem Dielenboden, atemlos von seinem Sturz und hilflos.
    » Bring ihn um!«, knurrte der Wolf.
    Derian grinste. » Mit Vergnügen.« Er machte einen Schritt nach vorn, ließ sich dann jedoch heulend vor Schmerz auf den Boden fallen.
    Jetzt erst bemerkte der Wolf, dass der Krüppel keineswegs tot gewesen war. Er war die Treppe hinaufgekrochen und hatte sich Wolfs verlorenes Schwert geschnappt. Dann hatte er Derian damit von hinten in die Beine gehackt und möglicherweise irgendwelche Muskeln und Sehnen durchtrennt. Der Wolf schüttelte den Kopf. Was für ein verfluchter Schlamassel! Und das nach dem Scherz, dafür zu sorgen, dass der Feind auch wirklich tot war. Er hätte fast gelacht. Er zückte seinen Dolch, packte den Krüppel am Haar und schnitt ihm die Kehle durch. Dann drehte er sich zu dem alten Mann herum.
    » Er war schwerer umzubringen, als ich gedacht habe«, bemerkte er liebenswürdig.
    Der alte Mann beobachtete ihn vom Boden aus. Er war bleich und atmete schwer. Er hatte einen Dolch gefunden, vielleicht den von Ragnar, und hielt ihn am Griff. Ein zäher alter Soldat, dachte der Wolf. Trotz dieses Schlamassels war es eigentlich eine Schande, ihn töten zu müssen.
    Er ließ sich Zeit, behielt den Dolch im Auge, falls der alte Mann ihn werfen wollte, und nahm dem Krüppel sein Schwert aus der toten Hand. Dabei warf er Derian einen verärgerten Blick zu, der stöhnend auf dem Boden lag und sein verletztes Bein umklammerte.
    » Ich hätte allein kommen sollen«, bemerkte er.
    » Wer hat dich geschickt?«, fragte der alte Soldat.
    Der Wolf runzelte die Stirn. Er hätte dem alten Knaben zwar gern eine Antwort gegeben, aber Diskretion bedeutete Loyalität, und er hatte geschworen, niemandem den Namen seines Patrons zu nennen, nicht einmal einem Toten.
    » Ich werde das Mädchen nicht vergewaltigen«, sagte er in dem Versuch, freundlich zu sein.
    Der Mann sagte nichts, sondern beobachtete ihn nur mit seinen hellen Augen. Dann stand er langsam auf. Der Wolf wartete ab. Er hatte diesen Mann ohnehin nicht töten wollen, solange er am Boden lag. Der alte Knabe baute sich auf wie ein Messerkämpfer und umkreiste seinen Gegner vorsichtig. Der Wolf war dreißig Jahre jünger als er und mit einem Kurzschwert bewaffnet, aber er behandelte den alten Mann mit Respekt. Wenn die Ereignisse dieser Nacht ihn eines gelehrt hatten, dann das, dass man nichts für selbstverständlich nehmen sollte.
    Sie waren beide Rechtshänder, obwohl der Meuchelmörder auch seine linke Hand mit tödlicher Zielsicherheit einzusetzen wusste. Er stieß zur Probe mit seinem Schwert nach der Kehle des alten Mannes. Der wich nach rechts aus, während sein Messer vorzuckte und fast die Schulter des Wolfs getroffen hätte. Mumm hat er ja, dachte der Wolf. Offenbar erinnert er sich an seine Zeit als Soldat. Er unterdrückte ein Lächeln. Wäre er fünfzig Jahre jünger, würde er mir Probleme machen, dachte er. Aus Höflichkeit drehte er sich zur Seite und machte so seine Angriffsfläche kleiner.
    Das Messer des alten Mannes zuckte erneut vor, und der Wolf nutzte sofort seine Chance, täuschte an und hieb dann nach der Brust des Mannes. Doch die Klinge des Alten wehrte sein Schwert ab, und im selben Moment trat er vor und versetzte dem Wolf einen mächtigen Hieb mit der Linken gegen den Körper, die den Meuchelmörder bis zur Treppe ins Erdgeschoss zurücktrieb. Dort, an der ersten Stufe, taumelte er, hielt jedoch das Gleichgewicht, und der alte Mann trat vor. Der Wolf erholte sich rasch und wich zwei Stufen nach unten, um sich Platz zu verschaffen.
    In dieser Sekunde

Weitere Kostenlose Bücher