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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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voller Leichen zurück. Und Casmir, denn der hatte eine tiefe Wunde im Bauch davongetragen und einen Schlag auf den Kopf bekommen. Er lag wie tot in seinem eigenen Blut. Dort blieb er zwei Tage liegen, starb langsam, aber zu langsam, um nicht zu merken, wie eine ungeduldige Aaskrähe ihm sein Auge aushackte. Schließlich wurde er von einem anderen Trupp von Kämpfern der Cité gefunden, und gegen alle Wahrscheinlichkeit überlebte er. Als er sich von seinen Wunden erholt hatte, was viele Wochen dauerte, ließ er sich Zeit, alle seine früheren Kameraden aufzuspüren, die ihn zum Sterben hatten liegen lassen. Jedenfalls die, an deren Namen er sich erinnern konnte. Es waren noch einige übrig, die er noch aufspüren musste, aber er vermutete, dass sie schon längst an anderen Ursachen gestorben waren. Außerdem war seine Wut mittlerweile nicht mehr ganz so stark, weil sie mit reichlich Blut gestillt worden war.
    Der Befehl seines Patrons war klar gewesen. » Töte den alten Mann … Und überzeuge dich davon, dass er auch wirklich tot ist!« Diese letzten Worte waren eine Art Scherz zwischen ihnen. » Und auch alle anderen in dem Haus, wenn es dir angemessen erscheint.«
    Dem Wolf gefiel es gar nicht, das Mädchen zu töten. Er tötete Mädchen nicht ohne wirklich guten Grund. Und es ärgerte ihn, dass Derian mit seinem Schwert nach der jungen Frau gestochen hatte. Deshalb amüsierte es ihn, dass der Krüppel seinen Kumpanen mit der Krücke niedergeschlagen hatte. Aber andererseits konnte er es Derian auch nicht verübeln, als der aufsprang und dem Krüppel sein Schwert in die Brust rammte. Das Mädchen kreischte wie ein aufgespießtes Kaninchen.
    » Finden wir raus, ob es noch mehr Mäuse in diesem Bau gibt!«, befahl der Wolf. Er deutete auf das Mädchen. » Nehmt sie mit.«
    Mit erhobenem Schwert ging er voraus und sprang mit Leichtigkeit die beiden Treppen bis zu dem Absatz hinauf, an dem er den alten Mann gesehen hatte. Dort blickte er rasch nach links und rechts. Nichts rührte sich. Er hörte das leise Knarren der Stufen und das Geräusch von Ragnars angestrengtem Atmen. Er drehte sich um und legte den Finger an die Lippen. Das Mädchen riss den Mund auf, um zu schreien, und Ragnar ließ ihren Arm los, legte den Arm um ihren Kopf und seine große Hand über ihren Mund. Schweigen. Der Wolf bedeutete Derian, er solle nach links gehen, während er selbst in den Raum zu seiner Rechten glitt. Dort standen ein Tisch und ein Stuhl, und ein verschlissener Teppich lag auf dem Boden. Hier versteckte sich niemand.
    Er trat erneut auf den Absatz hinaus und sah die nächste Treppe hoch. Wie viele Treppen gab es in diesem Haus?
    Er räusperte sich und bemühte sich, so beiläufig wie möglich zu klingen. » Komm runter, alter Mann. Den Krüppel haben wir schon getötet. Wir werden dem Mädchen die Kehle durchschneiden, wenn du nicht auftauchst.« Er hatte keine Ahnung, wie die Beziehung zwischen dem alten Mann und diesem Mädchen aussah. Sie konnte auch seine Dienstmagd sein, und dann war es dem alten Mann vielleicht vollkommen gleichgültig, wenn er ihr die Kehle durchschnitt. Aber es war zumindest einen Versuch wert.
    Dann verdunkelte sich das dämmrige Licht auf dem Absatz über ihnen noch mehr, und der alte Mann stand da. In der einen Hand hielt er ein Schwert und in der anderen einen Dolch. Seine Haltung sagte dem Wolf, dass er auch wusste, wie er sie benutzen musste. Aber das spielte keine Rolle. Sie hatten das Mädchen, und wie es aussah, war das Kind der Schwachpunkt des alten Mannes. Also war die ganze Geschichte eigentlich vorbei.
    Was dann passierte, ging so schnell, dass er es nicht richtig mitbekam. Eben noch stand der alte Knabe da, trotzig und doch bereits geschlagen, ganz oben auf der Treppe. Im nächsten Moment gab es ein großes Durcheinander. Dann stürzte Ragnar zu Boden, einen Dolch in der Kehle. Der Griff des Schwertes, das durch die Luft wirbelte, traf Wolf an der Schläfe. Er taumelte zurück und sank benommen auf ein Knie.
    » Lauf, Emly!«, schrie der alte Mann. Das Mädchen rannte die Treppen hoch am Wolf vorbei und trat ihm dabei mit dem Absatz ins Gesicht. Er stand auf, schüttelte den Kopf, um seine Benommenheit loszuwerden, und machte sich daran, sie die Treppe hinauf zu verfolgen. Das Mädchen war in der Dunkelheit der oberen Stockwerke verschwunden. Der alte Mann stand immer noch an derselben Stelle, nur war er jetzt unbewaffnet.
    Dann griff er an.
    Er rannte die Treppe hinab, nahm mehrere

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