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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Schande, dass wir ihm diesen Gefallen nicht tun können. Er wäre besser ertrunken.«
    Aber Bartellus hörte ihnen nicht mehr zu. Denn in der Dunkelheit hinter dem ersten Wachsoldaten nahm er eine Bewegung wahr. Ein schlanker Junge war aus der Finsternis aufgetaucht und schlich sich an den Mann heran. Er war mit einem Prügel oder einer Keule bewaffnet. Der zweite Wächter sah ihn. » Daric!«, brüllte er. Der erste drehte den Kopf herum, genau in dem Moment, in dem der Prügel ihn traf. Der Schlag war nicht übermäßig stark, aber gut gezielt. Die Nase des Wächters schien in einer blutigen Explosion zu verschwinden. Er warf sich nach vorn, aber der Junge wich aus und schlug ein zweites Mal zu, diesmal mit aller Kraft, und traf ihn am Ohr. Der Wächter stürzte zu Boden. Sein Kollege wollte ebenfalls angreifen, aber Bartellus erwischte ihn am Arm und am Hals und zog ihn zurück. Der Soldat versuchte, ihn abzuschütteln, schlug ihm gegen den Kopf, aber Bartellus hielt ihn fest, und der Junge kam ihm zu Hilfe. Zusammen rangen sie den Mann zu Boden und hielten ihn dort fest, drückten sein Gesicht unter Wasser, bis er aufhörte, sich zu wehren. Dann sprang der Junge wieder auf und lief zu dem ersten Wachsoldaten zurück. Der lag regungslos am Boden, aber der Junge versetzte ihm einige kräftige Schläge auf den Kopf, nur um sicherzugehen. Dann sah er Bartellus an und lächelte.
    » Vater!«
    Bartellus blinzelte und fürchtete schon, dass er endgültig den Verstand verloren hätte.
    » Emly?«, flüsterte er.

39
    Es war zwar nicht dunkel, aber auch nicht so richtig hell. Es war einfach nur grau, ein Dämmerlicht, das von dem bedrohlichen Schimmern der nassen Wände dieser Grube erzeugt wurde.
    Der Gulon war stark, viel stärker als Riis. Er hatte ihn zahllose Stufen hinuntergetragen, die langen Zähne tief in seinen Hals vergraben. Schließlich hatte er ihn in seine Höhle geschleppt, einen nach Tod und Schrecken stinkenden Ort. Dann hatte er von ihm gefressen, hatte auf seinem Körper gelegen und an seinen Wunden geleckt, während Riis hilflos im Wasser lag. Er war eine Weile ohnmächtig gewesen, und als er wieder zu sich kam, öffnete er die Augen und stöhnte.
    Er holte tief Luft, sammelte all seine Kraft und schrie, so laut er konnte. Er schrie sich den Schmerz, die Furcht und das Entsetzen aus dem Leib, und endlich ließ der Gulon von ihm ab. Er glitt von seinem Körper und schlich zur anderen Seite der Höhle.
    Riis hatte viel Blut verloren, aber er glaubte, dass er stehen konnte, wenn ihn nur diese Bestie in Ruhe ließ. Er zog einen Arm unter seinem Körper und versuchte sich aufzurichten. Dann jedoch sah er entsetzt, dass er am Handgelenk mit einer Schelle an die Wand gekettet war. Jemand hatte ihn gefesselt, als er bewusstlos war.
    » Wehre dich nicht. Das hier ist der Ort, an dem du sterben wirst, Soldat«, sagte jemand leise. Riis drehte den Kopf und schrie auf, als die Wunde an seinem Hals wieder aufriss und das Blut erneut herausströmte.
    Der Kaiser stand in der Tür der Höhle. Sein weißes Hemd strahlte wie ein Leuchtturm in der Dunkelheit. Sein blonder Bart war fein säuberlich gestutzt. Er lächelte Riis an, obwohl seine schwarzen Augen die eines Toten zu sein schienen.
    » Halt mir das Vieh vom Leib!«, flehte der Soldat ihn an. Er glaubte, wahnsinnig zu werden, wenn diese Bestie sich erneut auf ihn stürzte. Er warf ihr einen furchtsamen Blick zu. Sie hatte sich in das Wasser neben den Leichnam eines alten Mannes gelegt und rieb sich an ihm wie eine Katze.
    » Deidoro«, sagte der Kaiser. Der Gulon wandte den Kopf und sah ihn an. Er fletschte die langen gelben Reißzähne.
    » Er …«, begann Riis. Er wollte dem Unsterblichen schmeicheln, damit er den Gulon nicht auf ihn hetzte. Er schluckte. » Er hat einen Namen?«
    » Wir haben sie mit uns in dieses Land gebracht, sehr viele von ihnen«, sagte der Kaiser. Er lächelte schwach, als würde er mit einem Freund über alte Zeiten plaudern. » Sie sind alle gestorben, natürlich. Sie vertragen dieses Klima nicht sonderlich gut. Einige jedoch haben sich mit Hunden und Füchsen gepaart, ihre Nachfahren leben immer noch in den Gassen und Kanälen, wenn auch erheblich degeneriert.«
    Riis spie irgendetwas Stinkendes aus. » Und Deidoro?«
    » Deidoro ist etwas Besonderes. Er ist eines der ursprünglichen Tiere beziehungsweise ein Abbild davon, was im Grunde dasselbe ist. Er ist das Schoßtier des Kaisers. Sieh nur, wie sehr er ihn liebt.« Er streckte

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