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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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an der Wand neben ihm und streckte die andere vor sich aus. Seine geschwächten Sinne sehnten sich nach dem Anblick von Licht, obwohl er wusste, dass er verloren wäre, falls tatsächlich die Wachen kommen und nach dem Gefangenen sehen sollten. Er krümmte die linke Hand. Die Finger schienen geheilt zu sein, aber er bezweifelte, dass er damit kämpfen konnte.
    Als er zu einer Treppe kam, die nach unten führte, stolperte er und wäre fast hinabgestürzt. Dann ging er vorsichtig weiter, über niedrige Stufen hinab und in immer tieferes Wasser. Er begann zu fürchten, dass es keinen Ausweg mehr gab, dass der Eingang vollständig überflutet war, aber das Wasser lief die ganze Zeit ab und schien nicht mehr höher zu steigen. Er hatte wieder eine ebene Strecke erreicht. Dann hörte er, wie jemand redete. Es war so nahe, dass er wie angewurzelt stehen blieb. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
    » Was kümmert uns das?«, wollte eine scharfe Stimme wissen. » Die sind sowieso bald tot. Ertrinken ist eine Gnade, schätze ich.«
    » Ich meine ja nur«, erwiderte eine dunklere Stimme.
    » Was hätten wir denn tun sollen?«, erkundigte sich die erste Stimme. » Sollten wir riskieren, bei dem Versuch, sie zu retten, selbst zu ertrinken? Das ist nicht meine Aufgabe, Bürschchen. Wir haben Glück gehabt, dass wir selbst davongekommen sind.«
    Die andere Stimme murmelte etwas, das Bartellus nicht verstehen konnte. Er blieb regungslos stehen und überlegte, was er tun sollte. Dann hörte er das Geräusch von Metall auf Metall.
    » Wohin willst du? Sei kein Narr. Wenn sie tot sind, müssen wir nur ihre Leichen herausschleppen. Überlass das der nächsten Schicht.«
    Der andere lenkte offenbar ein, denn eine Weile herrschte Schweigen. Dann nahm Bartellus einen wunderbaren Geruch wahr: Tabak. Er ging vorsichtig weiter, bis er ein schwaches Licht erkannte. Er bewegte sich darauf zu, darum bemüht, kein Geräusch zu machen. Als er an eine Ecke kam, spähte er vorsichtig um sie herum. An einer Kreuzung, an der sich drei Gänge trafen, saßen zwei Wachen an einem Tisch, hatten ihre Füße auf die Platte gelegt, damit ihre Stiefel nicht nass wurden, und rauchten Pfeife. Auf dem Tisch lag ein Laib Brot und daneben stand ein Krug. Bartellus’ Magen krampfte sich bei dem Anblick zusammen.
    Die Wachen waren nicht jung, aber Bartellus konnte nicht einmal hoffen, einen von ihnen zu überwältigen, geschweige denn alle beide. Er überlegte, ob er den einen anlocken sollte, indem er ein Geräusch machte, aber er konnte nicht sicher sein, dass sie nicht beide kamen. Und er hatte keine Waffe. Die Wachsoldaten hatten zwar ebenfalls keine Klingen dabei, jedenfalls nicht, soweit er sehen konnte, aber sie waren beide mit Prügeln bewaffnet, die griffbereit auf dem Tisch lagen.
    Noch während er überlegte, stand der Soldat, der in seine Richtung blickte, mit einem Seufzen auf, ging zur Mauer und öffnete seine Hose. Jetzt kehrten ihm beide den Rücken zu, und Bartellus ergriff seine Chance. Er versuchte sich zu beeilen, ohne ein planschendes Geräusch zu machen, und watete langsam auf den sitzenden Wächter zu. Er hatte gerade den halben Weg bewältigt, als der Soldat, der pinkelte, ihn gehört haben musste, denn er drehte sich um und stieß einen Schrei aus.
    Bartellus stürzte zum Tisch, und griff nach dem Prügel, als der sitzende Soldat sich umdrehte und gleichzeitig aufstand. Bart prallte gegen ihn, seine Hand verfehlte den Prügel, und sie stürzten beide auf den gefluteten Boden. Bartellus richtete sich auf und hämmerte dem Mann mit aller Kraft die Faust gegen das Kinn. Er traf zwar, aber der schwächliche Schlag zeitigte nur wenig Wirkung. Der Wächter richtete sich auf die Knie auf, schnappte sich den Prügel vom Tisch und holte zu einem Schlag nach Bartellus’ Kopf aus. Der hob hilflos einen Arm und zog den Kopf ein.
    » Heda! Hör auf!«, sagte der andere Soldat ruhig, während er seine Hose wieder zumachte. » Wir wollen ihn nicht umbringen.«
    Der Soldat, der am Boden hockte, stand auf und rieb sich das Kinn. » Ich habe nicht gesehen, dass du dich beeilt hättest, ihn vor der Flut zu retten.«
    » Erschlagen und ertrunken sind zwei verschiedene Dinge«, erklärte der erste. » Gegen den Willen der Götter kann man nichts machen. Aber ein eingeschlagener Schädel ist was ganz anderes.«
    » Aber er hat mich geschlagen«, stöhnte der zweite Soldat.
    » Der arme alte Knacker«, sagte der erste. » Sieh ihn dir doch an. Es ist eine

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