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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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ertrunken waren.
    Indaro schüttelte staunend den Kopf. Der letzte Mann, der den Gang lebend verlassen hatte, war Staker. Andere Soldaten zogen den Verkrüppelten auf die erste Stufe der Brücke.
    Dann schrien sie alarmiert auf, als eine riesige Wasserwelle im Licht ihrer Laternen auftauchte. Sie raste durch den Tunnel auf sie zu und traf mit gigantischem Donnern auf die Brücke. Soldaten, die immer noch auf der untersten Stufe standen, wurden einfach mitgerissen. Andere, unter ihnen auch Staker, klammerten sich grimmig an den Steinen der Brücke fest, während das Wasser über sie hinwegfegte. Atemlos beobachtete Indaro, wie das Wasser immer weiter stieg. Sie fragte sich, ob sie sogar dort oben auf der Spitze in Sicherheit sein konnten. Kurz darauf jedoch fiel der Wasserstand langsam wieder, und halb ertrunkene Soldaten kletterten erschöpft zum oberen Ende der Treppe hinauf.
    Indaro stieg nach unten, wo Staker am Rand der Brücke saß und in das brausende Wasser unter sich starrte.
    » Nach der Brücke kommt eine Steintreppe«, sagte sie zu ihm und setzte sich neben ihn. » Wir steigen nach oben, weg vom Wasser.«
    » Gut«, antwortete er. » Ich habe es allmählich auch satt, wie ein Wurm in der Erde herumzukriechen.«
    Indaro hätte ihm gerne gesagt, dass sie froh war, dass er überlebt hatte, aber sie fand nicht die richtigen Worte.
    Gils Stellvertreter hatte die Leute durchgezählt. » Wir haben zweiundvierzig Mann verloren«, meldete er grimmig.
    Staker blickte hoch. » Einige haben die Nerven verloren«, erklärte er. » Sie sind zurückgerannt, um ihren Kameraden diese Treppe hinauf zu folgen.«
    Indaro schüttelte den Kopf. » Es muss sehr hart gewesen sein zu warten, während sich alle anderen durch den Spalt zwängten«, sagte sie.
    » Allerdings«, pflichtete Staker ihr bei. » Es ist immer das Warten, das einen erledigt.«
    Gil hatte sich mit seinem Zeitmesser beraten. » Wir werden hier zwei Stunden ausruhen. Esst etwas, wenn ihr könnt«, befahl er seinen Soldaten. » Ich werde ein paar Kundschafter ausschicken.« Er deutete auf die Treppe. » Freiwillige?«
    Indaro lag auf dem uralten Stein und bemerkte die tiefen Riefen, die sich in die Oberfläche über die ganze Länge der Brücke gegraben hatten. Was hatte diese Rillen ausgehöhlt? Es waren keine Karrenräder, denn diese steinernen Stufen konnte kein Pferd erklimmen. War es das Wasser? Quer zum Fluss? Wohl kaum. Sie zuckte mit den Schultern und schob die Frage beiseite. Ihr Rückgrat passte genau in eine dieser Rillen, und sie legte sich auf den Rücken, versuchte, ihre Muskeln und Sehnen zu entspannen und die Pause zu nutzen, in der sie nicht mehr rennen und kriechen musste.
    Sie starrte zur Decke des Tunnels hinauf, die verborgen im Dunkeln lag. Schon tausendmal hatte sie so dagelegen, in den Pausen zwischen Schlachten, aber immer hatte sie den Himmel betrachtet, über die Sterne und den Mond nachgedacht, deren Vertrautheit und heitere Gleichgültigkeit sie getröstet hatten. Hier gab es weder Sterne noch Mond. Sie stellte sich vor, sie wären doch da und würden nur von Wolken verdeckt und nicht von unzähligen Schichten Gestein und Erde.
    Sie hatte sich oft gefragt, warum der Mond immer die Sterne verscheuchte. Als sie noch ein Kind gewesen war, hatten ihre Lehrer ihr erzählt, der Mond wäre ein Gott oder der Wagen eines Gottes, vielleicht das Symbol eines Gottes. Die Sterne, in dem Punkt waren sich alle einig, waren die Seelen der Menschen, die auf der Erde gestorben waren. Wenn der Mond voll war, flüchteten die Sterne vom Himmel, aus Angst oder aus Respekt. Aber die kleine Indaro hatte die Sterne sehr genau beobachtet und bemerkt, dass ihre Anzahl sich nie veränderte. Und dennoch starben ständig Menschen, das wusste sogar ein Kind. Warum also nahm die Zahl von Seelen im Himmel nicht zu? Das bekümmerte sie, aber niemand schien eine Antwort darauf zu wissen.
    Als Archange sie gerettet hatte, vor so vielen Jahren, hatte sie fast alles neu lernen müssen. Sie hatte erfahren, dass die Sterne einfach nur Felsbrocken waren, die von den großen Explosionen auf der Erde in den Himmel geschleudert worden waren. Das war logisch. Andererseits jedoch, warum verschwanden dann diese Felsbrocken, wenn der Mond voll war? Jede befriedigende Antwort auf ein Problem rief nur ein neues hervor. Indaro kam es vor, als verhielte sich das bei allem im Leben so.
    Sie hörte auf, darüber nachzudenken, und schlief ein.
    Fell Aron Lee kam durch einen hohen,

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