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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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die Hand aus, und Riis bemerkte voller Abscheu, dass der Leichnam, der im Wasser lag, keineswegs tot, sondern am Leben war. Es war ein lebender Mensch, ein Mann, uralt, älter als alles, was er je gesehen hatte, und in vollkommen zerfetzte und verdreckte Kleider gehüllt. Während er zusah, hob der Mann seine knochige Hand und streichelte das Fell des Gulon. Riis versuchte, sich den Schmutz aus den Augen zu zwinkern. Der alte Mann schien mit nassen Tüchern an die Mauern der Höhle gefesselt zu sein.
    Einen Augenblick lang verschwanden sein Schmerz und seine Furcht. Wer ist hier der Kaiser?, dachte er.
    » Aber du bist nicht an Gulons und ihrer Geschichte interessiert«, sagte der blonde Mann forsch. » Zunächst einmal musst du mir alles, was du weißt, über diese gebrandmarkten Männer und ihre Pläne berichten, sonst rufe ich Deidoro zurück. Wir haben viel Zeit, Riis, und der Gulon ist noch hungrig.«
    Der unterirdische Fluss, der mittlerweile wieder ruhiger unter der Brücke dahinströmte, schwoll erneut an. Gil Rayado befahl seinen Leuten, rascher nach oben zu gehen.
    Die Stufen der steinernen Treppe waren steil und uralt, ausgetreten von zahllosen Füßen und tückischer durch das Wasser, das in kleinen Rinnsalen herablief. Indaro stieg schnell hinauf und achtete sehr genau darauf, wohin sie trat. Sie zählte mehr als zweihundert Stufen, und als sie schließlich den obersten Treppenabsatz erreichte, gab es nur einen Weg, den sie einschlagen konnte. Sie musste durch einen Gang und eine Halle mit vielen Pfeilern gehen. Von dort kam das Wasser. Denn durch die Decke der Halle spritzte Wasser durch Hunderte von Spalten und Löchern. Teilweise sprühte es heraus, als stünde es unter Druck, und die ganze Decke schien nach unten zu sacken. Viele Pfeiler waren gerissen und unter dem Druck bereits gebrochen.
    Die Soldaten eilten hastig durch die Halle und warfen nervöse Blicke zur Decke hinauf. Indaro ging ebenfalls schnell hindurch und holte Gil und Elija auf der anderen Seite ein. Sie standen vor einer weiteren Treppe.
    » Es ist Wasser über uns und Wasser unter uns«, sagte sie. » Wasser fließt immer nach unten. Wie kann es immer noch über uns sein?«
    Elija schüttelte den Kopf. » Ich vermute, dass der ganze Unterbau der Cité zusammenbricht. Wenn ein Wehr ausfällt, schießt das Wasser hindurch und nach unten. Wenn aber ein Tunnel zusammenbricht, wird das Wasser darüber gestaut, bis es einen anderen Weg hinausfindet. Ich glaube, dieser Damm, den wir gesehen haben, der gebrochen ist, war nicht der einzige. Wahrscheinlich ist zuerst ein Damm weiter oben zerstört worden. Erinnert ihr euch … bevor wir ihn haben brechen hören, haben wir ein fernes Rauschen gehört? Ich glaube, ein höher liegendes Wehr ist zusammengebrochen, was dazu geführt hat, dass das tiefer liegende ebenfalls zerstört wurde.« Er runzelte die Stirn. » Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, die höheren Ebenen in diesem Teil der Cité sind bereits seit einiger Zeit überflutet. Aber jetzt hat ein großer Teil des Wassers einen Weg gefunden, um auch in die tieferen Ebenen zu fließen.«
    » Dann könnte die Halle der Wächter möglicherweise sogar passierbar sein?«, schlug Indaro hoffnungsvoll vor. Sie wollte unbedingt einen Teil der Hallen erreichen, den sie kannte.
    » Vielleicht«, erwiderte Elija zweifelnd.
    » Befinden wir uns bereits unter dem Fried?«, erkundigte sich Gil.
    » Ich glaube schon«, antwortete Elija. » Wir sind zumindest in der Nähe.«
    » Dann halten wir uns an unseren Plan. Es muss einen Weg von den Hallen in den Fried geben, selbst wenn es bedeutet, dass wir ein Abflussrohr hinaufklettern müssen. Falls wir diesen Weg nicht finden, müssen wir vielleicht versuchen, über die Halle der Wächter dorthin zu gelangen.«
    Staker war zu ihnen getreten, während sie sich unterhielten. Jetzt zog er plötzlich ein Messer und warf es. Es spießte eine Ratte auf, die über die Stufe zu ihren Füßen lief.
    » Ratten. Ich hasse sie«, erklärte er, bückte sich, zog das Messer aus dem Kadaver und wischte es an dem öligen Fell des Nagers ab.
    » Ist euch aufgefallen«, meinte Gil, » dass es jetzt mehr Ratten gibt? Wir haben fast einen halben Tag kaum welche gesehen. Jetzt sind sie plötzlich überall. Das ist ein Zeichen, dass wir uns unserem Ziel nähern.«
    » Ratten halten sich gern in der Nähe von Menschen auf«, pflichtete Indaro ihm bei. Sie beobachtete, wie ein Dutzend Tiere die Stufen vor ihnen

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