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Der Mond bricht durch die Wolken

Der Mond bricht durch die Wolken

Titel: Der Mond bricht durch die Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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George haben wolle, jemanden, der vom Leben etwas gesehen hätte, und nicht jemanden, dessen Höhepunkt im Jahr darin bestünde, daß er ein Auge auf ein vollkommen anständiges und absolut langweiliges Pfarrfest habe.«
    »Ja, wir sind wohl ein bißchen langweilig«, meinte der Pfarrer sinnend. »Aber was sollen wir machen? Das Personal von Raymonde Revuebar engagieren?«
    »Guter Gott, mein lieber Freund«, sagte der Major, »ich habe ja gar nicht geahnt, daß Sie von solchen Dingen wissen.«
    »Ach, ich weiß genug davon«, erklärte der Pfarrer dunkel. »Beast is beast and pest is pest, and never the twain shall meet. Der Bischof von Southwork hat mir erst neulich alles über die Mädchen von Raymond’s Revuebar erzählt. Aber dann kamen wir irgendwie auf Bangladesch (wo ich übrigens gewesen bin und er vermutlich nicht), so daß ich nie dazukam, ihn zu fragen, wie wir unsere Pfarrfeste auflockern könnten, solange wir nicht zu einem Tusch von Zugposaunen alle Zehn Gebote gleichzeitig übertreten.« Der Pfarrer lotete die Tiefen der Düsternis aus und sagte: »Ich bin sicher, daß er ohnehin noch nie auf die Zehn Gebote gestoßen ist, nicht so, daß er sie sich eingeprägt hätte. Und wissen Sie, es ist ja alles gut und schön« (»Hendiadys«, murmelte der Major), »aber was soll man denn tun ? Was soll man denn EIGENTLICH TUN?«
    »Weniger reden, zum Beispiel«, sagte der Major. »Fen hat kaum erst angefangen, und Sie schwatzen vom Bischof von Southwark. Lassen Sie den Bischof von Southwark in Ruhe.«
    »Mir wäre lieber, er ließe den lieben Gott in Ruhe«, sagte der Pfarrer. »Der liebe Gott ist Jahrhunderte ohne den Bischof von Southwark ausgekommen, warum also – jetzt – «
    »DER BRIEF!« schrie der Major. »Ich möchte mehr über DEN BRIEF hören!«
    Das genügte, um sogar den Pfarrer zum Schweigen zu bringen. Fen goß ihnen allen im Rahmen friedfertiger Betätigung mehr La Tache ein und berichtete weiter.
     
     
    3
     
    »George erhielt also den Brief von Mavis«, sagte er, »und zu Anfang belustigte er ihn einfach nur: sein Bruder als gemessener Ehebrecher und mit einer offenkundig leichtsinnigen Buhlerin wie Mavis erschien ihm als mit das Komischste, was er je erlebt hatte. Aber seine Belustigung verwandelte sich nicht in Bedauern, sondern in scharfes Eigeninteresse –, als er in >The Western Morning News< von dem bedauerlichen Todesfall bei Hole Bridge las. Einzelheiten waren damals noch knapp, aber das Datum stimmte, die Nachtzeit stimmte, und vor allem hätte der Ort nicht geeigneter sein können. Für Mavis vergeudete er kein Gefühlskapital: Mädchen gab es genug, und die meisten waren so leicht zu haben wie Ziegelsteine in einem Ziegelwerk. Er machte sich auch keine nennenswerten Sorgen darüber, ob die Sache ein Unfall oder Mord gewesen war. Wenn es sich wirklich um Mord handelte, gut für den stumpfen Andrew: Wer hätte geglaubt, daß der alte Mann so viel Blut oder jedenfalls Mumm in sich hatte?
    Nein, die Frage war, was schaute für George dabei heraus? Und wie sollte er seine Trümpfe am besten ausspielen? (In diesem Stadium hatte er noch nicht die geringste Ahnung, daß ihm der >Stille< in der Familie zuletzt im Schatten von Aller House das zuteilen sollte, was die Bridgespieler ein Yarbourough nennen, ein Blatt ohne Bildkarten.)
    Ja, was schaute für George dabei heraus? Die Umstände waren ihm in letzter Zeit nicht hold gewesen (das erkläre ich gleich), und seine erste Eingebung war es, Andrew um jeden Penny zu erleichtern, den er besaß, und das Weite zu suchen. Aber er sah das Törichte daran bald ein: Andrew würde nicht in der Lage sein, auf Anhieb eine größere Summe aufzubringen, und inzwischen gab es Schulden (viele davon auf eine Meinung zurückzuführen, die er mit dem Major teilte, nämlich über die Unzuverlässigkeit von Pferden), die ihn stark drückten. Er war in dieser Gemütsverfassung, als in einem Lokal ein Gespräch mit einem Mann, der ein großes Elektrogeschäft hatte, ihm seinen künftigen Weg wies.
    >Nein, man macht keinen großen Gewinn, wenn man einfach etwas verkauft<, hatte der Mann gesagt. >Man macht ihn, wenn man den Einfaltspinseln einredet, wie herrlich es wäre, wenn sie irgendeinen unsinnigen Apparat gleich bekämen und ihn dann langsam abbezahlten. Danach muß man sich mit einer Finanzierungsgesellschaft nur noch darüber einigen, wer welchen Anteil am Gewinn bekommt, und man kann hingehen und sich seinen ersten Rolls bestellen. Die Barzahler –

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