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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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schon deswegen, weil er sich keineswegs dagegen sträubte, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Er hatte sich sogar von der Sûreté in Paris einen tüchtigen Mann mitgebracht, der bereits kurz darauf mit Herrn Baumer konferierte und noch am Abend mit diesem zusammen nach A. fuhr, um Kommissär Tschudi zu sprechen.
    Nach wie vor sollte die Polizei nicht offiziell in Erscheinung treten. Jedoch ihre Arbeit, das hielt Monsieur Thorez für wichtig, durfte nicht behindert werden.
    Auch mit den Reportern wurde Jacques Thorez spielend fertig. Sie bekamen von ihm einen kurzgefaßten, sehr präzisen Bericht, und es wurde ihnen nahegelegt, zu schreiben, daß man die Nachricht der Entführer erwarte und bereit sei, das Geld zu zahlen. Gleichzeitig sollten sie ausdrücklich davor warnen, dem Kind auch nur ein Haar zu krümmen, ja, es auch nur schlecht zu behandeln.
    »Mein ganzes Vermögen und das meiner Familie würde ich bis zum letzten Franc einsetzen, die Entführer zu jagen und ihrer Strafe zuzuführen«, sagte Jacques Thorez mit grimmiger Entschlossenheit. »Andererseits, wenn wir den Jungen heil und gesund wiederbekommen, wird von einer weiteren Strafverfolgung abgesehen. Dafür verbürge ich mich.«
    Madame de Latour, Herr Baumer und ich blickten uns bedeutungsvoll an. Wir hörten im Nebenzimmer von Madame de Latours Büro, wo sich Jacques Thorez der Presse gestellt hatte, den Gesprächen zu.
    Eines stand mal fest: Diesen französischen Millionär, Renates Playboy-Ehemann, hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Das war kein leichtsinniger, verweichlichter High-Society-Boy, in gar keiner Weise. Vielleicht trank er, spielte er und verführte ganz gern anderer Leute Frauen – mochte alles sein. Aber er war ein ganzer Kerl, ein Mann, der wußte, was er wollte und worauf es ankam. Als einer der Journalisten die Frage einfließen ließ, ob es den Tatsachen entspreche, daß er mit seiner Frau in Scheidung lebe, dementierte Jacques Thorez sehr energisch.
    »Davon kann gar keine Rede sein. Meine Frau hielt sich vorübergehend in Deutschland auf, um in der Nähe unseres Sohnes zu sein, der sich einer Spezialbehandlung in einer deutschen Klinik unterzog. Nach diesem Urlaub hier wäre Madame mit René zu mir nach Paris beziehungsweise auf unser Landgut in der Bretagne gekommen.«
    Durch einen Türspalt konnte ich ihn sehen. Er stand sehr geradeaufgerichtet, seine dunklen Augen blitzten herrisch, und der Ton seiner Stimme war so, daß keinerlei Einwände oder weitere Fragen kamen. Voilà, un homme!, konnte man da nur sagen. Es wunderte mich, daß Renate es fertiggebracht hatte, ihm zu trotzen. Nun, jetzt würde es damit vorbei sein, und das war verständlich. In ihrer Situation mußte sie froh sein, einen Mann wie diesen, ganz abgesehen von seiner Finanzstärke, an der Seite zu haben.
    Auch Madame Hélène nickte befriedigt. »Diese Renate ist eine Törin«, flüsterte sie mir zu. »So einen Mann gibt man nicht auf, auch wenn er mal einen Seitensprung macht. Den wird er immer machen, na wenn schon, sie wird sich daran gewöhnen.«
    »Das war ja wohl auch nicht der Grund«, meinte ich. »Es war der Unfall.«
    Ich lernte Jacques Thorez kurz darauf persönlich kennen, denn ich mußte bei dem Gespräch zwischen ihm und dem Kriminalisten aus Paris auf der einen und Herrn Baumer auf der anderen Seite dolmetschen. Herrn Baumers Kenntnisse der französischen Sprache waren bescheiden. Nicht jedoch seine kriminalistischen Fähigkeiten. Der Kollege aus Paris nickte befriedigt. Anschließend brachen beide Herren, wie schon erwähnt, nach A. auf, um Kommissär Tschudi aufzusuchen, der am Abend von seiner kleinen Reise zurückerwartet wurde.
    Jacques Thorez bedankte sich bei mir in sehr charmanter Weise; auch dafür, daß ich Madame beigestanden hatte. »Und jetzt«, sagte er, »haben wir nur eine Aufgabe: René bald wiederzufinden. Alles andere kommt später. Ich verspreche mir viel davon, wenn die Zeitungen in meinem Sinn berichten werden. Man darf eines nicht vergessen: Auch die Erpresser fühlen sich unbehaglich, nicht nur wir. Sie sind ebenfalls daran interessiert, zu einem Ende zu kommen. Sie sind in Gefahr, das kranke Kind ist für sie eine Belastung. Und je länger sie diese Belastung haben, um so gefährlicher wird es für sie. Und leider für René auch. Das erklärte mir Commissaire Sardou auf dem Herflug. Ich fürchte, er hat recht. Je eher ich das Geld bezahlen kann, um so besser. Es liegt bereit. Dann bekommen wir René.«
    Wir

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