Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
Sie ruhig, bitte – ich …«
    Renate fuhr auf, als habe man sie geschlagen. Sie stand starr und reglos. »Ja?« Es war ein Aufschrei, sie zitterte. »Was ist geschehen?«
    »Nichts Schlimmes, um Gottes willen, Sie dürfen nicht erschrecken, es ist – Sie kriegen Besuch – ich weiß nicht …«, aber da wurde die Tür hinter Madame de Latour schon wieder geöffnet, ein Mann kam herein, ein großer, sehr gutaussehender Fremder.
    Er sagte zu Madame Hélène: »Pardon, Madame« und schob sie sacht beiseite, und Madame Hélène protestierte: »Aber ich habe Ihnen doch gesagt …«, und ich wollte mich schon einmischen, denn ich dachte, es sei einer von diesen Reportern, aber da blieb der Mann mitten im Zimmer stehen, sah Renate an, die stumm und weiß wie ein Tuch dastand, den Mund wie zu einem Schrei geöffnet, und der Mann sagte nur: »Renate!« Weiter nichts. Und dann ging er mit zwei raschen Schritten zu ihr und nahm sie einfach in die Arme.
    Renate legte ihren Kopf an seine Schulter und fing an zu weinen, sie bebte am ganzen Körper, und er streichelte sie und murmelte leise Worte, französische Worte, wie ich hörte – aber was er sagte, verstand ich nicht.
    Ich blickte fragend auf Madame Hélène, die dastand, die Augen voller Tränen, dann machte sie eine Bewegung mit dem Kopf, und wir gingen alle leise aus dem Zimmer.
    »Ihr Mann?« fragte ich leise, als wir draußen waren.
    Sie nickte. »Jacques Thorez. Er ist gerade angekommen. Er kam mit einer Privatmaschine und von Zürich aus mit dem Hubschrauber. Ich war gerade unten. Ich wollte Renate vorbereiten, aber ihr seht ja, er kam mir gleich nach. Mein Gott, das wird ihr den Rest geben.«
    Aber der Ruedi schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Es sah mir ganz so aus, als wäre es gut für sie, daß er da ist.«
    »Aber sie leben doch in Scheidung«, meinte Madame Hélène, »und nach allem, was ich gehört habe, hat sie sich immer geweigert, noch einmal mit ihm zusammenzutreffen.«
    Wir blickten alle Renates Mutter an, die mit uns aus dem Zimmer gekommen war.
    »Ich glaube auch, daß es gut ist, daß Jacques hier ist«, sagte sie leise, »da hat der Doktor ganz recht. Sie liebt ihn immer noch, ich weiß es. Auch wenn sie es nie zugeben würde. Renate ist eine Frau, die nur einmal lieben kann. Ich kenne sie schließlich gut genug. Und wie auch immer, jetzt braucht sie ihn. Jetzt muß er bei ihr sein. Und ich weiß auch, wie sehr er René liebt. Renate hat keine Ahnung davon« – sie hob die Schultern und sah ein wenig schuldbewußt drein –, »ich habe ihr das immer verschwiegen, aber ich habe die ganze Zeit mit Jacques in Verbindung gestanden. Er wußte immer genau, was mit René geschieht, wie es ihm geht. Er wußte auch, daß wir hier sind.«
    »Von Ihnen?« fragte Madame Hélène erstaunt.
    Die alte Dame nickte. »Ja«, sagte sie mit Bestimmtheit, »von mir. Ich habe immer gehofft, daß sie sich wieder versöhnen würden. Jacques ist kein schlechter Mensch. Ein bißchen leichtsinnig halt, es ist ihm immer zu gut gegangen, er hat immer alles bekommen, was er wollte – das ist nicht gut für einen Menschen. Aber er wird ja älter, nicht? Nächstes Jahr ist er vierzig. Und seit sein Vater nicht mehr lebt, muß er ja auch etwas mehr arbeiten, das tut ihm gut.«
    »Na, so was«, meinte Madame Hélène. »Da können wir die beiden ja beruhigt sich selbst überlassen.«
    »Ich denke auch«, sagte die alte Dame, und ihre Miene war erstmals wieder etwas gelöster. »Ich werde in mein Zimmer gehen und mir Tee heraufschicken lassen. Die Kinder werden dann schon zu mir kommen. Ja, es ist gut, daß Jacques da ist. Er wird die Sache in die Hand nehmen.«
    Wir drei anderen gingen reichlich perplex die Treppe hinunter zur Halle.
    Großmamas Vertrauen war rührend. Jacques würde die Sache in die Hand nehmen. Na schön – ich war bloß gespannt, wie er das machen würde. Wenn es sich nur um Geld handelte, davon hatte er ja offensichtlich genug, also wenn es sich nur um Geld handelte, dann mochte das ja stimmen. Hoffentlich ließ sich alles mit Geld in Ordnung bringen.
    Vor allen Dingen mußte ich jetzt mal den Kriminalrat suchen und ihm die Neuigkeit erzählen. Und wenn der gute Jacques den Jungen doch entführt hatte? Und jetzt kam, um Renate auch zu holen? Komisch, ich kam von dieser fixen Idee nicht los.
    Mit der Anwesenheit von Jacques Thorez kam sofort eine bessere Stimmung auf. Er konnte nicht helfen, aber wir bekamen alle neue Hoffnung. Allein

Weitere Kostenlose Bücher