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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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abends ins Schloß kam. Madame Hélène rief mich in ihr Büro.
    »Geh mal hinauf zu den Thorez. Renate hat heute nach dir gefragt.« Und flüsternd fügte sie hinzu: »Es ist wieder ein Brief gekommen. Außer mir weiß es aber niemand.«
    Ich ließ mich von Ilona telefonisch bei Renate anmelden. Ilona wußte nichts von dem Brief. Sie sagte zu mir: »Die arme Frau! Ich war heute vormittag oben bei ihr und habe ihr die Post gebracht. Man könnte weinen, wenn man sie ansieht. Und nichts geschieht.«
    Ich nickte. Dann erfuhr ich noch, daß nicht mehr viele Gäste derzeit im Hotel waren, dagegen hatten sich von überallher neue Reporter eingefunden, die aber nicht von Renate oder Jacques empfangen wurden. Beide verließen nicht mehr ihre Zimmer.
    »Ja, ich weiß«, sagte ich, »bei mir waren sie auch. Sie haben Bilder von mir und Amigo gemacht. Und sogar von Tante Hille, die sich sehr wichtig vorkommt. Sogar das Apfelkammerli haben sie besichtigt. Und ihr liebliches Konterfei habe ich bereits auch in der Zeitung entdeckt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist gar nicht lustig. Ich wünschte, wir würden auf andere Art und Weise berühmt werden.«
    Renate empfing mich. Ihr Mann war bei ihr. Sie zeigten mir den Brief.
    »Was werden Sie tun?« fragte ich.
    Renate hob die Schultern. »Was kann ich anderes tun? Ich werde dort sein. Mit dem Geld.«
    »Das ausgerechnet Sie das tun müssen«, sagte ich. »Ich wünschte, man könnte Ihnen das abnehmen.«
    »Das wünschte ich auch«, sagte Jacques Thorez. Er stand hinter Renates Sessel und hatte die Hände auf ihre Schultern gelegt. Es war eine schützende, liebevolle Geste. Und auch in seinem Gesicht, als er auf sie niederblickte, standen Liebe und Besorgnis. Ich empfand fast so etwas wie Eifersucht. Aber ich nannte mich gleich selbst einen Narren. Was konnte Renate Besseres passieren, als daß ihr Mann bei ihr war? Und wenn sie ihn noch liebte, wie ihre Mutter gesagt hatte, dann war das einzige, was ihr ein wenig helfen konnte, seine Nähe.
    »Haben Sie der Polizei etwas gesagt?« fragte ich.
    »Nein«, sagte er. »Wir wollen uns strikt an die Forderung halten. Wenn das Geld verloren ist, haben wir Pech gehabt. Aber es hilft ja alles nichts, wir müssen es versuchen. Wir müssen alles versuchen, um René wiederzubekommen. Nur Madame de Latour und jetzt Sie wissen davon. Renate wollte gern, daß man Sie verständigt.«
    Ich verneigte mich ein wenig vor Renate. »Ich danke für Ihr Vertrauen, Madame«, sagte ich.
    »Ich werde natürlich mit nach Zürich fahren«, sagte Jacques Thorez, »ich muß ja auch das Geld von der Bank holen, wo es für mich bereitliegt. Auf der Brücke muß Renate allein sein, da hilft alles nichts. Der Platz ist übrigens gut gewählt. Um diese frühe Nachmittagsstunde wird noch Verkehr sein, aber nicht mehr allzuviel, da es Sonnabend ist. Und weil Reisesaison ist, werden viele fremde Wagen dabeisein. Ein einzelner Wagen, der kurz hält, wird kaum auffallen. Die Übergabe muß natürlich schnell erfolgen, denn vermutlich ist auf dieser Brücke sowieso ein Halteverbot. Schlimm wäre es bloß, wenn man Renate zum Einsteigen nötigt.«
    »Halten Sie das für möglich?«
    »Man muß alles für möglich halten. Und sie muß sich vorher überlegen, was sie dann tun wird.«
    »Das wissen wir eben nicht. Sie kann die Tasche überreichen und sofort zurücktreten. Verlangt man, daß sie einsteigt, so haben die Erpresser zwei Geiseln in der Hand.«
    »Aber ich wäre dann wenigstens bei René«, warf Renate ein.
    »Wer sagt denn das? Das ist doch ganz ungewiß.«
    »Ich glaube nicht, daß man Sie zum Einsteigen zwingen kann. Das würde zuviel Aufsehen erregen. Außerdem kommt schon kurz darauf, soweit ich mich erinnere, eine Verkehrsampel. Dort müßte der Wagen unter Umständen halten, und Sie hätten Gelegenheit, um Hilfe zu rufen. Oder einfach aus dem Wagen zu springen. Nein, man wird das Geld nehmen und so schnell wie möglich sehen, daß man fortkommt.«
    »Nun, vielleicht handelt es sich wirklich um einen ahnungslosen Boten«, sagte Jacques Thorez. »Meiner Meinung nach können die Erpresser nicht die Gefahr auf sich nehmen, selbst an dieser exponierten Stelle aufzutauchen. Der Fahrer des Wagens, der also unter Umständen gar keine Ahnung hat, was vor sich geht, wird ganz normal und ohne Eile weiterfahren. Schnappt man ihn, was ja ohne weiteres möglich wäre, falls die Polizei auf der Lauer liegt, ist die ganze Sache geplatzt, das Geld erreicht nicht seinen

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