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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Jackson und Yves Marcheaud rüsteten zur Abreise, wie ich von Ilona gehört hatte.
    »Dürfen sie denn reisen?« fragte ich.
    »Warum nicht?« fragte Ilona zurück. »Soviel ich weiß, liegt nichts gegen sie vor.«
    »Eben. Und Annabelle? Ich meine, Frau Sutter?«
    »Mir ist nichts über die Absichten von Frau Sutter bekannt«, erwiderte Ilona kühl.
    »Sie brauchen nicht wieder mit mir zu reden, als sei ich ein Scheckfälscher«, sagte ich ärgerlich. »Ich dachte, wir verstehen uns jetzt besser.«
    »Gewiß«, sagte sie, und sie sagte es so, daß ich Lust bekam, sie unter Wasser zu tauchen.
    »Hören Sie zu, Sie kleines Ungeheuer«, sagte ich zornig. »Ich kann Sie gut leiden, falls Sie das noch nicht gemerkt haben sollten. Und wenn wir nicht alle so voller Sorgen wären und den Kopf voll anderer Dinge hätten, würde ich häufiger und ausgiebiger mit Ihnen flirten. Zumal wir ja …«
    »Zumal wir was?« fragte sie etwas freundlicher.
    »Ach, nichts.«
    Ich hatte sagen wollen: zumal wir ja zusammen den Mond im See gesehen haben, das verpflichtet. Aber es erschien mir leichtfertig, daran zu erinnern. Denn der Mond im See bedeutete nicht nur Liebe – und es war der Abend gewesen, an dem René entführt worden war.
    »Haben Sie heute nicht frei?« fragte ich statt dessen. »Es ist doch Sonntag.«
    »Erst am Nachmittag. Herr Burger hat vormittags noch keine Zeit.«
    Herr Burger war der Nachtportier, wie ich inzwischen wußte, der Ilona auch an ihren freien Tagen vertrat!
    »Gut. Würden Sie dann die Freundlichkeit haben, heute nachmittag mit mir zu schwimmen? Das Wetter ist ja wieder sehr schön geworden.«
    »Ja, leider«, sagte sie.
    »Wieso leider?«
    »Ach, ich weiß nicht. Die Sonne kommt mir so deplaciert vor. Nach allem, was geschehen ist …«
    Damit hatte sie recht. Man konnte sich ja doch nicht am Sommer und an der Sonne freuen. Und auch mit einem Mädchen schwimmen zu gehen, erschien im Grunde unpassend.
    Aber schließlich willigte sie ein, mich am Nachmittag im Bad zu treffen.
    Ich erkundigte mich noch, ob Madame de Latour in ihrem Büro sei. Als diese Frage bejaht wurde, suchte ich Madame dort auf.
    »Wie ich höre«, sagte ich, »wollen Annabelles Freunde morgen abreisen. Annabelle auch?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Madame Hélène, »und ich glaube, sie weiß es selber nicht. Sie möchte schon. Die Herren wollen nach St. Tropez, wie ich gehört habe. Annabelle hat Hemmungen. Wegen Renate, du verstehst?«
    »Ich verstehe durchaus. Aber sie kann Renate ja auch nicht helfen.«
    »Nein. Das habe ich ihr auch gesagt. Und du?«
    »Und ich?«
    »Nun ja, ihr beide, meine ich. Annabelle und du, ich dachte eigentlich …«
    »Ich dachte auch. Aber manchmal denkt man falsch.«
    Madame Hélène warf mir einen langen Blick zu und sagte nichts mehr.
    Ich wußte auch nichts zu sagen. Ich hatte Annabelle in den letzten Tagen kaum allein gesprochen. Und wenn sie also wollte, sollte sie mit ihren Trabanten nach St. Tropez reisen. Das Erstaunliche war: Es war mir egal.
    Ich machte einen Spaziergang mit Amigo, wobei wir auch am Doktorenhaus vorbeigingen. Ruedi betrachtete seinen Patienten mit Wohlgefallen.
    »Na, der sieht ja schon wieder prächtig aus. Dicker ist er auch geworden.«
    »Nicht wahr? Und ich finde, sein Fell glänzt direkt. Sobald er ganz gesund ist, werde ich ihn baden. Das habe ich mir vorgenommen, seit ich ihn das erstemal gesehen habe.«
    Der Ruedi lachte. Dann wurde er ernst. »Ja, wenn sich nur alles andere so wohlgefällig entwickeln würde.«
    »Warst du heute bei Frau Thorez?«
    »Ja. Aber ich kann nicht viel tun. Ihr kann nur eins helfen. Aber es ist gut, daß ihr Mann da ist. Ein netter Kerl.«
    »Hm. Das ist er wohl.«
    »Und sonst gibt es nichts Neues?«
    Ich erzählte ihm und den beiden Damen von unserer gestrigen Exkursion.
    Der Ruedi schüttelte den Kopf.
    »Was für eine Nervenbelastung für die Frau! Mein Gott, und zu denken, daß der Junge vielleicht jetzt nicht mehr lebt.«
    »Hör auf, Ruedi«, rief seine Mutter, »ich kann gar nicht daran denken. So gemein kann doch kein Mensch sein.«
    Und Hedy meinte fassungslos: »Eine Million! Einfach so in einer Tasche. Das gibt es ja gar nicht. Und wo ist das Geld jetzt?«
    »Ich nehme an, er hat es der Bank zurückgebracht. Schließlich kann er es nicht spazierentragen.«
    Das Mittagessen schmeckte mir nicht, schlafen konnte ich auch nicht. Aber Besuch bekam ich. Der Sheriff kam vorbei, als ich nachmittags im Garten lag, Amigo neben mir

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