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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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verführerischen Mund.
    »Na, ich weiß nicht«, sagte Annabelle, als sie die Skizze betrachtete, »so kam sie mir aber nicht vor.«
    »Mir auch nicht«, echote Yves, der als nächster das Bild betrachtete.
    Ich sah ihn verwundert an. Hatte er je die Pflegerin beachtet?
    »Hm«, machte der Kriminalrat, »immer vorausgesetzt, daß sich Jonny nicht irrt.«
    »Ich irre mich bestimmt nicht«, sagte Jonny mit Nachdruck. »Ich wußte immer, daß ich sie kenne.«
    »Demnach ist sie also Italienerin.«
    »Ich glaube nicht. Sie kam aus dem Tessin.«
    »Na ja, zehn Jahre«, sagte Herr Baumer. »Da kann sie sonstwo gelandet sein. Leider haben wir immer noch kein Ergebnis über die Recherchen in München. Über die Schwester, die Frau Thorez ursprünglich engagiert hatte. Sie hat eine alte kranke Dame nach England begleitet und ist noch nicht zurück. Und kein Mensch weiß, wo sie ist.«
    Ich staunte im stillen. Also diese Spur verfolgte man auch. Was für ein Apparat.
    Aber Jonnys überraschende Entdeckung war nur der Anfang. Die richtige Sensation kam erst.
    Wir hatten eine neue Runde bestellt. Auch Jonny trank diesmal vor Begeisterung mit. Wir zündeten uns neue Zigaretten an, da sagte Jacques Thorez, der bisher geschwiegen hatte, auf einmal: »Ah, Monsieur Baumer, haben Sie erzählt, was ist – alors, was Sie haben gehört heute? Qu'est-ce qu'il s'est passé?«
    »Nein«, sagte Herr Baumer und blickte abermals gemächlich in die Runde. »Das wissen Sie noch nicht, meine Herrschaften. Man hat Jeannot gefunden. Den Burschen aus dem Pferdestall.«
    Jetzt waren wir geschlagen. Wir saßen sprachlos und warteten, was weiter kam.
    Aber der Kriminalrat ließ sich Zeit.
    »Man hat ihn gefunden?«
    »Wo?«
    »Wie?«
    »Hat er gestanden?«
    Alles fragte durcheinander.
    »Nein«, sagte Herr Baumer langsam, »er konnte nichts mehr gestehen. Er ist tot.«
    »Tot!« Das war ein Aufschrei.
    Wir blickten auf Yves, der ihn ausgestoßen hatte, nun aufsprang und verzweifelt, mit erhobenen Händen, den Kriminalrat anstarrte.
    »Il est mort? Jeannot? Mort?«
    Der Kriminalrat nickte. »Oui, Monsieur Marcheaud, il est mort. Er ist tot. Man hat ihn gefunden. Gestorben an einer Blutvergiftung, die von einem Hundebiß herrührte. Ich nehme an, es war Amigo. Er hat ihn ins Gesicht gebissen. Und man hat nicht gewagt, ihn behandeln zu lassen. Und hat ihn krepieren lassen. Schlimmer als einen Hund.«
    Yves stöhnte wie ein verwundetes Tier. »Il est mort! Mon petit Jeannot! Ah! Cette Canaille!«
    Und dann weinte er.
    Wir saßen alle wie versteinert. Die erste, die sich rührte, war Annabelle. Sie stand heftig auf, stieß ihren Stuhl zurück, daß er umfiel, und rief laut: »Das ist ja widerlich! Widerlich!« Dann sah sie mich an, verzweifelt, ratlos. »Walter! Was bedeutet das?«
    Ich hob die Schultern. Blickte den Kriminalrat an, der mit gelassener Ruhe den weinenden Yves betrachtete.
    Und dann sah ich in das Gesicht von Jacques Thorez, verzerrt von Wut und Haß.
    Er sprang vom Barhocker, stürzte auf Yves zu und packte ihn an der Kehle.
    »Du elender Lump! Du niederträchtiges Scheusal! Du hast mein Kind entführen lassen – du …«
    Yves sackte in die Knie, er wehrte sich nicht gegen den mörderischen Griff.
    Durch die Tür der Bar trat plötzlich eine vertraute Gestalt.
    »Lassen Sie ihn los, Monsieur Thorez«, sagte Kommissär Tschudi bestimmt. »Monsieur Marcheaud, Sie sind verhaftet!«
    So dramatisch endete dieser Sonntag. Yves erzählte alles, was er wußte, er war total zusammengebrochen, nachdem er erfahren hatte, daß sein geliebter Jeannot tot war.
    Dabei schien Yves selbst mit der Entführung nichts zu tun zu haben. Eben nur gerade, daß er wirklich von Annabelle erfahren hatte, Renate Thorez würde sich mit ihrem Sohn auf Schloß Wilberg aufhalten. Und das hatte er seinem Gespielen Jeannot erzählt.
    Jeannots Herkunft blieb noch im dunkeln. Irgend so ein Früchtchen war er, das auf den Abwegen des Lebens umhergeisterte. Yves hatte ihn vor einem Jahr in einer Kaschemme in Paris kennengelernt und zu sich genommen, ihn gekleidet und ernährt – ausgehalten, mit einem Wort. Aber Yves war alles andere als ein reicher Mann, ein kleiner Literat, der ständig über seine Verhältnisse lebte. Jeannot hatte die Verbindung zu anderen Freunden, die er auf seinen dunklen Wegen kennengelernt hatte, aufrechterhalten. Über ihn also waren die dunklen Informationen über René Thorez schließlich an die richtige üble Adresse gelangt.
    Yves sagte

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