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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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genau, daß du diesen verlausten Köter nicht anfassen sollst. Deine Großmama hat es dir schon mehrmals gesagt. Du bist sehr ungezogen.«
    Sie blickte mich an. »Was soll denn der Herr von dir denken!«
    René sah mich nicht an, aber er sagte: »Dem gefällt Amigo auch.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. So ein häßlicher Hund gefällt keinem. Und nun komm endlich.«
    Sie wollte ihn unter den Arm fassen, aber er schob sie beiseite.
    »Ich kann allein.«
    Ich blickte ihnen nach, als sie über die Wiese gingen, die leicht anstieg. Der Junge tat sich offensichtlich schwer, auf dem unebenen Boden zu laufen. Aber wie er ganz richtig gesagt hatte, er mußte sich üben. Der Hund und ich gingen ihnen langsam nach.
    Die Schwester war etwas zurückgeblieben, und als ich an ihre Seite kam, sagte sie seufzend: »Es ist schwer mit so einem kranken Kind. Sie haben es ja gehört, er ist so eigensinnig.«
    »Nun ja«, sagte ich, »wir wissen nicht, wie wir uns benehmen würden an seiner Stelle. Er hat über ein Jahr gelegen, sagte er mir.«
    »Ja, das ist es ja. Er ist vollkommen kraftlos.«
    Es war jetzt schon sehr dunkel unter den Bäumen. Der Weg stieg hier ein Stück lang ziemlich an, aber er war gut gepflegt, und René kam gut vorwärts. Schwierig wurde es erst, als die Stufen kamen. Vom unteren Teil des Schloßparks führte eine verhältnismäßig breite Treppe hinauf zum Rosengarten, an den sich die Terrasse anschloß.
    Ein paar Stufen schaffte er, dann blieb er stehen.
    »Wie wär's, wenn ich dir ein bißchen helfe?« fragte ich. »Oder hast du was dagegen?«
    Er schüttelte stumm den Kopf.
    Ich nahm ihn auf den Arm und trug ihn hinauf. Er war sehr leicht. Viel zu leicht und zu zart für sein Alter.
    »Wie bist du denn hinuntergekommen?«
    »Langsam«, sagte er widerstrebend. »Aber es ging ganz gut.«
    »Du wirst eines Tages auch wieder allein hinaufkommen. Ich würde sagen, du solltest jeden Tag eine Stufe mehr versuchen.«
    »Danke«, sagte er, als ich ihn hinstellte.
    »Kannst du jetzt allein?«
    »Ja.« Er blickte zu mir auf. »Vielen Dank. Kommst du morgen wieder ins Bad?«
    »Ich denke«, sagte ich.
    Dann blickte er hinab zu dem Hund, der wirklich unten am Fuß der Treppe stehengeblieben war. »Er ist klug, nicht? Er weiß genau, daß er nicht mitkommen darf. Auf Wiedersehen, Amigo!«
    Der Hund wedelte mit dem Schweif und stieß einen komischen Laut aus, halb ein Bellen, halb ein Winseln.
    »Na, jetzt komm endlich«, sagte die Schwester.
    »Auf Wiedersehen, René«, sagte ich.
    »Kommst du nicht mit hinauf?«
    »Nein, heute nicht. Vielleicht morgen.«
    »Auf Wiedersehen!« Er lächelte mir zu, und ich lächelte auch.
    Die Schwester schenkte mir ebenfalls ihr kokettes Lächeln.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sie wohnen nicht hier im Hotel?« Herrgott, wie sie es alle wichtig hatten mit ihrem blödsinnigen Hotel.
    »In der Dépendance«, knurrte ich. »Guten Abend, Schwester.«
    Ich ging die Treppe hinunter, wo der Hund immer noch stand.
    »Na, Amigo, wo bleibst du nun wirklich über Nacht? Und kriegst du nichts zu essen?«
    Du lieber Himmel, essen! Ich mußte schleunigst nach Hause, wenn ich mir nicht gleich am ersten Abend die Ungnade Tante Hilles zuziehen wollte. Und die vom Gretli dazu. Höchste Zeit zum Abendessen!
    »Wenn du willst, kannst du mitkommen«, sagte ich. »Falls du nichts Besseres vorhast. Irgend etwas zu essen werden wir für dich schon auftreiben. Also?«
    Ich setzte mich in Bewegung, wieder am Ufer entlang, wo ich hergekommen war. Als ich mich umdrehte, sah ich, daß der Hund mir folgte. In einigem Abstand, aber er kam.
    Ich ging nicht zurück bis in den Ort, sondern schräg über die Wiesen und Felder und erklomm die Böschung direkt gegenüber dem Gutzwiller-Haus. Bis hierher folgte mir der Hund. Aber dann blieb er am Straßenrand zurück. Sah mir nur nach. Ich rief ihn, pfiff, aber es nützte nichts. »Wo bleibst du denn so lange?« fragte Tante Hille vorwurfsvoll. Ich hatte gerade noch Zeit, mir die Hände zu waschen. Es gab Geschnetzeltes mit Rösti und eine große Schüssel Salat. Während des Essens stand ich zweimal auf und schaute zum Fenster hinaus.
    »Was hast du denn?« fragte Tante Hille.
    »Siehst du den Hund da drüben am Straßenrand?«
    »Was ist mit dem Hund?«
    Ich erzählte ihr kurz von meinen Erlebnissen und Begegnungen.
    »Ah ja, ich weiß«, sagte sie. »Der Kleine mit den Krücken. Die Großmutter ist mit ihm hier. Erst konnte er überhaupt nicht laufen und war meist

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