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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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her wußte, auf die Terrasse hinaus. Ich konnte ja mal einen Rundgang machen, irgendwo fand ich vielleicht Annabelle oder die Madame. Ich konnte natürlich auch Mademoiselle Ilona nach ihnen fragen. Aber es sah aus, als hätte der Franzose noch viel auf dem Herzen. Ich wandte mich um, vor mir lag immer noch der Anmeldezettel. Lässig schob ich ihn beiseite, beugte mich vor und benutzte eine Atempause des Monsieurs, um zu fragen: »Aus Budapest?«
    Ilona sah mich überrascht an. »Wie bitte?«
    »Ich wollte nur wissen, ob Sie aus Budapest kommen?«
    »Ich bin da geboren, ja. Und wenn Sie nun bitte …«
    »Ich komme später wieder. So long.«
    Und damit verließ ich die Rezeption und schlenderte gemächlich durch die Halle in Richtung Terrasse.
    Auf der breiten Terrasse saßen die Gäste des Schloßhotels, teils im Schatten der Kastanienbäume, teils in der hellen Sonne, beim späten Frühstück. Ich blieb an der Tür stehen und überflog das freundliche Bild. Sehr schön. Die Leute lebten nicht schlecht hier. Ober in weißen Jacken eilten geschäftig hin und her, brachten Kaffee, Tee, Tomatensaft, Orangenjuice, Schinken, Eier, Butter, knusprige Hörnchen und Marmelade. Und rechts unten blitzte der See blau und leuchtend herauf, eingeschlossen im Grün der Bäume und Wiesen.
    Am gegenüberliegenden Ufer sah ich Marnbach liegen, ein etwas größerer Ort. Da war eine Bahnstation. Von dort aus war ich früher mit dem Zug in die nächste Kleinstadt zur höheren Schule gefahren. Von Wilberg bis Marnbach mit dem Rad. Im Winter war das manchmal eine harte Sache gewesen. Aber da ich mich meist in Gesellschaft meines Freundes Ruedi befand, ließ es sich ertragen.
    »Der Herr wünschen zu frühstücken?« Ein netter junger Ober stand vor mir und blickte mich fragend an. »Da drüben bitte?«
    »Danke, ich habe schon gefrühstückt.«
    Ich verließ meinen Platz unter der Tür und machte einen Rundgang über die Terrasse. Meinen kleinen Freund von gestern abend sah ich nicht. Nur Herr und Frau Kugler winkten mir freudig zu und wollten im Vorübergehen noch einmal von mir bestätigt haben, ob dies denn nicht wirklich ein herrlicher Tag sei.
    Ehe ich die Terrasse wieder verließ, grapschte ich mir vom Serviertisch neben der Tür eine Handvoll Zucker. Der Ober, der eben dort ein Kaffeeservice zurechtmachte, schluckte hart.
    »Für die Pferde«, sagte ich freundlich. Er lächelte etwas gequält.
    Unten beim Stall, war überhaupt kein Mensch. Meine stille Hoffnung, Annabelle hier zu treffen, erfüllte sich nicht. Auch der Pferdepfleger war nicht da. Die Pferde standen in ihren Boxen, schlugen mit den Schweifen nach den Fliegen und waren offensichtlich noch nicht geputzt. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Zehn Uhr zehn. Ich versuchte mir vorzustellen, was Graf Roger mit einem Pferdepfleger getan hätte, der seine Rösser um zehn Uhr zehn noch nicht geputzt hatte. Da der Graf ein Herr mit altmodischen Ansichten war, hätte er den Unglücklichen vermutlich im See ertränkt. Aber heutzutage war eben alles anders. Einen Moment lang war ich versucht, selbst zu Mistgabel und Striegel zu greifen, aber ein Blick auf meine hellgraue Hose hinderte mich daran. Außerdem – wie kam ich dazu. Erst mußte einmal geklärt werden, ob man mir genehmigen würde, auf diesen Pferden zu reiten. Woran allerdings kaum zu zweifeln war. Die Pferde standen, keiner bewegte sie. Und wenn nicht in diesen Tagen eine Gruppe von Leuten hier ankam, die sich als leidenschaftliche Reiter entpuppten, würde man mir für etwas Hilfe höchstens dankbar sein.
    Andererseits – lohnte sich das denn? Eine Woche etwa hatte ich für meinen Besuch in der alten Heimat vorgesehen. Die Riviera, der Golf von Napoli, die Nordseeküste, die schönen Mädchen an der Côte, auf Capri, auf der Insel Sylt und in Schweden warteten auf mich. Allerdings hatte ich bei meinen Urlaubsplänen noch nicht gewußt, daß Annabelle hier sein würde. Und nicht mehr gewußt, wie schön es hier war. Na ja, vielleicht vierzehn Tage. Mal sehen, wie sich alles entwickelte. Ich landete also wieder in der Halle bei meiner neuen Freundin Ilona.
    »Hallo«, sagte ich und grinste sie an.
    »Sie haben schon gefrühstückt?« fragte sie reserviert.
    »Schon vor zwei Stunden. Ich bin Frühaufsteher. Ich überlege gerade, ob ich jetzt schwimmen gehe oder erst einen Rundgang durch den Ort mache.«
    Sie schien nicht geneigt, mir die Entscheidung abzunehmen. Ihr Blick haftete eine Weile eindringlich auf dem

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