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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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kaum gehen. Ich werde es natürlich versuchen. Aber die Kunst ist ein harter Beruf. Ich habe weitergespielt, natürlich. Aber ich bin doch draußen. Und ich bin älter geworden. Wenn es nicht geht, werde ich etwas anderes arbeiten. Das ist heute kein Problem. Ich spreche mehrere Sprachen, ich …« Sie verstummte.
    Ich dachte: Sie wird wieder heiraten. Nein. Sie wird nicht heiraten. Sie wird voller Mißtrauen sein gegen jeden Mann. Und sie wird René mit keinem teilen wollen.
    Ich brachte sie in die Halle bis zur Treppe. Sie gab mir meinen Regenmantel zurück und ich küßte ihre Hand.
    »Morgen gehen wir zu den Seerosen«, sagte ich. »Gute Nacht, Renate. Schlafen Sie gut.«
    Ich sah ihr nach, als sie die Treppe hinaufging. Schlank und schmal in dem schwarzen Kleid. Einsam sah sie aus. Dieser Jacques mußte ein kompletter Idiot sein. Wenn ich es wäre, würde ich Tag und Nacht vor ihrer Türschwelle liegen. Nächste Woche würde sie abreisen. Dann sah ich also René nicht mehr. Doch. Ich würde sie beide wiedersehen. In München. Statt nach der Côte d'Azur konnte ich nach München zurückfahren und mit Renate an den oberbayerischen Seen baden.
    Plötzlich fiel mir Amigo ein. Was wurde aus ihm? Und wie würde René die Trennung von seinem vierbeinigen Freund ertragen? Probleme über Probleme.
    Dies versprach der komplizierteste Urlaub meines Lebens zu werden. Und wen liebte ich nun eigentlich? Annabelle oder Renate?
    »Damned!« sprach ich laut und deutlich vor mich hin.
    Der Nachtportier, der in seinem Buch gelesen hatte, blickte auf und lächelte mir verständnisvoll zu.
    Am liebsten wäre ich gleich hinübergegangen in mein Bett. Aber ich mußte mich anstandshalber von Annabelle verabschieden. Und Amigos Essen mußte ich auch holen.
    Annabelle betrachtete mich sehr kühl. Yves lächelte blasiert. Bill lächelte mich mit weißen Zähnen an und meinte, es wäre very fine hier.
    Ich gab keinerlei Erklärungen ab über meinen Verbleib. Nahm die Tüte und verschwand.
    Vor dem Hotel traf ich Ilona. Sie kam rasch durch den Schloßhof, in einem dunklen Regenmantel, ein Tuch über dem Haar.
    »Nanu!« sagte ich. »Was machen Sie denn hier mitten in der Nacht, Fräulein Huszár?«
    Sie betrachtete mich mißtrauisch. »Einen Spaziergang. Woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Ja woher wohl? Ich habe gute Verbindungen zur Polizei, und dort sind Sie bereits aktenkundig. Sie gehen nachts allein spazieren?«
    »Haben Sie etwas dagegen?«
    »Eine Menge. In dieser Gegend gibt es Mörder. Und Sie sind schließlich eine Zeugin der Anklage. So nennt man das ja wohl.«
    »Sie sollten ihre juristischen Kenntnisse etwas auffrischen, Herr Ried. Gute Nacht.«
    Und damit verschwand sie durch das Schloßportal.
    Amigo war da. Seine Anhänglichkeit rührte mich. Er fraß alles auf, was ich ihm gebracht hatte, und es störte ihn nicht, daß ich neben ihm auf der Türschwelle stehenblieb. Soweit waren wir schon.
    Aber ich hatte nicht das Herz, ihm mitzuteilen, daß sein kleiner Freund nächste Woche abreisen würde. Gut, daß er es noch nicht wußte, sonst hätte ihm das Abendessen vermutlich nicht geschmeckt.
    Und auch gut, daß er nicht wußte, was ihm am nächsten Tag bevorstand.
    Der nächste Tag war ein Sonntag. Um alles zu berichten und nichts zu vergessen, was an diesem Sonntag geschah, muß ich mich jetzt gut konzentrieren. Bei Gott, es war ein ereignisreicher Tag.
    Es begann damit, daß ich mich – zum erstenmal in diesem Urlaub – schon früh beim Aufstehen unbehaglich fühlte. Ich war ganz einfach schlechter Laune. Etwas Seltenes bei mir. Meist brauchte ich dazu einen stichhaltigen Grund. An diesem Morgen hatte ich genaugenommen keinen. Das Wetter war wieder himmelblau und sonnig, die Landschaft, die ich von meinem Fenster aus sah, so friedlich und freundlich anzuschauen wie bisher auch. Vielleicht hatte das Gewitter vom Tage zuvor und jenes, das an diesem Tage kommen würde, einige Unordnung in der Atmosphäre angerichtet, die sich in mir widerspiegelte. Kann ja sein.
    Ich betrachtete mich mißmutig im Spiegel beim Rasieren, fand mich gar nicht so sympathisch wie sonst, knurrte das arme Gretli an, weil der Kaffee zu heiß war, und nahm mich erst wieder etwas zusammen, nachdem Tante Hille mich mit ihrem bekannt strengen Blick prüfend und mißbilligend gemustert hatte. Als ich erfuhr, daß sie noch am Vormittag mit dem Bus nach Marnbach fahren wollte, um eine kranke Freundin zu besuchen, erbot ich mich, sie nach dem Reiten

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