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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Ohne ihn anzubinden übrigens. Er blieb ruhig stehen, blickte mich vertrauensvoll an und freute sich auf die Morgentoilette.
    »Ein feiner Kerl«, meinte Ilona und klopfte ihm den Hals. »Er hat irisches Blut, wie ich gehört habe. Und soll fabelhaft springen.«
    »Wer sagt das?«
    »Na, dieser Mann, der vorher im Stall war. Peter heißt er, glaube ich. Ich hatte mal mit ihm gesprochen, nachdem ich hier angekommen war. Warten Sie, ich hole Ihnen den Striegel. Und welchen soll ich putzen? Den Braunen oder den Schimmel?«
    »Sie wollen wirklich? In dem weißen Kleid?«
    Sie blickte an sich herunter. »Ach so, ja. Ich zieh' mich schnell um, warten Sie, ich bin gleich wieder da.«
    Und damit lief, nein, rannte sie mit ihren langen Beinen die Stufen zum Schloßhof hinauf.
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte. Meine Laune war schon viel besser. Erstaunlich, wie nett und zugänglich dieses kühle Ungarnmädchen heute morgen ist. Bloß, weil sie nicht im Dienst war? Oder hatte ich inzwischen in ihren Augen ein wenig an Ansehen gewonnen?
    Nein, die Pferde mußten daran schuld sein. Das wußte ich schließlich gut genug – Umgang mit Pferden heitert einen Menschen auf. Man wird einfach glücklich dabei, es bleibt einem gar nichts anderes übrig.
    »So ist das, mein Alter«, sagte ich und patschte Bojar aufs Hinterteil. »Und nun wollen wir dich mal schön machen. Und nachher machen wir einen langen Ritt, ganz egal, ob die feinen Herrschaften aus dem Schloß ausgeschlafen haben oder nicht. Wir brauchen keinen, was? Die kleine Ungarin würden wir vielleicht mitnehmen. Sieht ganz so aus, als ob sie einen guten Kumpel abgeben würde. Und reiten kann sie sicher. Was ein richtiger Ungar ist, der reitet auch ordentlich. Sie ist so schwarzbraun wie du, hast du gesehen. Und so lange Beine wie du hat sie auch. Nur wo sie die hellen Augen her hat, das möchte ich mal wissen. Da kann sie sehr kühl und hochmütig damit blicken, wenn sie will. Aber mir scheint, sie kann auch anders. Frauen, weißt du, Schwarzer, sind manchmal schwer zu durchschauen. Da braucht man immer einige Zeit dazu, bis man weiß, wie man mit ihnen dran ist. Und wenn man denkt, man weiß es, weiß man es noch lange nicht. Wenn ich mir so überlege …«, und während ich Bojar mit kräftigen Strichen das Fell massierte, erzählte ich ihm von meinen Erfahrungen mit Frauen, was er sich höchst interessiert anhörte.
    Leider kam ich nicht bis ans Ende dieser Erfahrungen, obwohl es so viele auch wieder nicht waren, denn da erschien Ilona wieder auf der Bildfläche. Sie trug jetzt einen kurzen blauen Kittel, mußte so eine Art Strandkittel sein oder etwas Ähnliches, und der reichte ihr nicht einmal bis zum Knie, wodurch ihre Beine noch länger wurden.
    Sie griff sich sogleich einen Striegel und den Schimmel und begann sehr geübt ihr Werk. Ich blickte ein paarmal zu ihr hinüber und nickte befriedigt.
    »Sie können es wirklich.«
    »Klar.«
    »Dann sind Sie sicher auch eine gute Reiterin.«
    »Geht. Früher schon, als Kind. Seit wir von Ungarn fort sind, war es nicht mehr viel mit dem Reiten. Das konnte ich mir nicht leisten.«
    »Und hier? Sind Sie hier noch nicht geritten?«
    »Glauben Sie, daß man es gern sieht, wenn eine Hotelsekretärin auf den Pferden spazierenreitet, die für die Gäste vorgesehen sind?«
    »Na ja, kommt darauf an. Hier sind ja keine Gäste, die reiten wollen. Und die Pferde wollen schließlich bewegt werden.«
    »Das habe ich mir auch schon gedacht«, gab sie freimütig zu. »Aber ich bin erst so kurz da und wollte nicht gleich davon anfangen. Vielleicht, wenn ich länger da bin und man ist zufrieden mit mir … Und wissen Sie was? Es war mit ein Grund, warum ich diese Stellung hier angenommen habe. Als ich in dem Prospekt las, daß hier Pferde sind, habe ich so ein paar stille Hoffnungen daran geknüpft.«
    »Na, dann sprechen Sie doch mal mit Madame de Latour. Mit ihr kann man doch reden.«
    »Schon. Aber wie gesagt, ich bin noch zu neu. Und dann habe ich wirklich viel Arbeit. Ich komme ja nicht einmal jeden Tag zum Schwimmen.«
    Als Annabelle, gefolgt von Mr. Jackson, beim Stall erschien, hatte ich Chérie vor, und Ilona putzte den Braunen.
    Annabelle blieb stehen und zog indigniert die Brauen doch.
    »Was soll denn das bedeuten?«
    »Dein famoser Pferdepfleger hat es vorgezogen, einen Sonntagsausflug zu machen. Und Fräulein Ilona war so freundlich, mir zu helfen.«
    Annabelle warf dem Fräulein Ilona einen kurzen Blick zu, den man

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