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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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hinüberzufahren, was sie mit einem gnädigen Kopfnicken akzeptierte.
    Als ich hinüberging zum Stall, dachte ich über den gestrigen Abend nach. Meine süße Annabelle, so sanft und weiblich anzuschauen mit den hochgesteckten Haaren, die mit zwei anderen Männern kokettiert hatte. Würde dieser Amerikaner wirklich mit uns ausreiten? Das hatte mir noch gefehlt.
    Aber mehr als dies beschäftigte mich mein Gespräch mit Renate. Wie sie neben mir stand auf der Terrasse unter den tropfenden Kastanienbäumen und mit mir hinunterschaute auf den blassen Mond, der da unten im See schwamm. Liebe ist schlimmer als der Tod, hatte sie gesagt, und es war traurig, wenn eine so schöne, so sanftmütige und anmutige junge Frau das sagen mußte. Eine Frau wie sie, die in jedem Mann zärtliche Gefühle erwecken mußte, ja, noch mehr, geradezu altmodische Beschützerinstinkte. Und sie hatte so schlechte Erfahrungen in der Liebe machen müssen. Ich erinnerte mich daran, daß ich vor dem Einschlafen darüber nachgedacht hatte, ob ich wohl der Mann dazu wäre, ihr eine bessere Meinung über die Liebe beizubringen.
    Jetzt, am hellen Morgen, schüttelte ich den Kopf über mich selbst. Was sollte man nun davon halten? Eine knappe Woche war ich nun jetzt hier, hatte mich leidenschaftlich in Annabelle verliebt gewähnt und dachte plötzlich darüber nach, wie ich eine andere Frau glücklich machen könnte. Ganz zu schweigen davon, daß vor dieser Woche die silberblonde Erika in München meine Tage und auch einen ansehnlichen Teil meiner Nächte verschönt hatte. War ich denn noch so ein wankelmütiger dummer Junge, daß ich nicht wußte, was ich wollte und wen ich liebte? Nein, ehrlich, mit mir war nicht viel Staat zu machen.
    Im Pferdestall traf ich weder Annabelle noch Bill und schon gar nicht Jeannot, den Pferdepfleger. Dafür jedoch Fräulein Huszár. Das helläugige Mädchen namens Ilona. Sie stand bei Bojar an der Box und kraulte ihm die Nüstern. Sagte freundlich guten Morgen und lächelte mich sogar an. Ganz so als ob ich ein teuer zahlender Hotelgast wäre. Wenigstens ein erfreulicher Anblick an diesem griesgrämigen Morgen, dachte ich. Denn sie trug heute nicht die strengen dunkelblauen Kleider oder Kostüme wie sonst, sondern ein ärmelloses weißes Sommerkleid und sah ganz außergewöhnlich appetitlich aus. Ich teilte ihr das mit, und sie nahm es mit einem befriedigten Kopfnicken und neuem Lächeln entgegen. Sie sei frei bis zum Nachmittag, erzählte sie mir, und wolle einen großen Spaziergang machen.
    »Und geschwommen bin ich heute auch schon. Es war herrlich.«
    »Sie könnten es mir einmal vorher sagen, wann Sie schwimmen.«
    »Warum denn das?«
    »Weil ich gern einmal mit Ihnen zusammen schwimmen würde. Ich glaube, ich hatte Ihnen das schon am ersten Tag mitgeteilt. Oder nicht?«
    »Ich erinnere mich dunkel. Aber ich dachte nicht, daß es Ihnen ernst damit sei.«
    »Bitterernst.«
    »Wo Sie doch so beschäftigt sind«, meinte sie maliziös.
    »Es ist halb so schlimm«, knurrte ich.
    Dann erfuhr ich, daß sie hier war, um mir mitzuteilen, ich möge mich doch noch eine Viertelstunde gedulden. Annabelle hatte verschlafen.
    »Hm«, machte ich. »Dann ist es gestern in der Bar offenbar noch spät geworden.«
    »Es scheint so.«
    »Hier ist ja auch noch nichts fertig. Die Pferde sind nicht geputzt, wie ich sehe. Von gesattelt kann gar schon keine Rede sein. Hoffentlich sind sie wenigstens gefüttert worden. Wo ist denn dieser verflixte Bengel schon wieder?«
    »Wenn Sie Jeannot meinen, den habe ich vor zehn Minuten mit seinem Moped wegfahren sehen.«
    »Wegfahren? Jetzt?«
    »Ja.«
    »Na, wenn ich hier etwas zu sagen hätte, flöge er heute noch hinaus. Dann werde ich erst mal die Pferde putzen. Haben Sie eine Ahnung, ob dieser Amerikaner mit ausreitet?«
    »Ja. Frau Sutter sagte mir am Telefon, sie würde mit Mr. Jackson dann herunterkommen.«
    »Very well, dann werde ich den Herrschaften die Pferde richten.«
    »Darf ich helfen?« fragte sie eifrig.
    »Sie? Können Sie das denn?«
    »Ob ich das kann?« Sie lachte triumphierend. »Ich bin schließlich mit Pferden groß geworden.«
    »Aha, Ungarn«, sagte ich.
    »Eben. Und denken Sie vielleicht, mein Vater hätte es erlaubt, daß man reitet, wenn man sein Pferd nicht selber pflegt?«
    »Sehr vernünftige Ansichten hatte ihr Herr Vater. Ich wünschte, Frau Sutter hätte dies auch von ihrem Vater gelernt.«
    Ich hatte inzwischen Bojar aus seiner Box geholt und im Hof hingestellt.

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