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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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sei, Liebe zu einem Kind, die glücklich machen konnte. Aber diese Liebe war wohl nicht gemeint. Und mit René hatte sie ja auch viele Sorgen.
    »Die Luft ist herrlich«, sagte sie. »Morgen wird es wieder schön sein. Ich gehe jetzt hinauf.«
    »Bleiben Sie noch einen kleinen Moment«, bat ich. »Oder ist Ihnen kalt?«
    »Nein, gar nicht, ich habe ja Ihren Mantel. Ich dachte nur, Sie wollen wieder hineingehen. Annabelle wird Sie vermissen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Das glaube ich doch. Annabelle hat Sie sehr gern.«
    »Nett von Ihnen, daß Sie das sagen, Renate. Aber ich fürchte, das, was Annabelle mir geben kann, genügt mir nicht.«
    »Das dürfen Sie nicht sagen. Annabelle ist ein Kind. Sie muß spielen, auch mit dem, was sie liebt. Ein Kind, das seine Puppe gern kaputtmacht.«
    »Und denken Sie, daß ich mich für dieses Spiel eigne?«
    »Sie wird anders werden bei ihnen.«
    »Ich bin kein Mann für Annabelle. Ich weiß es bereits.«
    Sie schwieg, blickte auf den Mond unten im See und sagte dann: »Ja, es ist nicht gut, wenn man einen Partner hat, der nicht das gleiche Spiel mitspielen kann. Ich weiß das auch. Aber für einen Mann ist es leichter als für eine Frau.«
    Das erstemal, daß sie auf ihre Ehe anspielte. Und plötzlich empfand ich einen heillosen Zorn auf diesen Mann, diesen törichten Millionär, der diese wunderbare Frau so quälte. Dumm mußte dieser Mensch sein, ein Millionär an Dummheit. Und dann fiel mir, ich weiß nicht warum, Ingenieur Thaler ein. Was er gesagt hatte.
    »Ich möchte eine Frau, die mein Freund ist«, sagte ich. »Immer und überall. In allen Lebenslagen: mein Freund.«
    Unwillkürlich hatte ich lauter gesprochen als vorher. Das Wort ›Freund‹ hallte in der Nacht nach, schwang sich über die Bäume und flog über den mondhellen See.
    »Sie sind so jung, Walter«, sagte Renate, »ich staune, daß Sie das schon erkannt haben. Daß eine glückliche Gemeinschaft nur möglich ist zwischen Freunden. Aber ich glaube, das gibt es selten.«
    »Und Annabelle wäre dieser Freund nicht«, sagte ich.
    Ich war traurig, weil ich das so genau wußte. Annabelle, so lange und so zärtlich geliebt. Mein Traum, mein schöner verlorener Traum.
    »Nein«, sagte Renate leise. »Nein, das wäre sie nicht.«
    »Liebt sie diesen Marcheaud?«
    Renate zuckte die Achseln. »Liebe ist es bestimmt nicht. Sie war viel mit ihm zusammen. Und er –« Sie stockte und fuhr dann fort: »Ich kann ihn nicht leiden.«
    »Sie kannten ihn schon?«
    »Ich bin ihm einigemal begegnet. Mein Mann verkehrte in einem Kreis, in dem er zu finden war. Ich war selten dabei. Sehr selten. Alles ganz amüsante Leute, zugegeben. Annabelle schätzte das sehr. Und – halten Sie mich nicht für gehässig, wenn ich das sage, aber ich glaube, er schätzt an Annabelle am meisten ihr Geld. Im Grunde macht er sich nicht sehr viel aus Frauen.«
    Ach, so war das. Es schien mir plausibel. »Und Annabelle? Stört sie das nicht?« fragte ich naiv.
    Renate lachte leise. »Lieber Himmel, in diesen Kreisen geht das alles drunter und drüber. Es ist genauso schick, als wenn einer kokst oder spielt oder zehn Mätressen zugleich hat. Ich sagte Ihnen ja, Annabelle ist ein Kind. Ihre Ehe war wohl sehr langweilig. Und seit sie geschieden ist, genießt sie die Freiheit. Vielleicht würde sich alles ändern, wenn sie einen vernünftigen Mann heiratet, einen, der sie fest am Zügel hält – Sie sind ja Reiter und verstehen vielleicht diesen Vergleich – und ihr trotzdem so viel Freiheit läßt, daß sie Spaß am Leben hat. Und vor allem müßte dieser Mann ein richtiger Mann sein. Einer, der sich ausnahmsweise mal nicht von ihr auf der Nase herumtanzen läßt.«
    War ich der Mann? Gut. Man konnte es versuchen. Ich könnte energisch zu ihr sagen: Wir heiraten, du kommst mit mir nach Indien. Es geschieht, was ich will. Punkt.
    Mal sehen, was sie darauf erwiderte.
    Ich sagte das Renate, und sie lachte. »Nicht ganz so, aber so ähnlich. Versuchen Sie es.«
    Leicht gesagt. Im Moment wußte ich gar nicht genau, ob ich es wollte.
    Und dann war da noch etwas … »Sie sprachen vorhin von Geld. Hat Annabelle so viel Geld?«
    »Auf jeden Fall nicht genug. Aber immerhin so viel, daß es Yves reizen kann. Er hat nämlich keins.«
    »Er hat keins?«
    »Er schnorrt sich so durchs Leben. Das weiß ich nun zufällig von Jacques. Von meinem Mann. Yves verdient mit seinen albernen Büchern nicht viel. Aber er hat jede Menge Freunde und Freundinnen und wird

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