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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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nur mit ungnädig bezeichnen konnte. Oh weh, wenn es nach Annabelle ging, würde Ilona hier nicht in den Sattel steigen, so viel war gewiß.
    Erstaunlicherweise ließ sich Ilona durch Annabelles sichtlichen Unmut nicht irritieren. Was bewies, daß sie alles andere besaß, nur keine subalterne Seele. Sie vollendete ruhig ihre Arbeit, fragte dann:
    »Welches Pferd nimmt Mr. Jackson?«
    »Tommy«, erwiderte Annabelle kurz. »Den Sie gerade geputzt haben.«
    Worauf Ilona Tommy zäumte und sattelte, ebenfalls geübt und rasch, was Annabelle, ohne einen Finger zu rühren, mit gerunzelter Stirn beobachtete. Ich hatte inzwischen Chérie und Bojar gesattelt, sagte zu Ilona: »Vielen Dank, Mademoiselle, für Ihre Hilfe«, hielt Annabelle den Bügel, saß dann selber auf und fügte hinzu, justament und gerade weil Annabelle sich so albern benahm: »Und vergessen Sie nicht: Heute schwimmen wir noch zusammen. Sie haben es mir versprochen.«
    Darauf errötete Ilona ein wenig und blieb mir die Antwort schuldig. Als ich mich umblickte beim Wegreiten, sah ich nur noch, das sie den Besen in der Hand hatte und den Hof kehrte.
    »Tüchtiges Mädchen«, sagte ich zu Annabelle.
    Das trug mir einen zornigen Blick ein und die bissige Bemerkung: »Es gibt noch mehr Frauen im Hotel und in der näheren Umgebung. Du wirst schon noch auf deine Kosten kommen.«
    Ich lachte und erwiderte ungerührt: »Das hoffe ich.«
    Darauf lenkte Annabelle ihre Stute betont neben Mr. Jackson und beachtete mich nicht mehr, zahlte es mir heim, indem sie hingebungsvoll mit Billy aus den Vereinigten Staaten zu flirten begann, was diesen sichtlich entzückte.
    Sollte sie. Auf jeden Fall war es mir gelungen, sie eifersüchtig zu machen. Hoffentlich mußte es die arme Ilona nicht büßen. Bojar und ich übernahmen die Führung und legten ein scharfes Tempo vor. Erstens freute uns das beide – oh, wie freute es Bojar, wenn er mit seinen langen Beinen ordentlich ausgreifen konnte –, und zweitens brauchte ich Mr. Jacksons Reitkünste nicht zu betrachten. Denn er ritt, wie ich gleich bemerkt hatte, auf typisch amerikanische Cowboyart, was mir ein Greuel war. Ein Grund, warum ich in keinen Western-Film gehen kann. Die Hände hoch, womit dem Pferd unsinnigerweise das Maul hochgerissen wurde, was einmal scheußlich aussieht und außerdem vollkommener Blödsinn ist, jedes gutgerittene Pferd wird damit verdorben, kann den Rücken nicht richtig hergeben und wird früh verbraucht. Na, Tommy würde es überleben, er hatte schon ein längeres Pferdeleben hinter sich und zur Zeit ja ein geruhsames Dasein.
    Bojar und ich waren immer ein gutes Stück voraus. Ich kümmerte mich kaum um die beiden anderen. Das ärgerte meine süße Annabelle natürlich. Als wir einmal ein ziemlich steiles Stück Hang hinaufgaloppiert waren – Bojar und ich –, was er mühelos bewältigte, trieb sie oben Chérie an meine Seite, als wir wieder Schritt gingen.
    »Sag mal, bist du verrückt geworden? Trainierst du für eine Military?«
    Ich machte ein unschuldiges Gesicht. »Oh, es tut mir leid. Wird es zuviel für dich?«
    »Du benimmst dich reichlich blödsinnig. Anscheinend bist du doch für ein Pionierleben geboren.«
    »Anscheinend wirklich, meine Prinzessin. Wollen wir umkehren?«
    »Ja, es wird langsam Zeit. Ich bin um zehn Uhr mit Yves zum Frühstück verabredet.«
    »Wir wollen Monsieur nicht warten lassen. Er würde leiden, was ich verstehen kann.«
    Sie blitzte mich wütend an, und ich grinste unverschämt.
    Vielleicht war ich auch ein bißchen traurig. Ein ganz klein bißchen im Grunde meines Herzens. Aber eigentlich nicht so sehr. Und ein bißchen ungezogen war ich auch. Aber das brauchte ich heute einfach.
    Ich bog mit Bojar in einen schmalen Waldweg ein, der in Richtung Heimat führen mußte, und dann sah ich etwas, was mir Spaß machte. Da vorn waren ein paar Baumstämme übereinandergeschichtet, sie lagen mitten im Weg und bildeten somit ein wunderschönes natürliches Hindernis. Hatte Ilona nicht gesagt, Bojar sei ein guter Springer? Nun denn!
    »Achtung!« rief ich über die Schulter zurück, gab Bojar eine leichte Schenkelhilfe, er galoppierte an, stracks auf das Hindernis zu, und setzte ohne zu zögern in elegantem Bogen darüber hinweg. Ich ließ ihm ein bißchen Auslauf, parierte ihn dann durch und blickte zurück. Annabelle war mit Chérie ebenfalls leicht über das Hindernis gekommen. Tommy jedoch hatte beschlossen, lieber nicht zu springen. Er hatte im letzten Moment den

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