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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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kamen, sagte ich: »Hier geht es zu meinen Seerosen.«
    »Wo?«
    »Hier, durchs Gebüsch. Aber da können wir jetzt nicht hin.«
    »Warum nicht?«
    »Warum nicht!« sprach ich ärgerlich nach. »Weil es zu dunkel ist. Und zu naß. Und weil man bei Nacht auch keine Seerosen angucken kann.«
    »Vielleicht ist René heute hier gewesen. Die Schwester kannte diesen Platz doch. Oder nicht?«
    Ich blieb stehen. »Blödsinnige Idee. Sie werden kaum da jetzt am Wasserrand sitzen und Seerosen betrachten.«
    Ich sagte es leichthin, kaltschnäuzig sollte es klingen. Trotzdem klopfte mir auf einmal das Herz im Hals.
    Waren sie vielleicht doch wirklich zu den Seerosen gegangen?
    Das Ufer war sumpfig. Der Rollstuhl konnte ins Rutschen gekommen sein. Dorette hatte ihn zu halten versucht.
    »Blödsinn!« sagte ich noch einmal laut.
    Aber dann machte ich mich doch daran, die Lücke zu finden, die in das Gebüsch führte. Das Gesträuch war natürlich pitschnaß, und sehen konnte man auch nichts. Aber schon nach zwei Schritten stieß ich mit dem Schienbein an etwas Hartes. Ich bückte mich, griff danach, und dann schrie ich auf. Ja, ich schrie, laut und voll Schreck.
    »Um Gottes willen«, rief Ilona hinter mir. »Was ist denn?«
    »Der Rollstuhl! Hier liegt der Rollstuhl im Gebüsch.«
    Wir zogen und zerrten beide das Vehikel ins Freie. Renés Rollstuhl, hier stand er vor uns. Daran war kein Zweifel. Wir standen eine Weile reglos. Dann wies ich über die Wiese, zur Straße hin.
    »Hier geht ein kleiner Pfad über die Wiese, dort bis zur Landstraße hin. Es ist nicht weit bis zur Straße, sie kommt an dieser Stelle ganz dicht an den See heran. Zweihundert Meter etwa.« Ich schwieg, versuchte meine Gedanken zu ordnen. Und dann sagte ich heiser: »Ilona, sie haben das Kind entführt.«
    Wir gingen den Pfad entlang, es war wirklich nicht weit bis zur Straße, wir standen eine Weile am Straßenrand, ein verspätetes Auto fuhr vorbei, es war dunkel, man konnte nichts erkennen. Und wenn wirklich irgendwelche Spuren dagewesen wären, hätte der Regen sie längst verwischt.
    »Mein Gott!« flüsterte Renate. »Das Kind! Das kranke Kind!«
    Und dann sagte sie ein paar Worte in einer fremden Sprache. Es war wohl Ungarisch. Und es hörte sich an, wie ein kleines Gebet, eine kleiner Anruf um Schutz und Hilfe.
    »Was machen wir nun?« fragte sie.
    »Wir gehen zurück und erzählen dem Wachtmeister, was wir gefunden haben. Alles andere muß er dann veranlassen.«
    Wir gingen denselben Weg über die Wiese zurück, wieder bis zu dem Ufergebüsch, vor dem jetzt der Rollstuhl lag.
    »Und die Pflegerin?« fragte Ilona. »War sie mit im Komplott?«
    »Ich nehme es an.«
    »Und wenn nicht, dann hat man sie wahrscheinlich ermordet.«
    »Hören Sie auf«, sagte ich. »Die hat man bestimmt nicht ermordet. Die gehört dazu. Ich habe sie ja heute mit dem komischen Kerl gesehen.«
    »Mit wem?«
    »Das weiß ich eben nicht. Sie saß in Marnbach bei einem Mann im Auto.«
    »Das kann harmlos gewesen sein.«
    »Das kann es, ja, aber ich traue ihr nicht.«
    »Und die Tablette, die sie Frau Thorez gegeben hat. Das war kein Versehen, das war Absicht.«
    »Das meine ich auch. Die gehört dazu.«
    »Fragt sich nur, wieweit. Lassen Sie uns zu den Seerosen gehen. Es läßt mir keine Ruhe.«
    Schön. Krochen wir durch die nassen Büsche. Was erwartete Ilona?
    Daß die ermordete Krankenschwester bei den Seerosen lag? Umgebracht, nachdem sie René seinen Entführern ausgeliefert hatte? Der Boden quietschte unter unseren Füßen, als wir aus den Büschen heraus auf das grasbewachsene Uferstück kamen. Wir bewegten uns vorsichtig ein Stück auf dem weichen Boden vorwärts. Unwillkürlich hatte Ilona nach meiner Hand gefaßt. Und ich hielt ihre Hand fest, eine schmale, kalte Mädchenhand. Und dann, als wir da standen, zerissen plötzlich die Wolken über dem See, stürmten davon wie die wilde Jagd, der Himmel war ganz klar, hell und leuchtend stand der runde Mond mitten über dem See. So als hätte er die ganze Zeit nur darauf gewartet, bis wir zum Ufer kamen.
    »Da!« sagte ich und wies auf den See hinaus. »Sehen Sie!«
    »Was?« flüsterte Ilona ängstlich.
    »Der Mond! Er schwimmt mitten im See. Als wenn er hineingefallen wäre.«
    »Aber er ist doch da oben«, sagte sie.
    »Natürlich, aber sein Spiegelbild schwimmt im See, so rund und greifbar, als wenn er es selbst wäre. Das ist hier immer so bei Vollmond. Haben Sie es noch nie gesehen?«
    »Nein.«
    »Es ist jedesmal

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