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Der Mond im See

Titel: Der Mond im See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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sehen, dieses sonst so schöne, so harmonische Gesicht. Es war verzerrt, es war eine einzige Maske des Entsetzens. Sie blieb auf den unteren Stufen stehen, so als hätte sie Angst, uns zu nahe zu kommen. Blickte von einem zum anderen. Flüsterte dann: »Wo ist René? Warum – warum ist der Doktor da? Annabelle! Was ist denn? Sagt es mir! Sagt es mir doch! Wo – wo ist denn …« Die Stimme versagte ihr, sie schwankte.
    Der Ruedi stürzte geistesgegenwärtig hin und fing sie gerade noch auf, als sie zusammenbrach.
    Er trug sie die Treppe hinauf, und wir liefen hinterher. Die Großmama kam uns entgegen, auch sie ein Bild der Auflösung, das Gesicht von Tränen überströmt.
    »Ist er noch da? Was ist denn passiert? Sie hat's gemerkt. Ich fing an zu weinen, und – und da merkte sie, daß …«
    Ich stützte die alte Dame, legte den Arme um sie. »Bitte, beruhigen Sie sich. Wir wissen noch nichts. Es wird gesucht. Sicher haben sie sich bloß irgendwo untergestellt. Seien Sie nicht so aufgeregt. Bitte!«
    Ich setzte die Oma wieder in den Sessel, Ruedi hatte Renate wieder aufs Bett gelegt und prüfte ihren Puls und ihren Atem. »Ich müßte wissen, was für ein Mittel sie genommen hat. Ich könnte ihr eine Beruhigungsspritze geben, aber wenn ich nicht weiß, was sie noch für Drogen im Körper hat …«
    Als Renate nach einer Weile auffuhr und mehr und mehr hysterisch wurde, entschloß er sich schließlich doch zu einer Spritze. Er würde bei ihr bleiben, sagte er, und sie beobachten. Und die alte Dame müsse auch etwas bekommen. Ich solle seine Frau anrufen, sie möge sofort kommen und verschiedenes mitbringen. Er schrieb es mir auf, und ich ging mit Ilona hinunter, um Hedy Lötscher anzurufen. Dann standen wir beide, Ilona und ich, hinter der Rezeption und blickten uns stumm an. Auch sie sah jetzt elend aus, hatte Ringe unter den Augen.
    »Ziehen Sie sich doch um«, sagte sie.
    Nicht mehr von der Polizei aufgehalten, zeigten sich nach und nach einige Gäste in der Halle. Sie wollten wissen, was denn eigentlich los sei. Und das konnte man ihnen nicht verdenken. Kriminalrat Baumer übernahm es, sie kurz zu informieren.
    »Es ist bis jetzt noch kein Grund vorhanden, etwas Schlimmes anzunehmen«, sagte er ruhig. »Nur die Mutter des Kindes ist verständlicherweise sehr erregt.« Näheres erzählte er nicht. Die Leute fanden den Fall nicht so dramatisch. Na ja, bei dem Wetter, sicher war die Pflegerin irgendwo mit dem Kind. Sie kehrten in das Restaurant, die Bar und das Kaminzimmer zurück. Einige gingen auch hinauf in ihre Zimmer, nachdem jetzt Ilona da war, um die Schlüssel herauszugeben.
    Nach einer Weile kam der Hilfspolizist zurück mit der Meldung, daß beim Buschner niemand sei und daß der auch nichts gesehen hätte. Kurz darauf kam der Sheriff, seine Suche in den umliegenden Häusern war ebenso ergebnislos verlaufen.
    Nun machten sich die beiden noch einmal auf, den Park zu durchsuchen. Ich ging mit ihnen. Der Regen hatte nachgelassen, aber es war kalt und windig, der Himmel jetzt tiefschwarz. Viel konnte man nicht sehen trotz starker Taschenlampen.
    Dazwischen kehrten wir immer mal wieder ins Hotel zurück, um zu hören, ob sich etwas Neues ereignet hatte.
    Einmal traf ich den Ruedi, der von oben kam.
    »Sie schlafen jetzt beide«, sagte er. »Annabelle und meine Frau sind bei ihnen. Und ich bleibe lieber auch noch da. Falls – falls ihr René noch findet.«
    Wir blickten uns stumm an. »Das arme Kind«, fügte Ruedi leise hinzu. »Ein seelischer Schock wäre das letzte, was ihm noch zustoßen dürfte. Es ist nicht auszudenken. Denkst du, es hat ihm einer was getan?«
    »Ich weiß nicht, aber ich befürchte es. Sag mal, was hattest du für einen Eindruck von dieser Krankenschwester?«
    »Keinen besonders guten. Sie war nach außen hin etwas albern, machte mir aber den Eindruck eines eiskalten Brockens. Und von Krankenpflege verstand sie jedenfalls nicht viel. Ich hatte ihr gezeigt, wie sie die Beine des Jungen massieren sollte … also das brachte sie nicht hin. Hedy kam jeden Tag und machte es.«
    Kriminalrat Baumer, der Sheriff und ich hatten uns zu einem stärkenden Trunk in die Ecke zurückgezogen und kamen überein, in A. anzurufen. Vielleicht konnte man Kommissär Tschudi erreichen, obwohl es Sonntagabend war. Der Wachtmeister wollte sich offensichtlich einen Rat bei ihm holen. Denn er war am Ende seines Lateins angelangt.
    »Aber ich würde Ihnen raten«, warnte der Kriminalrat, »dieses

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