Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
darauf eingelassen, die Sache geheim zu halten. Vielleicht wäre Celljin dann jetzt noch am Leben und die wichtigsten Verschwörer gefasst. Wer kann das schon wissen?
*
„Herr Baelon, ich komme, um sie zu warnen! Wir hatten eine undichte Stelle in unseren Reihen. Selljin sammelte heimlich Informationen, und die sind jetzt an die Suchergilde gefallen! Euer Name steht auf seiner Liste der Verschwörer!“, erklärte Vaíl dem Mann an der Tür. „Lasst mich rasch herein, damit wir besprechen können, wie Ihr Euch da noch herauswinden könnt.“
„Aber natürlich, Vaíl! Kommt doch ….“ Entsetzen zeichnete sich auf dem Gesicht des Verschwörers ab, als Vaíls Dolch in seine Nieren eindrang. Vaíl trat rasch zurück und zog die Türe wieder zu. Sie wischte den Dolch mit einer Damenbinde ab und verbarg ihn wieder im Gürtel. Tut mir leid. Es ist mir einerlei, wenn ein paar Verschwörer auffliegen, die gerne die Macht in der Stadt an sich reißen wollen. Aber diejenigen unter ihnen, die mich kennen, oder die, was noch arger ist, wissen was wirklich dahintersteckt, dürfen nicht in die Hände der Suchergilde gelangen.
Nach diesem Gedanken ging sie los und erledigte noch zwei weitere Verschwörer auf ähnliche Weise. Ihre übrigen Agenten tauchten nicht auf Selljins Listen auf. Es hätte nichts geholfen, diese Beweismittel zu stehlen, als sie den Schnüffler Selljin aus dem Weg räumte, wobei sie zu allem Übel beinahe von dessen Tochter Vilana überrascht worden wäre. Ein Mann wie Selljin hatte garantiert Kopien versteckt. Zu welchen fürchterlichen Schritten bin ich nur gezwungen? Vilana gehört zu meinen engsten Freundinnen hier. Jetzt habe ich ihr den Vater genommen, den sie mehr liebt als alles Andere auf der Welt. Als ich meinen Auftrag übernahm, wäre mir nicht im Traum eingefallen, dass ich die Menschen hier irgendwann … nun ja … als richtige Personen ansehen könnte. Ich bin sogar überzeugt, dass diese Gesellschaft, die ohne eine adelige Herrscherschicht auskommt, die Bessere ist. Aber ich tue das für meine Heimat und zum Wohl meiner Familie. Es ist moralisch verfehlt. Aber es ist notwendig.
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Die Verhörzimmer und Arrestzellen in der Suchergilde füllten sich. Der Mörder hatte Celljins Büro gründlich durchwühlt. Die Unterlagen zu der Verschwörung, die unter einer Bodenplatte versteckt waren, hatte er offenbar trotzdem nicht aufspüren können. Der Verdacht, dass diesen Leuten Celljins Schnüffelei offenbar geworden war und sie sich deswegen seiner übereilt entledigt hatten, lag auf der Hand. Doch der Nachweis, dass einer von ihnen tatsächlich einen Auftragsmörder geschickt hatte, ließ sich kaum erbringen. Auch die Verschwörung selbst ließ sich zunächst nicht sicher nachweisen. Die Verhörten blieben Anfangs verstockt stumm. Oder sie gaben vor, lediglich mit Anderen im Gespräch darüber gewesen zu sein, dass es eine gute Sache wäre, wenn die alten Familien ihre Erfahrungen noch mehr einbringen könnten. Dazu bräuchten sie nun einmal auch mehr Einfluss. Diese legitime Meinung zu hegen, sei ihr gutes Recht.
Mit solchen Formulierungen wurden offenbar auch neue Mitglieder geködert. Bald wurde anhand von beschlagnahmten Briefen und ersten Geständnissen nachgewiesen, dass die Pläne dieser Gruppe weit über harmlosen Meinungsaustausch hinausgingen. Es gab, soviel konnte nachgewiesen werden, zumindest bei einer Subgruppierung tatsächlich vage Umsturzpläne.
Konstantins Urlaub entfiel wie gesagt. Stattdessen schuftete er unermüdlich, um Zeugenaussagen und gesammelte Beweise abzugleichen. Es gelang schließlich, noch fünf weitere Verschwörer ausfindig zu machen. Die Tatsache, dass drei weitere Mitglieder der Verschwörung ermordet worden waren, löste Spekulationen aus, dass diese Leute, wie Celljin, eigentlich nur Informationen gesammelt hatten. Es machte aber auch allen Suchern (und später den Richtern) klar, wie gefährlich diese Gruppierung war.
Entsprechend hart fielen die Urteile aus. Selbst diejenigen, die dem Anschein nach nur aus Neugierde mit den Verschwörern in Kontakt gestanden hatten, wurden für eine Frist von drei Jahren verbannt. Wem eine Position im Kern der Verschwörung nachgewiesen werden konnte, der wurde praktisch vollständig enteignet und auf Lebzeiten der Stadt verwiesen. Nur diejenigen, die sich außergewöhnlich reuig, einsichtig und kooperativ bei den Ermittlungen gezeigt hatten, kamen etwas glimpflicher davon.
Die meisten Mitglieder der
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