Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
überhaupt Urlaub nennen sollte! Es hört sich jedenfalls nicht an, als würde es erholsam und erstrecht nicht sauber genug, um dabei gute Sachen zu tragen“, wandte Konstantin ein.
Was Cenimnir und Vaíl zusammen ausbaldowert hatten, war eine Art mehrtägiger Campingausflug am Meer. Mit einem Fischerboot wollten sie sich zwei Tage lang nach Norden mitnehmen lassen. Dort gab es vorwiegend flache und steinige Küstenabschnitte, an denen man angeblich vortrefflich wandern konnte. Sah man sich wegen Angriffen fliegender Räuber vor, war es sogar möglich, sich auf diesem Gelände ohne die, zum Privatvergnügen nahezu unbezahlbare, Hilfe eines Waldläufers zu bewegen. Konstantin war nicht nur nach wie vor besessen von seiner Arbeit, sondern auch ein reiner Stadtmensch. Auf der Erde gehörte er zu jener Fraktion, die sich nicht fragte, ob es Leben auf anderen Planeten geben könnte, weil sie gefühlsmäßig schon höher entwickeltes Leben außerhalb der großen Städte für unwahrscheinlich hielt. Er hatte es nicht einmal zu einem Wohnwagenurlaub auf einem Campingplatz gebracht. Der Sandstrand einer Hotelanlage ging für ihn bereits als ´Natur´ durch. Mit all dem Dschungel und der geringen Besiedlungsdichte innerhalb der Stadtgrenzen von H´Cuudim kam ihm sein jetziges Leben mehr oder weniger wie ein Wildnisabenteuer vor. Sich im Urlaub noch weiter von der Zivilisation zu entfernen, … man kann nicht sagen, dass er diese Vorstellung aus Überzeugung ablehnte. Er konnte sich das nur nicht einmal annähernd vorstellen. Daher hatte Cenimnir einige Mühe gebraucht, seinen Freund zu überzeugen, dass es gut für ihn sein könne, Abstand von der Stadt zu bekommen und ihn und seine Familie auf diese Tour zu begleiten. Cenimnir hatte zunächst Vaíl, die keineswegs viel Naturverbundener als Konstantin war, die Sache schmackhaft gemacht. Damit war es für Konstantin keine Frage mehr, dass er diesen Abenteuerurlaub mitmachen würde. Kein richtiges Bett. Keine anständigen Mahlzeiten. Kein festes Haus. Und vor allem: nur eine Handvoll Menschen. Was das wohl werden wird?
Wie zu erwarten gewesen war, erntete Konstantin angesichts seines feinen Outfits diverse neidische Blicke. An und für sich war derzeit viel zu viel zu tun, als dass sich irgendjemand getraut hätte, Urlaub zu nehmen. Konstantin aber konnte es sich erlauben. Ihm wurde nachgesagt, sich praktisch niemals freiwillig von der Arbeit zu entfernen. Für irdische Begriffe ist das nicht richtig. Er arbeitete zwar viel und lange, doch in unserer Gesellschaft wäre er nicht deswegen aufgefallen. Auf H´Veredy dagegen war es verbreitet, nicht nur neben dem Hauptberuf mehrere kleinere Nebenberufe zu haben, sondern auch immer, wenn man wieder genug zusammengespart hatte, einen langen Urlaub einzulegen. Wer Vollzeit arbeitete, konnte durchaus damit auskommen, nur ein Drittel seiner Tage mit dem Beruf zu verbringen und die übrige Zeit freizunehmen. Konstantin handhabte das anders. Da er in Haus und Garten kaum etwas selbst machte, waren seine Lebenshaltungskosten vergleichsweise enorm. Was er einnahm, gab er dennoch stets mit vollen Händen für erlesenstes Essen, feinste Kleidung und die Pflege seiner unzähligen Freundschaften und Bekanntschaften aus. Die Partnerschaft mit Vaíl war nicht gerade ´günstig´. Konstantins Gefährtin war nicht weniger anspruchsvoll, doch ihre eigenen Einnahmen blieben bescheiden.
Wie dem auch sei, Konstantin genoss sein Leben, wie es war und ließ sich nicht davon verdrießen, dass er die Kredite der Waldläufergilde oft nur mit knapper Not bedienen konnte. Langsam begann er, sich sogar mit dem Gedanken an seinen geplanten Campingurlaub anzufreunden. Beim Abarbeiten seiner Akten gelangte er zu der Einsicht, dass er tatsächlich in gewissem Maße erschöpft und Urlaubsbedürftig sei. Neugierde auf die neue Erfahrung verdrängte langsam aber sicher die bisher vorherrschende Skepsis. Morgen habe ich Urlaub!
In diesen Gedanken platzte unvermittelt ein Wachmann herein, der sich nach knappem Anklopfen nicht die Zeit nahm, auf ein „Herein“ zu warten: „Ihr seid ein Sucher namens Sonstantin? Man nennt Euch Sanadalith?“ fragte der Mann streng. Meine Güte! Gibt es das? Ein Schutzpolizist den ich nicht persönlich kenne und der erst noch fragen muss, ob ich Konstantin heiße? Überhaupt: Was soll der forsche Auftritt? Will der junge Kerl mich etwa wegen irgendwas verhaften?
„Ja, der bin ich! Was kann ich für Euch tun, junger
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