Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Suchergilde hielten den Fall, nachdem es zu insgesamt vierzehn Verurteilungen gekommen war, für so gut wie abgeschlossen. Konstantin konnte nicht vergessen, dass der eigentliche Mörder nicht gefasst worden war. Auch nach Monaten grub und stöberte er noch im Umfeld der bekannten Verschwörer herum, führte Gespräche, verhörte, schnüffelte umher. Dabei gewann er mehr und mehr den Eindruck, dass die letztlich Gefassten nur kleine Fische in einem großen sumpfigen Teich gewesen sein konnten. Etwas anderes passte nicht zu ihrer Persönlichkeit. Schon bald begann Konstantin ein eisiger Wind entgegenzuwehen. Dass die einflussreichsten Familien der Stadt getroffen worden waren, das konnten sie wegstecken. Doch Konstantins unnachgiebige Beharrlichkeit begannen sie bald übel zu nehmen. Selbst aus Celljins Familie kam es zu einzelnen Anfeindungen. Andere waren da weniger zimperlich. Sie nutzten jedes Mittel, sich bei Konstantin für seine Neugierde zu rächen. Ehe Konstantin es sich versah, war er zeitweilig wieder vom Finder zum Sucher zurückgestuft worden. Bei den Prüfungen, denen er sich zum Erhalt seiner einzelnen Befähigungen regelmäßig unterziehen musste, scheiterte er in mehreren Fächern an ungewöhnlich harten und unnachgiebigen Prüfern. Auf die ein oder andere Weise war jeder von ihnen mit den ungnädigen Mächtigen verbunden. Außerdem hagelte es so viele Beschwerden über Konstantin, dass sein Vorgesetzter, Corthovrin, nicht mehr davon ab konnte, ihn zu mehr Umsicht zu ermahnen: „Du weißt, dass ich dir am liebsten freie Hand ließe. Aber solange du nicht nachweisen kannst, dass weitere Familienmitglieder der Verurteilten mit drinstecken, muss ich dir verbieten, diese Familien weiter zu belästigen. Gehe zu ihnen und erkläre ihnen, wie du es bedauerst, dass diese Maßnahmen nötig waren. Dann kannst du weiterermitteln, indem du mit anderen möglichen Zeugen außerhalb dieser Kreise sprichst.“
Konstantin lächelte. Er merkte wohl, wie unangenehm seinem Mentor die Situation war und wusste das zu schätzen. „Das ist kein Problem, Corthovrin. Aus denen bekomme ich sowieso nicht mehr viel raus. Ich habe noch zwei weitere Verdächtige. Wenn ich einigermaßen sicher sein kann, dass sie zu den Treffen der Verschwörer gegangen sind, komme ich wieder zu dir. Außerdem versuche ich noch, über meine Informanten aus der Unterwelt, herauszubekommen, wer den Mord an Celljin und den drei Verschwörern begangen haben könnte. Die Art der Verletzungen deutet auf einen einzigen Täter hin, wie du ja weißt. Ich glaube auch, dass der Mörder das Vertrauen der Opfer gehabt haben muss. Sieht man von Celljin, auf den mehrfach eingestochen werden musste, ab, liefen diese Taten absolut glatt“, erwiderte Konstantin.
„Einverstanden. Aber ich will auch, dass du wieder mehr Zeit auf deine übrigen Fälle verwendest. Die ersten Kollegen reden schon schlecht, weil du kaum mehr irgendetwas aufgeklärt hast, seit dieser Sache.“ Corthovrin hob mahnend den Zeigefinger. „Ich erwarte wieder mehr Erfolge von dir. Dann kann ich dich bei diesem Fall angemessener unterstützen, indem ich noch jemanden darauf ansetze. Sonst geht das aber nicht“, stellte er zum Abschluss in Aussicht.
Konstantin machte sich auf den Heimweg.
Mir wäre viel wohler, wenn die Sache Vaíl nicht so nahegehen würde. Sie war viel stärker mit den oberen Zehntausend von H´Cuudim verbunden als ich. Jetzt wird sie von vielen ihrer ehemaligen Freundinnen und Freunde geschnitten, weil ich nicht aufhöre, gegen sie und ihre Familien zu ermitteln. Ich glaube, wenn es nicht für Vilana und für Celljins Andenken wäre, würde ich den Fall einschlafen lassen, dachte Konstantin, als er in dieser Frühnacht spät von der Arbeit nach Hause ging. So ein Malheur. Vaíl leidet zurzeit in vielerlei Hinsicht. Jeder Depp könnte sehen, dass sie etwas quält. Nicht genug, dass sie sich Vorwürfe macht, dass sie an dem Tag als Celljin ermordet wurde, spontan in eine Badeanstalt gegangen ist und nicht gleich für Vilana da sein konnte. Jetzt verliert sie ihre Freunde, und ich, ihr Gefährte, der für sie da sein sollte, komme fast gar nicht von der Arbeit zurück.
Konstantin wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen. Ein massiver Holzknüppel vom Format eines Baseballschlägers traf ihn in den Bauch. Durch eine Wolke aus Schmerzen nahm er nur schemenhaft wahr, dass da vier oder fünf maskierte Schlägertypen um ihn herum sein mussten. Reflexartig griff er zu,
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