Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Mann?“
„Wir haben ein Mädchen aufgegriffen, das sich verdächtig gemacht hat. Sie wollte uns nicht einmal Auskunft über ihre Identität geben und sagte immer nur, wir sollten ´den Finder Constantin Canadalith holen´. Es würde uns helfen, wenn Ihr Euch der Angelegenheit annehmen würdet.“
Nicht schon wieder ein Nachbarstöchterchen, das in der Freizeit die Kasse vom Gemüsehändler klaut und dann glaubt, der nette Konstantin würde sie da wieder raushauen, dachte Konstantin genervt. Kurz darauf wünschte er sich von Herzen, es ginge um etwas derart Banales.
Die Frau ist von oben bis unten mit Blut besudelt. Kein Wunder, dass der Wachmann das als ´verdächtig´ beschrieben hat, war Konstantins erster Gedanke als er in das Verhörzimmer bei der benachbarten Schutzpolizei kam. Dann erst ging ihm auf, mit wem er es zu tun hatte: Celljins Tochter Vilana!
Kaum war Konstantin eingetreten, da war das Mädchen aufgesprungen und umarmte ihn, wobei sie in verzweifeltes Schluchzen ausbrach. Eine Weile konnte er nichts tun, als Vilana tröstend im Arm zu halten und dem Wachmann einen Tritt zu versetzen, weil er die Frechheit besaß, zu versuchen, die aufgelöste junge Frau wieder auf den Stuhl zurückzuzerren.
„Die Frau hier ist ein Opfer, keine Täterin. Das hättest du sehen müssen! Ich werde mit deinem Chef darüber sprechen, wie du eine verstörte Zeugin behandelst! Wenn du so etwas noch einmal versuchen solltest, wird dieses Gespräch SEHR ernst!“, wies er den Mann grob zurecht. Allerdings kann ich das nur behaupten, weil ich Vilana persönlich kenne, und ganz sicher kann man sich nie sein.
„Entschuldige, Kollege. Ich kenne diese Frau gut und werde bei dem Verhör bei ihr bleiben. Würdest du mir bitte einen zusätzlichen Stuhl holen, damit ich neben ihr sitzen kann?“, fragte er schließlich den wartenden Schutzpolizisten in versöhnlicherem Tonfall.
„Vilana, es ist die Aufgabe von meinen Kollegen hier, zu klären, was mit dir los ist. Ist es für dich in Ordnung ihnen jetzt ein paar Fragen zu beantworten, wenn ich bei dir bleibe?“
Vilana brachte vorläufig nichts als ein Nicken zustande, das Konstantin nur wahrnahm, weil sich ihr Kinn dabei kurz etwas fester gegen seine Schulter drückte.
Kurz darauf saßen sie nebeneinander am Verhörtisch. Der Schutzmann hatte gegenüber Platz genommen und sich noch einmal höflich vorgestellt. „Können wir dann beginnen?“ fragte er, und legte sich einen Notizzettel parat, während ein Schreiber der in der Nähe an einem Pult saß, alles genau protokollieren würde und ein Zeichner die Blutflecken an Vilanas Haut und Kleidung skizzierte.
„Die junge Frau hier heißt Vilana, und sie ist die älteste Tochter des bekannten Politikers Celljin. Vilana ist Ingenieurin. Ich, Konstantin, Finder im Dienste der Suchergilde kann das bezeugen. Ich werde dir ihre Adresse und die ihrer Familie hier auf diesen Zettel schreiben“, antwortete Konstantin an Vilanas Stelle. „Ich bleibe hier als ihr Rechtsbeistand, solange sie das wünscht.“
„Nun, Vilana wurde aufgegriffen, wie sie scheinbar in Panik durch die Oberstadt rannte. Für das Protokoll: Vilana trägt helle Lederkleidung, die über und über mit frischem Blut beschmiert oder bespritzt ist. Wir würden nun gerne wissen, wie es dazu gekommen ist“, erklärte der Verhörende mit professioneller Ruhe.
Vilanas Antwort war ein vernehmliches Flüstern: „Vater ist tot. Jemand hat ihn ermordet. Er liegt in seinem Büro in der Zitadelle. Ich habe ihn gefunden.“
Selbstredend wurde das Verhör an dieser Stelle unterbrochen, um ein Team loszuschicken, das den genauen Sachverhalt klären konnte. Dann folgten weitere Fragen. Vilana konnte bei ihren Antworten nur Konstantin ins Gesicht sehen. Schlussendlich gab sie folgendes zu Protokoll:
„Ich wollte meinen Vater bei der Arbeit besuchen, weil er mir erzählt hatte, er hätte in seinem Büro alte Planskizzen einer Windkraftanlage liegen, die er in der Bibliothek für mich gefunden hat. Er hat ein Büro für sich in einem abgelegenen Bereich des Amts für Einwohnerzahlkontrolle, ganz hinten in den Gärten. Das Häuschen hat er aus eigener Tasche bezahlt, weil er meint, so besser arbeiten zu können. Mich kennt jeder im Amt, weil ich meinen Vater häufiger besuche. Als ich heute dort hinkam, antwortete Vater nicht auf mein Klopfen. Deshalb schaute ich kurz rein, um zu sehen, ob ich die Unterlagen, die er erwähnt hatte, finden würde. Da drinnen war
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