Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
und die Volleyballmannschaft für immer hinter sich zu lassen, bedrohte ihre ganze Persönlichkeit. So hart es auch schien, die Rettung der Überlebenden zu organisieren, also ihre Fähigkeiten nutzbringend einzusetzen, war doch diese Möglichkeit das Einzige, was ihren Lebenswillen daran hinderte, im Schnee zu versinken.
Der unabhängige Erik litt vor allem unter der Vorstellung, das Flugzeug zu verlassen. Hier gab es genügend Technik, um ihn zu einem zufriedenen Menschen zu machen. Wenn sie einmal losgegangen waren, würde sich das ändern. Glücklicherweise war Fantasie keine von Eriks herausragenden Eigenschaften. Deshalb hielt er sich bisher auch noch ganz gut.
Lena und Alf waren jung und verliebt. Sie hatten genug Sorgen damit, dass sie zusammenziehen wollten, ohne über die nötigen Mittel zum Leben zu verfügen. Freunde, Schulkameraden und besorgte Eltern warteten daheim auf sie. Heimweh war damit ohnehin ein Thema. Dazu teilten sie Ängste und Bedenken, wie das Leben und Überleben auf diesem Planeten wohl möglich wäre.
Die Vorstellung, aus den Alpen absteigen zu müssen, hatte noch etwas von einem Abenteuer für sie gehabt. Als sie glaubten, in der Nähe des Südpols zu sein, schien das Ganze auf einen gemeinsamen Tod im Eis hinauszulaufen. Obgleich sie entschlossen waren, sich durchzukämpfen, machten sie sich da wenige Illusionen. Nun war überhaupt keine auf vernünftigen Annahmen basierende Einschätzung ihrer Chancen mehr möglich. Allein die Existenz von reichlich Sauerstoff ließ sie vermuten, dass es auf dieser Welt noch anderes als ewiges Eis und niedere Pflanzen gab. Aber dieses ´Etwas´ musste nicht viel sein und konnte in unerreichbarer Ferne liegen. Die Ungewissheit machte besonders Lena zu schaffen, und Alf litt mit ihr.
Der fünfundvierzigjährige Kapitän Sven Richardson übte seinen Beruf lange genug aus, um ihn nur noch als Geldquelle anzusehen. Die übrige Crew hatte er nicht gut gekannt, daher hielt sich sein persönlicher Verlust durch die Katastrophe in Grenzen. Er war verheiratet gewesen, doch seine Exfrau und die zwei Kinder waren schon lange nicht mehr Teil seiner Welt. Eigentlich hatte er nicht viel mehr zurückgelassen, als ein relativ bequemes Leben ohne besondere Härten oder Freuden. Dass die junge Katja die Verantwortung bereitwillig übernommen hatte, war für ihn eine große Erleichterung gewesen. Allerdings fühlte er sich ohnehin schuldig wegen des Absturzes, gegen den er natürlich gar nichts hätte machen können. Es machte ihm auch zu schaffen, dass er bei der neu übernommenen Aufgabe der Positionsbestimmung und Navigation so vielen Irrtümern erlegen war.
Emily und Helmut Pilcher ließen Kinder und Enkelkinder zurück und hatten sich für ihr hohes Alter nichts besonders Abenteuerliches vorgestellt. Dennoch machten sie sich nur wenige Sorgen wegen der Situation, die gerade für sie selbst besonders lebensgefährlich war. Sie hatten in ihrem langen Leben so viele Gefahren überstanden, dass sie sich jetzt nicht mehr davon aus der Ruhe bringen ließen.
Die netten jungen Leute, mit denen sie hier festsaßen, gefielen ihnen ausgesprochen gut und sie hatten begonnen, sie als eine Art Ersatzverwandtschaft zu adoptieren. Es imponierte ihnen, wie entschlossen die Gruppe nach dem Absturz zusammenhielt. Die gemeinsamen Anstrengungen, sich zu retten, zeigten ihnen einen Hauch ihrer eigenen Jugend.
Dafür konnten sie sich erstaunlich viele Sorgen um das Wohlbefinden ihrer neuen Ersatzfamilie machen.
Rolf konnte die Probleme der Anderen kaum nachvollziehen. In der Welt, aus der er kam, war er nie geachtet worden, nicht von seinen Eltern, seinen viel zu vielen Geschwistern, seinen Lehrern oder Schulkameraden.
Er hatte gelegentlich Frauen in Discos aufgegabelt. Einige fanden heraus, wie bereitwillig er praktische Dinge für sie erledigte, wenn sie ihm nur entsprechende Anweisungen in einfacher Sprache gaben und hielten es eine Weile mit ihm aus. Abgesehen davon, hatte die Welt für ihn vor allem aus seinem großen 3-D-Fernseher bestanden.
Es war eine seltsame Laune der Natur, dass er trotzdem zu den größten und kräftigsten Menschen gehörte, denen man überhaupt begegnen kann. Er hatte ein Händchen dafür, kleine Geschäfte zu machen, die nicht selten illegal waren. Damit hielt er sich über Wasser.
Zufällig lernte er Eddie kennen und damit begann sich sein Leben zu verändern. Eddie führte ihn in seinen Freundeskreis ein und dort, nur dort
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