Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Cenimnir kam vorbei, um noch einmal nach Konstantin zu schauen. Er fand ihn tief und fest schlummernd vor. Es würde noch zwei Phasen finster bleiben. Man konnte unmöglich die ganze Nacht lang schlafen. Cenimnir blieb, bis er sicher war, Konstantin verständlich gemacht zu haben, dass er ihn nach dem ersten Gewitter wieder zur Arbeit abholen wollte. Danach ging er los, um Einkäufe zu erledigen, und kehrte zu einem zweiten Frühstück zu seiner Familie zurück. Noch ein kurzes Nickerchen, dann graute schon fast der Tag, und er musste los in die Schule, wo zwölf Kleinkinder darauf warteten, von ihm Lesen und Schreiben beigebracht zu bekommen. Rechtzeitig zum ersten Gewitter war er wieder daheim und legte sich zum Schlafen hin. Anschließend trabte er los, um Konstantin abzuholen.
„Der Mann ist ein Phänomen“, hatte er beim Frühstück zu seiner Gefährtin gesagt. „Aus dem wird noch einmal etwas. Allerdings hat er da verschiedenerlei Arbeit vor sich, derzeit ist er nämlich noch wie ein Kleinkind. Er kennt nicht einmal die eingängigsten bekömmlichen Pflanzen! Und bei der Befragung durch die Sucherin vermochte er kaum, vernünftige Auskünfte zu geben. Das Seltsamste ist, dass er eine Sprache spricht, die ich nicht ansatzweise verstehe, als gehörte er zu einem dieser gänzlich unterentwickelten Stämme. Jedoch, das fügt sich nicht richtig, er ist nämlich progressive Technik unbestreitbar gewöhnt! Kannst du dir das ausmalen? Ich werde nicht klug aus ihm.“
„Schön, dass du ihn magst, mein Lieber“, antwortete seine Frau [8] nur.
Sie kannte ihren Mann gut genug, um zu wissen, dass genau das die Quintessenz seiner kleinen Ansprache war. Außerdem bedeutete es natürlich … „Du wirst also heute Abend auswärts sein, um doch noch aus jenem ´unbedeutenden Constantin´ schlau zu werden, richtig? Leihe ihm nur nicht so viel gutes Geld, dass wir in Schwierigkeiten geraten! Vielleicht solltest du mit H´Selljin darüber sprechen, dass er ihm zu Anbeginn mehr unter die Arme greifen soll, der hat ihn schließlich aufgelesen und hätte auch die Mittel. Dich hat er bestimmt dazugeholt, weil er wusste, dass du dich kümmern würdest. Denke einmal darüber nach.“
Survival bedeutet Überleben
Alexander hatte, ohne große Begeisterung zu zeigen, einige rohe Insekten verspeist. Lisa versuchte ihr Glück stattdessen mit einer bananenähnlichen Frucht und konnte bisher keine negativen Auswirkungen feststellen. Trotzdem hatten sie seit über zwei Erdentagen alle keine richtige Mahlzeit mehr zu sich genommen. Wenn sie das nicht bald nachholen konnten, würden sie nicht die Kraft haben zu überleben. Man konnte vielleicht, wenn man vorsichtig vorging, herausfinden, was man von dem reichhaltigen Pflanzenangebot ringsum essen könnte. Sich blind daran satt zu futtern, ohne Bescheid zu wissen, würde mit größter Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass sie alle an Vergiftungen umkamen. Verena wusste: Sie brauchten gebratenes Fleisch.
Bernd gelang schließlich, einen Feuerbohrer zu improvisieren, mit dem sie unter einigen Mühen Zunder in Brand gesetzt bekamen. Das baumwollartige Material brannte gut an. Das galt jedoch nicht für die Äste, die sie als Brennstoff verwenden wollten.
„Ich bin zwar Vegetarierin, aber wenn du nicht bald ein Feuer anbekommst, fange ich an, Eidechsen zu fangen, und esse sie roh! Ich hab so einen Hunger. Bitte, Bernd, brat doch irgendwas!“, bettelte Lisa mit Tränen in den Augen.
Natürlich hatten sie dadurch immer noch kein Feuer und die Verzweiflung und Resignation nahm mit jeder Minute zu.
Verena hielt es nicht mehr aus, als stille Beobachterin herumzuliegen und nichts zu tun. Unter größter Mühe und Schmerzen gelang es ihr, auf die Beine zu kommen.
In ihrer Sportlerkarriere war sie mehrfach in der Situation gewesen, dass sie nach Krankheit und Verletzung zur Untätigkeit verdammt war. Da sie so etwas hasste, hatte sie sich bei solchen Gelegenheiten ein frühes Rehabilitationstraining zusammengestellt. So begann sie jetzt zaghaft mit einzelnen Dehnübungen. Besonders weit kam sie nicht. Doch sie wusste, dass zumindest ihre Prellungen, Zerrungen, Stauchungen und kleineren Blessuren auf die Dauer keine Behinderung darstellen würden. Die Hand war schon am abschwellen. Mehr Sorgen machte sie sich um ihr vergiftetes Bein.
„Lisa, könntest du mir bitte zu dem Tümpel da drüben helfen? Ich würde gerne versuchen meine Kleider ein wenig sauber zu bekommen und mich
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