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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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wurde von einer wütenden Viper getroffen und begann mit dem Tier zu ringen. Gut! Sieht aus als wäre er jetzt mindestens dreimal gebissen worden! Außerdem hängt er nach dem ganzen Strampeln mit dem Kopf nach unten an einem Bein. Der ist erst mal erledigt. Aber wie steht es mit mir?
    Verena wandte den Kopf. Ihre Hoffnung, dass sie einen weiteren festen Untergrund erspähen könnte, zerschlug sich sogleich. Hier konnte man mindestens zwanzig Meter herabfallen, ohne von irgendetwas aufgehalten zu werden. Dann kam ein Stamm, der ziemlich hart aussah. Dieser Sturz würde tödlich enden. Die letzten Schlingpflanzen, die sie festhielten begannen, nach und nach zu reißen. Bewegungslosigkeit würde ihr jetzt nicht mehr helfen.
    Da entdeckte sie plötzlich einen dicken Strang, der direkt neben ihrer geschwollenen linken Hand von oben senkrecht herabbaumelte. Einen Herzschlag später hing sie nur noch an dieser Liane. Die entzündete Hand mit ihrem ganzen Gewicht zu belasten, brachte sie sofort an den Rand der Ohnmacht. Doch der Schrecken, sobald sich ihr Griff weiter lockerte, unweigerlich in den Tod zu stürzen, erwies sich als noch eindringlicher. Sie schüttelte die Schlingpflanzen, die an ihrer guten Hand hängengeblieben waren, ab und griff sofort damit nach ihrem neuen Halt. Wenn ich jetzt einen Wimpernschlag zögere, mit der Linken wieder zuzupacken, und mich weiter hochzuziehen, war das auch umsonst. Konzentrier dich stattdessen auf die Schmerzen im Rücken!
    Seltsamerweise funktionierte das erst mal. Die entzündete Hand, hatte sich zuvor schon beschwert, wenn sie auch nur die Finger krümmen wollte. Nun ließ sie sich einsetzen, um sich immer wieder an der dickeren Liane festzuhalten bis sie sich mit der Anderen ein Stückchen höher hangeln konnte. Sobald Verena auch die Füße an den Strang bringen konnte, um zusätzlichen Halt zu bekommen, ging die Kletterei rasch vonstatten. Das musste sie auch. Wenn ich jetzt noch einmal, nur ein einziges Mal, mit der Linken nachfassen muss, habe ich nicht mehr den Willen dazu. Dann lasse ich mich fallen und sterbe einfach. Dann sind die Schmerzen vorbei.
    Verena war mit diesem Entschluss so zufrieden, dass sie richtig enttäuscht war, als sie unerwartet wieder den waagerechten Stamm vor sich sah, von dem sie herabgestürzt war. Das Ziel vor Augen konnte sie dann doch nicht aufgeben, und noch dreimal durchlitt sie die Tortur, zugreifen zu müssen, bevor sie endlich oben angelangt war.
    Dort war die Zeit nicht stehengeblieben. Ein weiterer der Gegner war verschwunden aber auch Lisa lag zusammengekrümmt auf der Seite. Alex wehrte sich gegen den verbleibenden Mann. Die Frau hingegen stand direkt vor Verena und wandte ihr den Rücken zu. Sie setzte mit Bedacht einen Fuß vor den anderen und näherte sich Alex, wo ihr Eintreffen den Kampf zweifellos entschieden hätte. Verena musste nur einen einzelnen Treffer in den Nacken landen. Da die Frau nicht gemerkt hatte, dass Verena sich zurück auf den Ast gerettet hatte, wäre sie wehrlos. Das ist Mord, wenn ich sie jetzt hinterrücks töte. Das kann ich nicht machen.
    Dieser moralische Gedanke war trügerisch. Ohne sich überhaupt dieser Entscheidung bewusst zu sein, schlug Verena zu, so fest, dass sie das Genick brechen hörte. Der gewaltige Mann, der Alex bedrängte, erahnte, dass sich eine Gefahr von hinten näherte. Das war sein Ende. Die minimale Ablenkung reichte Alex, um unter der herabfahrenden Steinklinge hindurchzugreifen, sich etwas zu ducken und den riesigen Körper über seine Schulter zu werfen. Einige Meter tiefer schlug der Gegner mit dem Kopf voran auf einen Ast und war sofort tot.
    Verena wollte gleich zu Lisa eilen, doch diese begann bereits, sich aufzurichten. Da spürte sie ihren eigenen Körper rebellieren. Erst kehrten sämtliche Schmerzen, die sie während des Kampfes noch einmal hatte für kurze Zeit ausblenden können, mit Macht zurück. Sie sank auf alle Viere. Nun schaltete sich die Erkenntnis, gerade mehrere Menschen getötet zu haben dazu. Verena erbrach sich ausgiebig. „Jetzt geht es mir wieder besser, gleich kann ich sicher aufstehen “, sagte sie nach einiger Zeit, die sie in dieser Position mit Würgen verbracht hatte.
    Vielleicht konnte sie damit sich selbst oder Alexander und Lisa überzeugen. Das Universum hingegen zeigte sich unbeeindruckt und konfrontierte sie mit dem nächsten Problem. Der rasche Kampf hatte Unmengen Adrenalin freigesetzt, das sich nun langsam wieder verflüchtigte.

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