Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Karatekünste nicht mehr so viel. Zwar konnte sie vermeiden, durch die ersten Hiebe der messerscharfen Steinklingen aufgeschlitzt zu werden, doch war sie gezwungen, die Waffenstiele mit dem Unterarm ihres noch intakten Arms abzufangen. Der Schmerz wurde schon beim zweiten Treffer unerträglich und sie wusste nicht, was sie dagegen machen sollte, dass noch weitere folgen würden. Sie bekam einfach keine Gelegenheit für einen Gegenangriff. Das hier ist kein Wettbewerb, wenn ich nichts ändere, bin ich bald tot! - Moment! Kein Judo bedeutet, ich habe nicht automatisch verloren, wenn ich auf dem Rücken liege.
Verena wagte nicht, eine Rolle nach hinten zu versuchen, weil sie nicht wusste, ob sie nicht mit Lisa und Alex kollidieren würde. Das hinderte sie nicht daran, sich wenigstens flach nach hinten fallenzulassen. Dazu war deutlich weniger Platz nötig. Irgendetwas Unangenehmes drang bei dem harten Aufschlag durch ihre Jacke und verpasste ihr eine Rückenwunde. Sie hatte sich für weitere Schmerzen gewappnet und daher gelang es ihr, ihren spontanen Plan weiter zu verfolgen. Im Liegen war sie von den Äxten im ersten Moment nicht leicht zu treffen. Da ihre Gegner aber nach vorne drängten, gerieten ihre Beine in die Reichweite von Verenas Tritten. Ihr Fußfeger saß einwandfrei, und der Muskelberg von einem Axtschwinger stürzte schmerzhaft mit der Hüfte auf den harten Untergrund und rutschte seitlich ab. Sein tiefes Berserkerbrüllen klang jetzt deutlich nach Schmerzen. Verena konnte es sich nicht leisten, sich der Befriedigung deswegen hinzugeben. Sobald ihr anderer, unmittelbarer Gegner sich auf die neue Situation einstellen würde, wäre es ein Leichtes für ihn, mit tieferen Axthieben auf sie einzudringen. Im Liegen konnte sie diesen nicht vernünftig ausweichen und noch weniger kamen Blocks infrage. Daher ließ sie sich mehr oder weniger auf Gutglück seitlich vom Ast rollen, wobei das schmerzhafte Etwas, das sich in ihren Rücken gebohrt hatte, wieder herausgerissen wurde. Irgendetwas hatte sie aus den Augenwinkeln unter sich gesehen und sie hoffte inständig, sich nicht getäuscht zu haben. Tatsächlich war ihr Aufprall sogar weich. Im ersten Augenblick freute sie das. Dann erkannte sie, dass sie mit dem Rücken voran in ein dichtes Geflecht aus dünnen Schlingpflanzen gestürzt war. Warum muss mir jetzt noch so was passieren? Solange ich stillliege, hält mich das Zeug. Wenn ich anfange, mich zu befreien, zerreißt eine Ranke nach der Anderen und ich stürze in den Tod.
Direkt über sich konnte Verena beobachten, wie Lisa und Alex nebeneinander Aufstellung bezogen. Ihren Freunden gegenüber schob sich die eingeborene Frau gerade neben den Mann, der Verenas Beinfeger entgangen war. Das wird nicht gut ausgehen! Lisa hat erst den gelben Gürtel und auch Alex kann gegen Bewaffnete kaum Erfahrung haben.
Da ging schon der erste Hieb auf Lisa nieder und zog einen blutigen Streifen von ihrer rechten Brust bis über den ganzen Bauch. Das Unterhemd schützte sie in keiner Weise. Immerhin war sie so weit zurückgewichen, dass es erst mal bei einer blutigen Fleischwunde blieb, soweit Verena das beurteilen konnte.
Doch dann wurde sie von der Beobachtung der dramatischen Ereignisse weiter oben abgelenkt. Der Muskelprotz, den sie von den Beinen gerissen hatte, hing, wie sie jetzt feststellen musste, zu ihren Füßen ebenfalls in diesem Rankengewirr fest und versuchte mit weit ausholenden Hieben seiner Axt an sie heranzukommen. Sie begann, sich mit aller Kraft vorwärts zu ziehen, um der Zerstückelung durch die Steinklinge zu entgehen. Ihre Befürchtung bezüglich der reißenden Schlingpflanzen traf jedoch voll zu. Das Material gab so bereitwillig nach, dass sie kaum vorwärtskam, dafür aber den Rest dessen, was sie noch hielt, rasch zerstörte. Da kroch auch noch eine große grüne Schlange auf sie zu. Das Tier, das sichtlich alarmiert war, musste im Gestrüpp auf Beute gelauert haben, und Verena hatte sie in die Enge getrieben. Das panische Tier stieß sogleich zu und Verena riss ihren Arm zurück, was natürlich noch mehr Schlingpflanzen zerstörte. Sie sackte ein gutes Stück tiefer. Die Schlange verfehlte sie zwar mit ihrem Biss, rutschte aber nun an ihrem Körper herab. Das Tier stürzte nicht ab, sondern blieb an Verenas Bein hängen, das bereits von einem Verwandten des Reptils vergiftet worden war.
Ein Tritt und zumindest dieses Problem schien gelöst. Jedenfalls war das für Verena der Fall. Ihr Gegner
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