Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
Vom Netzwerk:
sein, dass er in Kampfposition ging. Aha, jetzt geht es doch noch los, dachte Verena und wusste nicht, ob sie erleichtert oder erschüttert sein sollte. Ein komisches Ablenkungsmanöver, erst mal zu flennen. Welchen Vorteil bringt ihm das auf diese Entfernung?
    Wieder überraschte Bernd sie. Er stürmte nicht, wie erwartet, auf Verena los, sondern stieß stattdessen die immer noch abwartend neben ihm stehende Mira grob in die Seite, sodass sie beide zu Boden geworfen wurden. Im Dojo hätte so etwas nie geklappt, dafür war Mira bereits zu erfahren. Hier und jetzt war sie aber so gänzlich unvorbereitet, dass ihr die Kampfreflexe für einen Sekundenbruchteil versagten.
    Das war ihr Glück. Gleich drei Holzspeere kamen von schräg oben herabgesaust und verfehlten Mira und Bernd knapp. Allerdings war dies kein fester Boden. Die beiden rollten einen halben Meter weit und stürzten gemeinsam in die Tiefe! Man hörte viele Äste krachen und einen Aufschrei, dann gab es keine Spur mehr von Mira und Bernd.
    Dafür sprangen nun fünf fast gänzlich nackte Wilde [26] aus den Ästen herab. Sie hatten sich von oben bis unten in grünen und braunen Tarnfarben bemalt. Außer einem Ledergürtel, mokassinartigen Schuhen und ledernen Fingerhandschuhen trugen sie keine Kleidung, sodass ihr Gemächt frei hin und her schaukelte. Eine der Wilden war eine Frau, ´mit Brüsten, die so klein sind, dass es abstoßend wirkt´ - wie Alex es wohl beschrieben hätte. Derzeit waren die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale der Angreifer jedoch von untergeordneter Bedeutung. Immer noch trugen zwei von ihnen Holzspeere und die übrigen Drei hatten Steinbeile aus ihren Gürteln gezückt. Mit diesen Waffen gingen sie brüllend auf Alex, Lisa und Verena los.
    Die Angreifer hatten deutlich gemacht, dass sie ihre Waffen tatsächlich einzusetzen gedachten, so wussten die Jugendlichen wenigstens sofort, woran sie waren und konnten zum Gegenangriff übergehen. Der Untergrund war nicht breit genug, als dass sie in Dreierreihe nebeneinander hätten antreten können. Verena stand vor Alex und Lisa, wo sie sich demonstrativ aufgebaut hatte, um Bernd herauszufordern.
    Der Kampf wurde dadurch eröffnet, dass beide Seiten ihre verbliebenen Spieße schleuderten, denn auch Verenas Gruppe führte seit einiger Zeit solche Waffen mit. Verena wurde seitlich am Hals gestreift, wusste aber gleich, dass dieser tiefe Kratzer nichts am weiteren Verlauf des Kampfes ändern würde. Lisa gelang es mühelos, auszuweichen, indem sie den Angreifern kurz ihr schmales Profil zuwandte, wie Verena aus den Augenwinkeln beobachtete. Alexanders Speer zischte haarscharf an einem der hinteren Angreifer vorbei. Die Spieße der Mädchen waren so schlecht gezielt, dass der Wurf die Angreifer nur noch mehr ermutigen konnte. Allerdings war eine solche Ermutigung angesichts dreier, nunmehr unbewaffneter, Jugendlicher ohnehin nicht notwendig.
    Der erste Gegner war rasch heran und holte mit seiner Steinaxt aus. Der Hieb war nicht ungeschickt ausgeführt, aber dennoch etwas zu sorglos und weit ausgeholt. Verenas Handballen traf den Mann, ohne dass dieser den Hieb erahnt hatte, und zerschmetterte seinen Kehlkopf. Zunächst begriff wohl niemand, was da vorne in der ersten Reihe gerade geschehen war. Alex und Lisa hatten Verena bisher nur Judo verwenden sehen und konnten sich aus den Bewegungsabläufen vor ihnen folglich keinen rechten Reim machen. Dann aber griff sich der Kerl an den Hals, ließ sein Beil fallen und taumelte rückwärts, wo er mit einem letzten Röcheln zusammenbrach. Verena realisierte erst jetzt, wie ungeheuer groß und muskelbepackt ihre Gegner waren. Um die Kehle zu treffen, hatte sie senkrecht nach oben zielen müssen. „Verena! Langsamer Rückzug bis zu einer Stelle, wo wir besser kämpfen können!“, rief Alex.
    Klar, was du meinst Alex aber in meiner Verfassung rückwärts zu laufen, könnte leicht in die Hose gehen.
    Da der Ansturm der Fremden einen Augenblick zum Erliegen gekommen war, hatte Verena tatsächlich die Möglichkeit, sich vorsichtig einige Schritte nach hinten zu tasten. Doch der Stamm war hier breit genug für zwei Angreifer nebeneinander. Zwei der Axtschwinger nutzten ihren taktischen Vorteil sofort und griffen Verena gemeinsam an. Dabei waren sie vorsichtiger geworden und gaben sich keine Blöße durch weite, ausladende Schwünge mehr. Ohne sicheren Stand auf einem Bein und mit nur einem voll einsatzfähigen Arm halfen Verena auch ihre

Weitere Kostenlose Bücher