Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Konstantin noch einige Tage, bevor er mit seiner neuen Arbeit beginnen sollte. Zunächst dachte er daran früher damit anzufangen, dann entschied er sich anders und ließ sich stattdessen endlich auch einmal zu seinem besten Freund Cenimnir einladen. Konstantin lernte in diesen Tagen Cenimnirs Gefährtin CegeuciDan und seine zahlreichen Kinder kennen und mögen und natürlich beschäftigten sie sich auch mit Cenimnirs heiß geliebten Garten. Konstantin sollte allerdings auch in den nächsten Jahren zu diesem Thema nicht vielmehr lernen als das, was nötig war, um die wichtigsten essbaren Pflanzen, vornehmlich die auf seinem eigenen Grundstück, zu identifizieren.
Es muss gesagt werden, dass Konstantin, ohne dass jemand einen Grund dafür hätte nennen können, späterhin nichtmehr zu Besuch in Cenimnirs Haus kam. Da kein Ende für die Männerfreundschaft der Beiden in Sicht war und es auch zwischen Konstantin und Cenimnirs Familie nur gegenseitige Sympathie gab, müssen wir uns wohl mit einem ´es ergab sich einfach irgendwie so´ zufriedengeben. Jedenfalls trafen sich Konstantin und Cenimnir fortan immer in Konstantins Anwesen oder in der Stadt, beziehungsweise bei gemeinsamen Freunden und Bekannten, wie etwa Senigara.
Langsam erwachte Konstantins alter Drang wieder, allem Möglichen nach zu spüren. Wir erkennen daran, wie gut er sich in H´Cuudim eingelebt hatte, wie zunehmend sicher er sich fühlte. Die Lebensmittelhändler etwa, bei denen er einkaufte, waren lange keine seltsamen exotischen Figuren mehr für ihn, sondern eben Menschen, die man kannte und grüßte, wenn man sie auf der Straße sah. Konstantin lernte seine Nachbarn kennen. Er traute sich auch mittlerweile zu, sich alleine in den höher gelegenen Teilen der Stadt zu bewegen und, etwa um Senigara zu besuchen, Abstecher in die ihm bekannten Teile der Unterstadt zu machen. Meistens war er natürlich dennoch mir Cenimnir oder Vaíl unterwegs, doch hatte er nicht länger das Gefühl, verloren zu sein, sollten seine Begleiter auf die Idee kommen, einfach zu verschwinden, - was sie ohnehin nicht im Sinn hatten. Tatsächlich gab es überall ´Geheimnisse´ für Konstantin zu lüften. Da waren zum einen tausend alltägliche Dinge, die es zu verstehen gab. Es erstaunte Konstantin zum Beispiel, dass Wissenschaft und Technik viel fortgeschrittener waren, als es gemeinhin den Anschein hatte. Die vielen Hinweise darauf, wie die Druckmaschine mit Plastikteilen und die sehr wirksamen Substanzen, um unerwünschte Tiere fernzuhalten, brachten ihn dazu, sich einmal genauer zu erkundigen. Es stellte sich heraus, dass zu den wichtigsten grundlegenden gesellschaftlichen Errungenschaften eine lange Tradition gehörte, die unzähligen Dinge, die der unendliche Dschungel bot, zu verstehen und zu nutzen. Es gab Alchemisten, die sich hauptsächlich damit beschäftigten, verschiedenste Wirkstoffe aus Pflanzen und Pilzen zu extrahieren. Dazu kam ein ausgeprägter Wissenschaftsbetrieb, der zur Hauptaufgabe hatte, die Wirkungen solcher Substanzen auf Mensch und Umwelt, auch durch groß angelegte Studien zu untersuchen. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Es gab nahezu perfekt wirkende Mittel zur Insektenabwehr, was angesichts der allgegenwärtigen Moskitoplage für den Alltag mit das Wichtigste war. Die Medizin verstand viele Dinge nicht so gut und hatte nicht die diagnostischen Mittel unserer Zeit (und Welt). Doch etwa in Behandlung und Vorsorge gegen Infektionskrankheiten war sie aufgrund von jahrtausendealten Erkenntnissen dieser sogar deutlich voraus.
Konstantin wurde auch langsam klar, wie ausgefeilt der Umgang mit der Natur sein musste, damit eine so große Stadt wie H´Cuudim überhaupt funktionieren konnte. Es wurden beispielsweise nur wenige Abfälle produziert und diese wurden dann stets vollständig recycelt, meist direkt von ihren Erzeugern. Vieles was wir als notwendig voraussetzen würden, gab es andererseits nicht. So fehlte etwa eine Kanalisation. Die allgegenwärtigen Teichklos machten sie überflüssig. Der bauliche Aufwand, um zu verhindern, dass dadurch nach stärkerem Regen die Frischwasserzufuhr verunreinigt werden konnte, war beachtlich.
Ein anderes Thema, das Konstantin beschäftigte, war die Abwesenheit von Zug- und Tragetieren. Anfangs war ihm dieser Umstand nicht aufgefallen. Wann bekommt man schon mal ein Packpferd zu sehen? Doch irgendwann ging ihm auf, dass man dergleichen in einer in vieler Hinsicht mittelalterlichen Welt eigentlich
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