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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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erwarten müsste. Er erkundigte sich genauer, und es stellte sich heraus, dass die Haltung von großen Tieren als Quelle von Arbeitskraft oder Nahrung verboten war. Sie zu füttern hätte zu leicht dazu geführt, dass der Dschungel, der die Lebensgrundlage aller darstellte, zerstört worden wäre. Dafür hielten sich viele Menschen allerdings vielfältige kleinere Tiere, die hauptsächlich von Küchenabfällen lebten und eines Tages als günstige Fleischbeilage endeten.
    Konstantin interessierte sich aber auch mindestens genauso sehr für die Menschen in seiner Umgebung. Bald wusste er im Detail, wer alles eine Affäre mit wem hatte, welcher Händler beim Abwiegen des Gemüses betrog und dergleichen. Er fand auch durch genaue Beobachtungen heraus, wer in der Druckerei gelegentlich die wertvollen beweglichen Lettern stahl und dass der Betreffende sie eigentlich nur ausborgen wollte, um damit in Heimarbeit für seine Angebetete einen kleinen Band mit Liebesgedichten zu drucken.
    Konstantin holte auch Informationen über den Politiker Galadan ein, der ihm auf Celljins Feier so unangenehm mitgespielt hatte. Gelegenheit dazu bekam er hauptsächlich, wenn er mit Vaíl wiedereinmal einer Einladung in die gehobene Gesellschaft folgte. Konstantins Gefährtin bewegte sich nämlich gerne und regelmäßig in Kreisen, die durch ihre besondere berufliche Stellung herausragend waren. Häufig fiel eine wirklich hohe Position mit der Zugehörigkeit zu einer der alten Familien zusammen. Als Vaíls Gefährte tauchte Konstantins Name bald allerorten auf den Gästelisten auf. Er genoss diese Gelegenheiten nicht nur wegen des guten und kostenlosen Essens. Hier bekam er auch ausführlich Gelegenheit, die Rolle des exotischen Lebemanns zu spielen.
    Über Galadan konnte er keinen einheitlichen Eindruck gewinnen. Seine Familie war tatsächlich ungeheuer reich, darin waren sich alle einig. Ob sie aber nun hauptsächlich im Seehandel oder in innerstädtischen Geschäften engagiert waren, darüber gingen die Meinungen auseinander. Manche behaupteten, er sei wirtschaftlich in Schwierigkeiten, andere sagten das genaue Gegenteil. Was die Politik anbetraf, schien er für seine neue, aggressive außenpolitische Ansicht berüchtigt zu sein. Er hatte sich diese Position erst nach der letzten Wahl und dazu noch sehr unvermittelt zugelegt. Damit stand er nun vollkommen isoliert da. Die vorwiegende Ansicht unter denen, die Konstantin befragte, war, das Galadan voraussichtlich nicht noch einmal ins Parlament [33] gewählt würde.
     
    „Es ist wirklich gut, dass du jetzt endlich deine Ausbildung als Sucher beginnst, mein Canadalith“, legte Vaíl Konstantin dar. Sie sprach ihn fast nur noch mit diesem Spitznamen, ´Aschenatem´, an. „Da wirst du endlich Gelegenheit bekommen, deine Neugierde auf etwas Nützliches zu richten. Es ist nicht gut, dass du diesem Saladan hinterherschnüffelst. Er wird davon Wind bekommen und es wird ihm nicht gefallen. Wer weiß, was er sich gegen dich ausdenkt, wenn du ihn zu sehr ärgerst“, fügte sie hinzu.
    Konstantin war viel zu aufgeregt, um sich diesen Tadel besonders zu Herzen zu nehmen. Statt darauf einzugehen, fragte er lieber: „Wie sehe ich aus, Vaíl?“, und „Wie hieß noch mal der Mann, bei dem ich mich da zum Dienst melden sollte?“
     
    Die Antwort auf letztere Frage lautete „Corthovrin“.
    Dieser ältere Mann, Konstantin schätzte ihn auf sechzig, sollte Konstantins Mentor werden, und seine erste Aufgabe bestand darin, Konstantin zu erklären, was er zu erwarten hatte:
    „Wir hatten uns im Vorfeld darauf verständigt, dass du im Regelfall folgende Schichten machst: Spätnacht, Morgenschicht und Abendschicht. Dazwischen kannst du freimachen oder deinem Nebenberuf als Drucker nachgehen. In der Spätnachtschicht wirst du für den Anfang, ab morgen, abwechselnd immer einen Tag in der kriminaltechnischen Abteilung und in der Kaserne verbringen. Du musst deine grundlegende Befähigung im Umgang mit den Dienstwaffen und in Kriminaltechnik nachweisen, bevor du Sucher werden kannst. Später musst du regelmäßig weiter trainieren, damit deine Zertifikate verlängert werden. Wir sehen uns täglich erstmals in der Morgenschicht. In dieser Zeit wirst du mir persönlich assistieren, bei was immer ich gerade tue. In der Abendschicht werde ich dich entweder zum Bibliotheksstudium schicken oder anderen Kollegen zuteilen, je nachdem was ich für sinnvoller halte. Heute werde ich mir aber den ganzen Tag Zeit für

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