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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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überleben. Drittens: Wenn ich das nächste Mal erscheine, werdet Ihr mich als Eure Vorgesetzte behandeln. Deswegen werde ich Euren verachtungswürdig dummen Ausrutscher dann auch vergessen haben.
    Oh, Ihr könnt mir nicht mehr zustimmen? Wie schade. Nun, eine Weile werdet Ihr Euch da unten noch in Krämpfen herumwinden und Euch einnässen. Das gibt Euch Zeit, über meine Worte nachzudenken. Lebt wohl, Zaladan!“
    Der Politiker war inzwischen tatsächlich zu Boden gesunken und krampfte unkontrolliert. Ich hätte vielleicht noch auf ihn spucken sollen. Andererseits: Vielleicht hätte das den Bogen so weit überspannt, dass er trotz allem noch ausgestiegen wäre. Nein, ich denke, die Zeit, in der er vergeblich nach dem belastenden Material in seinem Haus sucht, wird ausreichen, ihm klarzumachen, dass er kein so großer Hecht ist, wie er geglaubt hat, dachte Vaíl. Seelenruhig war sie über den Vergifteten hinweggestiegen und schlenderte weiter durch die Oberstadt, wo sie noch Vilana bei ihrer Familie besuchte. Es ist bemerkenswert, dass ich sie immer noch als Freundin betrachten kann, nach allem, was ich ihr angetan habe. Nun, das sollte ich mir schnell abgewöhnen. An dem Tag, da sich meine wahre Rolle offenbart, könnte Constantin vielleicht aus Liebe zu mir stehen, auch wenn ich das bezweifle. Doch Vilana bleibt dann nichts anderes mehr übrig, als mich zu hassen. Was fange ich dann nur mit meinem Leben an? Hier zu bleiben oder in meine Heimat zurückzukehren wird mir wie ein Leben in Gefangenschaft vorkommen. Ich müsste weit fort gehen. Vermutlich kann ich meinen Leuten zum Sieg verhelfen. Nur für mich selbst gibt es nichts zu gewinnen.
    Am Ziel angekommen öffnete Vilana ihr persönlich die Türe. Die jüngere Frau musste glauben, dass Vaíl um ihretwillen weinte.

Lehrzeit
     
    Das was ich mit Verena habe, ist etwas Besonderes. Ich habe am Anfang nicht geglaubt, dass es funktionieren könnte mit uns. Ich habe eine richtig großartige Nachwuchswaldläuferin aus ihr gemacht. Dabei ist sie geradeerst ein Jahr bei mir. Genau ein Jahr, ein wunderbares Jahr.
    Verträumt betrachtete er Verenas Gesicht, während sie schlief. Verena hatte volle sieben Tage an einem heftigen Fieber gelitten. Jetzt war sie endlich gesund und nur noch ein wenig müde. Bald wären sie imstande, aus den Tiefen der Lichthöhle in der sie sich verkrochen hatten, herauszukommen und erneut frei durch die Wälder zu streifen. Meine wunderbare und geheimnisvolle Verena. Genau da liegt das Problem. Der Jahrestag macht mir allzu deutlich, dass ich einige Dinge ändern muss.
    Barwarin dachte daran zurück, wie Verenas Augen gestrahlt hatten, als er endlich beschlossen hatte, dass sie bereit sei, die Ebenen der unteren Lichtwelt und der Lichthöhlen kennenzulernen, und wie begeistert sie dann über diese Wunderwelten war. Überhaupt hatte ihn Verena gelehrt, die unglaubliche Natur der Welt, in der er lebte wieder mit anderen Augen zu sehen. Nicht, dass er jemals aufgehört hätte, die schönen Aspekte des Dschungels in all seinen Formen zu genießen. Doch wenn er Verenas grenzenlose Begeisterung über die leuchtenden Steine, eine besonders hübsche Blüte oder auch über die profansten Dinge, wie ein faszinierendes Insekt sah, färbte das auch auf ihn selbst ab. Es ließ ihn diese Dinge gleich zweimal erleben. Sie konnte sich für die normalsten Begebenheiten begeistern. Einmal war sie verträumt stehengeblieben. Er fragte sie, was sie da anstarrte. Wie aus weiter Ferne hatte sie geantwortet: „Ein Wunder der Natur. Diese schillernde Cilan-Eidechse sitzt auf dem Blütenblatt einer Vendira-Blume. Die Blume hat sich auf dem Ast eines jungen Busches entwickelt, den ich noch nicht kenne. Ich weiß nur, dass er schön gewachsen ist. Aber nicht im Boden, sondern in diesem dichten Knäuel aus Lianen, die wiederum von dem Bäumchen dort herabhängen. Der kleine Baum hat seine Wurzeln um den Querstamm geschlungen, auf dem wir gerade stehen. Dieser waagerechte Stamm ist so verzweigt, dass ich nichts Genaueres darüber sagen kann, wo er sich überall festklammert. In unserer Nähe wären das vor allem drei senkrechte Triebe von einem anderen Querstamm-Baum. Irgendwann und irgendwo muss es senkrechte Pfeilerbäume geben, die mehrere Hundert Schritt weiter unten auf einem Boden stehen, von dem wir nur ahnen können, dass es ihn überhaupt gibt.“
    Mit Verena war es einfach, vollkommen im Jetzt zu leben. Sie hatten es bald gänzlich aufgegeben, sich mit ihrer

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